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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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Notizen machen konnte.
    »Der Stiefelknecht ist der stolzierende Hahn mit dem Monokel«, sagte Violet, deren richtiger Name Elizabeth war. Sie hatte, wie die Hälfte der Sklaven, den vornehmen Akzent der britischen Oberschicht. Die andere Hälfte kam aus dem Ausland, und es waren einige exotische Schönheiten darunter. Tulip zum Beispiel, eine zarte junge Frau mit orientalischen Gesichtszügen, die kaum Englisch sprach; Columbine, die karamellhäutige illegitime Tochter eines reichen Zuckerrohrpflanzers aus Westindien; und Lili, von der Caroline vermutete, dass sie Perserin war, mit exotischen Augen und einer üppigen schwarzen Haarmähne. Wie auch einige andere der Mädchen war Lili eine erfahrene Sklavin, da sie sich schon im letzten Sommer auf den Block gestellt hatte. Davor hatte zwanzig Jahre lang keine Sklavenwoche stattgefunden, wegen des Kriegs, den Napoleon gegen England und seine Verbündeten geführt hatte.
    Manche der Sklavinnen kannten sich schon vorher. Da waren zum Beispiel zwei amerikanische Erbinnen, Aster und Iris, beide mit leuchtend roten Haaren. Sie waren zusammen zur Schule gegangen und sahen die Erfahrung als großen Spaß an. Die Erlaubnis ihrer Eltern hatten sie nur deshalb bekommen,
weil jede ihrer Mutter erzählt hatte, sie sei mit der Familie der anderen in Urlaub. Zwei der Veteraninnen, die üppige Laurel und die jungenhafte Jessamine, die ihre Haare in dem schicken neugriechischen Stil kurz geschnitten trug, hatten sich bei der letztjährigen Sklavenwoche zusammengeschlossen und waren auch nach ihrer Rückkehr eng befreundet geblieben. Und Lili schien mit einer der Novizinnen, einer über eins achtzig großen blonden Schönheit namens Elle, in herzlicher Freundschaft verbunden.
    Ausländisch oder nicht, man sah und hörte bei allen Sklavinnen, dass sie von Adel waren. Manche, wie Caroline, waren durch widrige Umstände ins Elend geraten, andere suchten das Abenteuer und den ultimativen sexuellen Kick.
    Die Sklavinnen – seltsam, wie sehr Caroline sich schon an die Bezeichnung gewöhnt hatte – hatten alle andere Namen bekommen, um ihre wahren Identitäten zu verbergen; Caroline hieß jetzt »Rose«. Zusätzlich hatten einige noch ihr Aussehen verändert, wie Caroline. Sie hatte ihre Haare rötlich gefärbt und sie zu einem griechischen Knoten aufgesteckt, mit Locken, die sich in ihrem Nacken und um ihr Gesicht ringelten. Die Augen hatte sie mit Khol schwarz umrandet, die Brauen dunkler gemacht und auf Wangen und Lippen leuchtendes Rot aufgelegt. Die Wirkung war bemerkenswert: Ihre eigenen Brüder hätten sie nicht erkannt.
    Wie die anderen Sklavinnen trug Caroline ein breites, vergoldetes Halsband, an dem stählerne Ringe und Klemmen hingen. Bei ihrer Ankunft hier war es verschlossen worden. Eine fast ein Meter fünfzig lange Leine aus geflochtenem schwarzem Leder baumelte von einem Ring vorn herunter. Um Handgelenke und Knöchel trug sie schmalere Reifen; die Handschellen waren für den Abend zusammengeschlossen worden, sodass ihre Hände vor dem Körper gefesselt waren. Genau wie die anderen Sklavinnen war sie in ein »Inspektionsgewand«
aus elfenbeinfarbenem Seidenchiffon gekleidet, das direkt unter dem Busen mit einem Satinband zusammengehalten wurde. Dazu trug sie zierliche Pantöffelchen aus Goldbrokat. Unter dem dünnen Gewand war sie nackt, was gut zu erkennen war, da sich der durchsichtige Stoff an ihre weiblichen Formen schmiegte. Eigentlich hätte sie angesichts der Tatsache, dass wildfremde Männer sie so gut wie nackt sehen würden, vor Angst wie erstarrt sein müssen, aber sie fand Trost darin, dass sie zu mehreren waren. Mit fünfzehn anderen Mädchen, die im selben Boot saßen wie sie, fühlte sie sich weniger entblößt, als wenn sie alleine gewesen wäre.
    »Ach, du liebe Güte, das ist ja Brummel«, sagte Violet, die sich weiter im Saal umgesehen hatte. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er England verlassen hat.«
    » Beau Brummel?«, fragte Caroline.
    Violet nickte. »Vor ein paar Jahren hat er Prinny beleidigt und musste…O mein Gott«, murmelte sie. »Der Peitscher ist auch hier.«
    Die anderen Sklavinnen, die schon im Jahr zuvor hier gewesen waren, stöhnten, aber Mr. Llewellyn, ein dandyhafter junger Angestellter von Riddells Auktionshaus, der auf sie aufpassen sollte, brachte sie mit einem scharfen »Schscht!« zum Schweigen. Er hob die lange Kutscherpeitsche, die er immer bei sich trug – Caroline hatte allerdings noch nie gesehen, dass er einen damit

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