Sündige Spiele
freundschaftlicher Natur. Meine geschäftliche Position würde ich nie ausnutzen.«
Nachdem er sich nach allen Seiten umgesehen hatte, schloss er auf, und wenig später schlüpften wir durch die kleine Nebentür.
Der Michel wirkte zu Nachtzeiten gespenstisch. Doch wenn er verschlossen war, was sollte uns da noch erwarten? Die kühle Luft, die hier drinnen herrschte, brachte mich zum Frösteln.
Als hätte er in den vergangenen Monaten nichts anderes getan, als nächtliche Führungen durch den Michel zu unternehmen, geleitete Alex mich zu der Treppe, die hinauf zum Glockenturm führte. Nachdem er das Licht angeknipst hatte, kletterten wir nach oben.
»Und du meinst, das hier ist auf keinen Fall illegal?«
»Das ist es nicht, solange man uns nicht erwischt.«
»Ich schätze mal, das wird dir dein Freund auch tunlichst geraten haben, oder?«
»Das braucht er nicht. Er weiß, dass ich ein vorsichtiges Kerlchen bin.«
Es dauerte eine ganze Weile, bis wir oben waren. Obwohl ich nicht dick war und eigentlich auch keine Fitnessprobleme hatte, schnaufte ich wie ein Walross nach einem Marathonlauf, als wir endlich ankamen.
Der Blick von der Aussichtsplattform war aber all die Mühen wert. Die Stadt war ein Meer aus Lichtern, von denen sich einige bewegten, während andere fest standen. Beinahe hätte man glauben können, ein Abbild eines klaren Sternenhimmels unter sich zu sehen.
»Wofür mögen Außerirdische das hier wohl halten, wenn sie zufällig über Hamburg hinwegfliegen?«, fragte ich beeindruckt. Obwohl ich schon in verschiedenen Städten gewesen war und manchmal auch in hohen Hotels übernachtet hatte, war das Lichtermeer nie so überwältigend gewesen wie dieser Anblick.
»Du meinst, wenn sie es schaffen, unter dem Radar der Luftabwehr hinwegzufliegen?«
»Ich denke doch, dass Raumschiffe Tarntechnologie haben, oder?«
»Höre ich da den Star-Trek-Fan heraus?«
»Vielleicht«, gab ich zurück, denn als ich noch nicht mit Thomas zusammen war, hatte ich mir gern Science-Fiction-Serien angesehen.
»Ich bin eher ein Fan von Start Wars. Darth Vader und so.« Er machte ein röchelndes Geräusch, das mich zum Lachen brachte. Natürlich kannte auch ich Darth Vader, nur war dies das erste Mal, dass ich mich mit einem Mann darüber unterhielt.
Als mich die kühle Luft erschaudern ließ, umfasste mich Alex sanft. Seine Hände bewegten sich zögerlich, so als rechnete er mit Ablehnung.
»Du wirst mich doch wohl jetzt nicht von hier oben runterwerfen«, raunte ich, während die Stellen, an denen mich seine Hände berührten, zu brennen begannen.
»Warum sollte ich das tun?«, fragte er zurück. »Vielmehr will ich dich davor bewahren, runterzufallen.«
Als ich sein Gesicht an meiner Schulterbeuge spürte, begannen meine Schamlippen wild zu pochen. Verdammt, ich wollte diesen Mann!
Nur, wie sollte ich ihm das klarmachen? Bei Jean hatte ich keine Schwierigkeiten gehabt, ihn zu verführen. Ich hatte seine glühenden Blicke gespürt, und wir waren uns einig gewesen. Bei Alex dagegen war es was anderes.
»Hast du Lust, ein wenig mit mir herumzufahren?«, fragte ich schließlich. Wäre es noch hell gewesen wie an Sommerabenden, hätte ich ihn sicher gefragt, ob er Lust hätte, ins Grüne zu fahren.
Natürlich stellte sich jetzt die Frage, was es da draußen zu sehen geben sollte. Doch offenbar verstand Alex, was ich wirklich von ihm wollte. Er ließ mich wieder los und drehte mich vorsichtig um.
»Gut, dann fahren wir.«
Ich hatte auf einen Kuss gehofft, aber Alex nahm mich nur an der Hand und zog mich wieder zur Treppe. Unten angekommen, verschloss er die Tür sorgfältig und verstaute den Schlüssel in seiner Hosentasche.
Es dauerte ein Weilchen, bis wir den Wagen gefunden hatten, und währenddessen sprachen wir kein einziges Wort. Meine Vorfreude wurde immer größer, weshalb ich gar nicht in Erwägung zog, dass er womöglich nicht wollen könnte. Vielleicht glaubte er wirklich nur, dass ich mir die Sterne ansehen wollte.
Ich überlegte, wohin wir fahren könnten, ohne dass jemand an die Scheibe klopfte und eine Erklärung für das verlangte, was wir da taten.
Als wir am Wagen angekommen waren, hatte ich endlich eine Idee.
»Darf ich jetzt fragen, wohin es gehen soll?«, erkundigte sich Alex, nachdem er sich auf den Beifahrersitz geschwungen hatte.
»Lass dich überraschen«, antwortete ich kryptisch und ersparte mir, eine missglückte Rudi-Carrell-Imitation abzugeben.
15. Kapitel
W ir fuhren ganz aus
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