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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Wie die Wälder scheinbar immer näher rückten, wie sie einzelne Felsen entdeckte, die aus dem Dunkel aufragten, wenn sie einen Gipfel erreichten. Emma erschauerte und zog den Schal enger um ihre Schultern.
    Als ihr bewusst wurde, dass er sie beobachtete, wurde sie rot.
    Im Ballsaal hatte sie ihn für einen Aufschneider gehalten. Noch ein Adeliger, der mit seiner eigenen Tragödie kokettierte, um sich so das Mitgefühl der Anwesenden zu sichern und im Gespräch zu bleiben.
    Hier draußen machte er einen ganz anderen Eindruck auf sie. Er schien amüsiert zu sein und brachte mehr als nur ein bisschen Mitgefühl für ihre Misere auf. Doch er sah zu viel. Er verstand ihre Gefühle zu gut, und bei Nacht, da nur die Sterne ihnen Licht spendeten, verfügte er über eine Ruhe, die sie beunruhigte. Wie ein Tiger, der auf seine Beute lauerte. Sie sollte zusehen, dass sie nicht als wehrloses Opfer endete.
    Darum musste sie behutsam vorgehen. Für den Moment wirkte Durant auf sie freundlich, doch er konnte genauso widerlich und spöttisch sein wie die anderen Gentlemen, die sich um Lady Lettice drängten. Vermutlich war er noch um einiges gefährlicher, denn er lud sie ein, sich ihm anzuvertrauen.
    »Beachtet mich einfach nicht, Mylord«, erklärte sie möglichst gelassen. »Das sind nur dumme Gedanken.«
    »Ganz und gar nicht. Sie zeigen großes Einfühlungsvermögen.«
    »Ihr seid hier schon sehr lange, nicht wahr?«
    »Das stimmt, ja.«
    »Ist es Eurer Familie nicht möglich, das Lösegeld zu zahlen?«
    »Welches Lösegeld?«
    »Das nötig ist, um Euch freizukaufen, damit Ihr heimkehren könnt.«
    »Meine Familie wäre von dieser Anfrage aufs Höchste überrascht. Sie halten mich für tot.«
    »Wie schrecklich für Eure Familie! Könnt Ihr ihnen nicht heimlich eine Nachricht schicken, um ihren Kummer zu lindern?«
    »Ich habe mich dagegen entschieden.«
    Entsetzen und Abscheu ließen sie erstarren. »Ihr habt aber doch Familie. Eine Mutter, einen Vater …«
    »Und zwei Brüder.«
    »Und Ihr habt entschieden, nicht in den Schoß der Familie zurückzukehren?«
    »Ich würde sie niemals bitten, Geld zu schicken, nur damit es die Taschen der de Guignards füllt.«
    Sie hätte alles gegeben, wenn sie ihren Vater zurückbekäme. Hätte jeden Betrag gezahlt, hätte gefleht und gebettelt. Und dieser Mann weigerte sich, seinen Verwandten Nachricht zu schicken, weil … weil … »Dann ist Stolz der Grund für Eure Zurückhaltung? Ihr wünscht nicht, Moricadia zu verlassen, und der Schmerz Eurer Lieben kümmert Euch nicht?«
    Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder, dass sie allein im Garten stand. Niemand wusste, wo sie steckte. Michael Durant war ein mächtiger Adeliger, und sie hatte ihn soeben indirekt kritisiert.
    Sie machte einen Rückzieher. »Ich habe wohl meine Grenzen überschritten, verzeiht. Aber Ihr solltet Euch wegen Eures Egoismus’ wirklich schämen.«
    »Ihr habt in beiden Punkten recht.« Seine Stimme klang höflich und zurückhaltend. »Darf ich Euch behilflich sein, Lady Lettices Taschentuch zu retten?«
    Sie schaute in den Brunnen, wo das weiße Quadrat in dem klaren Wasser schwamm. »Vielen Dank, das kann ich allein.« Ohne sich von ihm abzuwenden, beugte sie sich herunter, fasste das Taschentuch mit den Fingerspitzen und wrang es über dem Brunnen leicht aus. »Lady Lettice macht das also, um mich zu beschämen.« Das war eine bittere Pille, die sie nur schwer schlucken konnte. Alle lachten jetzt über sie, und sie konnte nichts dagegen tun.
    »Sie ist keine Dame, glaube ich.«
    »Nein.« Sie wrang das Taschentuch noch einmal aus und stellte sich vor, es sei Lady Lettices Hals.
    »Und keine besonders angenehme Frau.« Er stieg die Treppe hinauf und schaute zu ihr hinunter. »Wollen wir wieder in den Ballsaal gehen?«
    Sie dachte, er wollte sie dorthin führen, und folgte ihm misstrauisch.
    Er hielt ihr die Tür auf und beobachtetesie, während sie hindurchging.
    Sie straffte die Schultern.
    »Hier entlang.« Er zeigte zum Ende des Korridors, und während sie gingen, fuhr er fort: »Ich erinnere mich, dass sie die einzige Tochter einer Fabrikantenfamilie war und ihres Vermögens wegen von Baron Surtees geheiratet wurde.«
    »Als sie siebzehn war, soll sie eine große Schönheit gewesen sein.« Emma sagte nicht, dass Lady Lettice inzwischen ein großes Biest war. Sie vermutete, dass Durant, der sein Umfeld sehr aufmerksam beobachtete, das bereits erkannt hatte.
    »Ich habe zudem

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