Sündige Spiele
kann.«
»Nein, das ist er wirklich nicht. Dafür ist er reich, und damit hat er den meisten jungen Männern etwas voraus.«
»Was nützt der Reichtum, wenn im Bett tote Hose ist?«
»Wozu gibt es Viagra?«, konterte ich und griff erneut nach meinem Lassi-Glas.
Dessen Inhalt stand mit dem meines Tellers in einem Verhältnis von eins zu zwei, das hieß, ich hatte bereits mehr von diesem köstlichen Joghurtgetränk getrunken als vom Chili Chicken gegessen. Wie sonst hätte ich meinen Mund davor schützen sollen, seine Schleimhaut abzuwerfen.
»Früher oder später helfen auch die blauen Pillen nicht mehr. Es sei denn, die Frau spekuliert darauf, dass Hansen zwischen ihren Schenkeln stirbt. Ein schöner Tod für ihn und ein Haufen Kohle für sie.«
»Genau das wird ihre wahre Motivation sein«, gab ich zurück.
»Was für Ringe hat er sich denn gewünscht? Sicher irgendwas mit einem Mega-Klunker.«
Ich fragte mich, warum sich Alex so sehr für dieses Thema interessierte. Hoffte er unterschwellig darauf, auch endlich in den Hafen der Ehe einzulaufen?
»Er möchte etwas Einzigartiges. Etwas, das seine Frau prima in die Kamera halten kann, während er es dezent verschwinden lassen kann, wenn es nottut.« Mein Lover aus der
Rosenmädchen
-Bar kam mir wieder in den Sinn. Der war auch so ein Kandidat – obwohl ich den Spaß mit ihm keineswegs bereute.
»Hat er das wirklich so gesagt?«
»Nein, natürlich nicht. Dafür wünschte ich mittlerweile, er hätte mir mehr Hinweise zur Gestaltung gegeben. Ich weiß nämlich absolut nicht, was ich für ihn entwerfen soll. Alles, was mir in den Sinn kommt, sind dämlich grinsende Hasen.«
»Hasen?«
»Ja, weil er seine Freundin immer ›Hasi‹ nennt.«
»Oh mein Gott.« So breit, wie er jetzt grinste, war ich sicher, dass er morgen seinen Kollegen einiges zu erzählen haben würde.
»Ich würde nie wollen, dass mich ein Mann so nennt!«, fügte ich hinzu, denn ich sah es genauso wie er. »Allerdings ist das das Einzige, was ich über die beiden weiß. Außer dem, was die Klatschpresse über ihn berichtet. Das ist für mich aber auch nicht besonders ergiebig.«
»Vielleicht solltest du einen Paparazzo engagieren, der ihn auf Schritt und Tritt fotografiert.«
»Das würde auch nichts bringen, und wenn ich ehrlich bin, will ich über ihn auch gar nicht so viel wissen.«
»Dann musst du es anders versuchen.«
Da Alex seine Hände ganz sanft auf meine legte, konnte ich wohl damit rechnen, dass jetzt ein ernstzunehmender Vorschlag kommen würde. »Letztlich ist Hansen auch nur ein Mensch, und du würdest dich wundern, was hinter seiner toughen Schale steckt. Vielleicht ist er sogar tief romantisch oder sehr künstlerisch angehaucht. Versuch dir einfach vorzustellen, was ihm gefallen würde, wenn er diese Eigenschaften besäße. Und leg ihm am besten mehrere Entwürfe vor. Einer wird garantiert ein Volltreffer sein, da bin ich mir sicher. Nicht umsonst warst du bisher so erfolgreich. Ich weiß, dass du eine sehr kreative Frau bist.«
Wow, das war wohl das schönste Kompliment, das mir je wer gemacht hat. Ich starrte Alex einen Moment sprachlos an, dann lächelte ich. »Okay, ich werde es beherzigen.«
Er streichelte meine Hand noch kurz, dann sagte er: »Aber jetzt sollten wir aufessen. Abgesehen davon, dass es morgen sonst kein schönes Wetter gibt, wird das Essen noch schärfer, wenn es abkühlt.«
Nach dem Abendessen spazierten wir in Richtung Innenstadt. Vor lauter Augenmerk auf Alex bekam ich zunächst gar nicht mit, wohin wir gingen. Ich konnte nicht fassen, dass mich der Zufall zu einem Mann geführt hatte, der dem Begriff »perfekt« auf beinahe unheimliche Weise nahekam.
Erst nach einer Weile merkte ich, dass wir dem Michel zustrebten, einem von Hamburgs ältesten Wahrzeichen.
Tagsüber war der Platz vor der Kirche voller Touristen, doch zu Nachtzeiten war es hier erfrischend leer.
»Weißt du, was am besten gegen die Nachwirkungen des Chili Chicken hilft?«, fragte er, während er mich um das Gotteshaus herumzog.
»Ein paar Runden um den Michel?«, scherzte ich.
»Besser. Ein Aufstieg in luftige Höhen. Nirgendwo ist es frischer um die Zeit.«
»Daraus wird wohl nichts werden«, gab ich zurück.
»Warum denn nicht?« Alex lächelte schelmisch, während er einen Schlüssel aus der Tasche zog.
»Ich kenne jemanden, der mir noch einen kleinen Gefallen schuldet.«
»Hast du ihm etwa auch einen Kredit verschafft?«
»Nein, es ist eher ein Gefallen
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