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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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erzählt hatte, wenngleich zumindest einige Teile ihrer Geschichte einigermaßen plausibel schienen. Doch als Gentleman war es seine Pflicht, einer Dame in Not zu helfen, zumindest daran bestand keinerlei Zweifel. Abgesehen davon faszinierte ihn ihr rätselhaftes Auftauchen immer mehr.
    »Sie können gerne hier bleiben. Meine Tante kommt morgen früh zurück und kann Ihnen als Anstandsdame zur Verfügung stehen. In der Zwischenzeit werde ich Ihren Vater in Ripon benachrichtigen.« Er warf ihr ein spöttisches Lächeln zu. »Ist das ausreichend, Miss Gray?«
    »Ja, Mylord, mehr als das. Ich stehe für immer in Ihrer Schuld.«
    »Sobald meine Tante angekommen ist, kann Sie Ihnen passendere Kleider geben. Sie beide dürften in etwa dieselbe Größe haben. Bestimmt hatten Sie es nicht sehr bequem während Ihrer langen Kutschfahrt. Sie können das Zimmer bewohnen, in dem Sie das Bad genommen haben. Wir sehen uns dann morgen früh.«
    »Vielen Dank, Mylord.« Sie schenkte ihm ein erleichtertes Lächeln, bevor sie sich anschickte, das Zimmer zu verlassen.
    »Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?«
    Sie wandte sich zu ihm um, und plötzlich schien sie tatsächlich ihre Fassung zu verlieren. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, konnte er sich vorstellen, wie viel Kraft es sie gekostet hatte, nicht diese eiserne Kontrolle über sich zu verlieren. »Ich fürchte, ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    Lucien stieß einen leisen Fluch aus. »Ich lasse Ihnen ein Tablett auf Ihr Zimmer schicken.«
    »Danke«, erwiderte sie mit einem Nicken.
    »Ruhen Sie sich ein wenig aus, Miss Gray Und machen Sie sich keine Sorgen, auf Castle Running sind Sie in Sicherheit.«
    Sie warf ihm ein unsicheres Lächeln zu, und er glaubte, Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen, bevor sie sich umwandte und den Raum verließ. Lucien holte tief Luft und schloss die Tür. Welche Konsequenzen würde es haben, dass er sie aufgenommen hatte? Obwohl er sich nicht sicher war, bereute er sein Handeln keine Sekunde lang. Dieser eine, kurze Blick, den er in ihr Inneres hatte werfen können, hatte ihm bestätigt, wie sehr sie seine Hilfe benötigte.
    Die kommenden Tage würden ausgesprochen interessant werden.
    Er fragte sich, was seine Verlobte wohl sagen würde, wenn sie von seinem neuen Gast erfuhr.

2
    In jener Nacht schlief Kathryn besser als jemals zuvor. Am Abend zuvor hatte sie gegessen, bis sie beinahe geplatzt wäre, bevor sie sich in die weißen, nach Lavendel und Wäschestärke duftenden Laken geschmiegt und ihren Kopf auf das weiche Daunenkissen gebettet hatte.
    Ihr Schlafzimmer in Milford Park, wo sie vor ihrer Einweisung ins St. Bart’s gelebt hatte, war noch eleganter gewesen. Ihre Kleider waren aus feinstem Samt und Spitzen geschneidert gewesen, und sie hatte nur die köstlichsten und teuersten Speisen zu sich genommen. Ihr Vater war der Earl of Milford, und als seine Tochter war dieser Luxus selbstverständlich für sie gewesen. Erst nachdem sie in die schmutzige, brutale Welt von St. Bart’s geschleudert worden war, war ihr das Ausmaß ihres Glücks bis zu diesem Tag klar geworden.
    Kathryn sah auf ihr geliehenes Kleid aus moosgrünem Baumwollstoff hinab, das mit kleinen gelben Blüten verziert war, und fühlte plötzlich, wie die Tränen in ihr aufstiegen. Es war ein so hübsches Kleid, das - abgesehen vom Oberteil, das sie nicht ganz ausfüllte - nahezu perfekt passte. Vor einem Jahr noch hätte sie es kaum bemerkt, doch nun ... nun sah sie das Leben aus einer völlig anderen Perspektive. Sie setzte sich auf den zierlichen Petitpoint-Hocker, der vor dem mit Elfenbein verzierten Spiegel stand, und bürstete ihr langes dunkles Haar, dankbar, dass das Schicksal sie glücklicherweise nach Castle Running geführt hatte, und für die Geschichte, die den großen, dunkelhaarigen Marquis davon überzeugt hatte, sie in seinem Haus aufzunehmen. Die Geschichte, dass sie in die Prostitution hätte verkauft werden sollen, war jedoch näher an der Wahrheit, als der Marquis ahnen konnte, wenngleich sie einer anderen Frau aus dem St. Bart’s zugestoßen war und nicht ihr selbst. Unglücklicherweise war diese Frau ihren Entführern nicht entkommen. Stattdessen hatte sie nach den Grausamkeiten, die ihr in dem Bordell widerfuhren, in das sie sie gesteckt hatten, den Verstand verloren und war schließlich im Irrenhaus gelandet.
    Allein der Gedanke daran - oder zumindest an den Teil, der der Wahrheit entsprach - ließ Kathryn erschauern. Sie war

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