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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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hilft. Wollt ihr nicht bitte …«
    »Wartet!«, befahl Lord Rexton und trat auf sie zu. Er hatte seinen Flachmann in die Tasche gesteckt und seinen Hut wieder aufgesetzt. Er stellte sich vor Caroline, hob ihr Kinn und
strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Er klang ein wenig nüchterner, als er sagte: »Eine Flussratte, die des Königs Englisch spricht, ist selten. Wie heißt Ihr?«
    Mit schwacher Stimme entgegnete Caroline: »Caroline Keating, Mylord.«
    »Seid Ihr verwandt mit Reginald Keating, Baron of Welbury? «
    »Er ist mein Onkel, der Bruder meines Vaters.«
    »Und Euer Vater ist …?«
    »Obediah Keating, Pfarrer der Gemeinde Welbury. Aber …«
    »Ja?«
    »Er hat mich enterbt.«
    »Habt Ihr einen Ehemann?«
    »Nein, Mylord.«
    Er musterte ihr Gesicht, dann ließ er ihr Kinn los und sagte: »Nach den gegenwärtigen englischen Gesetzen, Miss Keating, gilt jeder, der einen Selbstmordversuch begeht, als non compos mentis – als geisteskrank. Ihr könnt tatsächlich in ein Irrenhaus gesperrt werden, weil Ihr von dieser Brücke gesprungen seid, und der Magistrat kann Euch dort ohne weitere rechtliche Maßnahmen hinschicken.«
    »Seid Ihr ganz sicher?«
    »Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich bin Anwalt – der Ausbildung nach, wenn auch nicht aus Neigung.« Er zog eine Lederbörse aus seiner Jacke und sagte zu den Wachmännern: »Gentlemen, ich nehme an, Miss Keating hat ihre Lektion gelernt und wird in Zukunft kein Bad im Fluss mehr nehmen.«
    »Wir können sie nicht einfach gehen lassen«, erwiderte Jack.
    »Zu Eurem Glück bin ich bereit, sie zu übernehmen.« Er nahm zwei glänzende halbe Sovereigns aus der Börse und reichte sie den Wachmännern. »Für Eure Mühe.«
    Sie blickten einander kurz an, dann ließen sie in schweigender Übereinkunft gleichzeitig Carolines Arme los.

    »Miss Keating«, sagte Rexton, »wenn Ihr mit mir kommen wollt. Wenn ich mich richtig entsinne, gibt es Mietdroschken am Strand vor Somerset House.«
    »Mylord«, erwiderte Caroline. »Ich … ich kann nicht mit Euch gehen. Ich kenne Euch ja noch nicht einmal.«
    »David Childe, Viscount Rexton, zu Euren Diensten.« Er zog seinen Hut und verbeugte sich leicht spöttisch.
    »Wohin wollt Ihr mich denn bringen?«, fragte sie. Es konnte durchaus möglich sein, dass er sie an einen arabischen Scheich verkaufte, schließlich hatte sie ihm selbst versichert, dass sie ganz allein dastand und niemand sie vermissen würde.
    »Wir fahren zu mir nach Hause«, sagte er.
    »Zu Euch nach Hause ? Ich … ich kann nicht …«
    »Entweder Ihr kommt mit, oder Ihr geht ins Irrenhaus, Miss Keating. Die Wahl steht Euch frei.«

3
    G rosvenor Square«, sagte Rexton zu dem Kutscher, als er Caroline in den Hackney geholfen hatte, der vor Somerset House wartete. »Ihr zittert wie Espenlaub, Miss Keating.«
    »Mir ist kalt«, sagte sie und schlang die Arme um sich. »Meine Kleider sind völlig durchnässt.«
    »Es hat also nichts mit mir zu tun?« Er setzte sich ihr gegenüber und legte den Hut neben sich, während die schäbige alte Droschke losrumpelte.
    »Das scheint Euch zu enttäuschen, Mylord.«
    »Ich bin nur skeptisch«, erwiderte er, überrascht und amüsiert zugleich über ihre kecke Antwort. Er schlüpfte aus seiner Jacke, unter der er eine elfenbeinfarbene Weste über einem Hemd mit bauschigen Ärmeln trug. »Beugt Euch vor.«
    Als sie zögerte, zog er sie zu sich und legte ihr die Jacke um die Schultern.
    Sie war riesig und roch nach sauberer feuchter Wolle und Tabak. In der Ferne grollte Donner.
    »Danke«, sagte sie.
    »Ich versuche nur, Euch vor einer Erkältung zu bewahren, Miss Keating. Ich möchte nicht, dass Ihr krank werdet, bevor wir Gelegenheit hatten, uns näher kennenzulernen.« Er legte eines seiner langen Beine auf den Platz neben ihr und musterte sie mit unverschämter Direktheit.
    Ein Blitz erhellte sein Gesicht, aber seine Augen lagen tief im Schatten.

    Caroline zog die Jacke fester um sich und blickte nach draußen. Die ersten Regentropfen klatschten ans Fenster der Droschke.
    »Nur heute Abend«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Ihr habt mich vor Bethnal Green bewahrt, und ich weiß nicht, wo ich sonst hinsoll. Ich bin keine Hure, obwohl ich verzweifelt genug wäre. Eine Nacht, nicht mehr.«
    Er lächelte spöttisch. »Wenn Ihr eine Liebesnacht erwartet, muss ich Euch leider enttäuschen, Miss Keating. Da ich heute Abend so viel Brandy getrunken habe, werde ich dazu wohl nicht mehr in der Lage sein. Ich werde Euch meiner

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