Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte
nur wollte er nichts behalten, was ihn daran erinnerte. Die besten Erinnerungen waren die, wie er ausgezogen war und sich auf eigene Füße gestellt hatte.
Er hatte sich bei Corley Motors hochgearbeitet, indem er anwendete, was er auf der Highschool und bei seinem Vater gelernt hatte. Seine Arbeitsmoral und Initiative fielen Butch auf, und sein Instinkt brachte ihm schließlich den Posten des Teamchefs ein. Er liebte das Reisen, die Arbeit und freute sich schon darauf, seine Angelegenheiten hier zu regeln und danach sein altes Leben wieder aufzunehmen.
Der einzige Grund, weshalb er sich dazu entschlossen hatte, das Haus selbst verkaufsfertig zu machen, statt jemanden damit zu beauftragen, war der Streit. Sicher, er könnte einfach aus Dahlia verschwinden, aber dann würde er sich immer fragen, was seinen sonst so friedlichen Vater dazu gebracht hatte, die Fäuste gegen einen alten Mann zu erheben, der schon fast achtzig Jahre alt war.
„Fertig“, sagte Cardin hinter ihm und brachte ihn damit in die Gegenwart zurück. Er hatte die ganze Zeit über den Sessel seines Vaters angesehen.
Nun drehte er sich um und fragte ohne Umschweife: „Hast du eine Ahnung, worum es bei dem Streit ging?“
Sie wusste sofort, was er meinte. „Nein, absolut nicht. Ich hätte nie gedacht, dass Jeb jemanden schlagen könnte. Dafür ist er viel zu …“
„Alt?“
„Das auch“, sagte sie und ging zu ihren Sachen. „Aber ich meinte eher, dass er stets rechtschaffen war. Er ist nicht der Typ für eine Auseinandersetzung mit Fäusten.“
„Das war mein Vater auch nicht“, erinnerte Trey sie.
„Ich weiß. Das macht die Sache ja so seltsam.“ Sie nahm die Schlafsäcke aus den übereinandergestapelten Kisten. „Dass Eddie sich einmischte, ist schon eher nachvollziehbar. Er hat die Tugendhaftigkeit seines Vaters nicht geerbt. Aber dafür, dass Jeb und dein Vater aufeinander losgegangen sind, muss es einen schwerwiegenden Grund gegeben haben.“
„Trotzdem hat niemand darüber gesprochen.“ Er schob die Kisten aus dem Weg. „Hat Eddie alles mitbekommen? Weiß er, was passiert ist?“
„Seit er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat er kein Wort darüber verloren. Ich glaube, sein Schweigen ist zum Teil mit schuld daran, dass meine Mom ihn verlassen hat.“
„Was? Deine Eltern haben sich getrennt?“
„Vor ungefähr vier Monaten.“ Sie warf den erstender beiden Schlafsäcke vor sich auf den Boden, um ihn auszurollen. „Delta zog in meine Wohnung, und ich bin wieder bei Eddie und Jeb eingezogen. Ich habe den ganzen ersten Stock für mich, das ist besser, als mich mit meiner Mom über die Benutzung des Badezimmers in meiner Wohnung zu streiten.“
Trey war verwirrt. „Warum überhaupt ein Tausch? Warum hat sie sich keine eigene Wohnung genommen?“
„Es ist ein vorläufiges Arrangement, bis sie und mein Dad die Dinge dauerhaft geregelt haben.“
„Dann sind sie nicht geschieden.“
„Nein, und bisher hat zum Glück keiner die Scheidung eingereicht.“
„Du glaubst also, sie finden wieder zusammen?“, fragte er.
Sie rollte den zweiten Schlafsack neben dem ersten aus, bevor sie antwortete: „Die Ehe war ihnen sehr wichtig, und ich kenne kein Paar, das besser zusammenpasst. Aber wie aus heiterem Himmel war mein Vater mal aufbrausend, dann wieder trübsinnig. Das hat meine Mutter nicht ausgehalten. Eddies Verhalten entnehme ich, dass die Sache zwischen Jeb und deinem Vater gravierend gewesen sein muss.“
„Dann müsstest du der Sache genau wie ich auf den Grund gehen wollen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Will ich aber nicht. Ich will nur, dass meine Eltern aufwachen, bevor es zu spät für einen Neuanfang ist.“
Trey lehnte sich gegen die Haustür und grinste. „Und du meinst, unsere Märchenverlobung könnte das bewirken?“
„Es ist einen Versuch wert. Alles andere habe ich schon ausprobiert. Die Reaktion der beiden, als ich um geänderte Arbeitszeiten bat, war jedenfalls sehr aufschlussreich.“
„Wie sah ihre Reaktion denn aus?“
Cardin musste lächeln. „Eddie befürchtet, du könntest mir das Herz brechen. Delta hat Angst, ich müsste deinetwegen in billigen Motels leben und meine Babys zwischen den Rennen am Straßenrand zur Welt bringen.“
Was für ein Haufen Blödsinn! „Dann hast du ihnen bereits gesagt, dass wir zusammen sind?“
Sie zögerte, doch selbst in dem schwachen Licht konnte er sehen, dass sie errötete. „Nein, ich habe ihnen nur gesagt, dass niemand mir das Herz
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