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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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unter Beobachtung als bei ihrem zerstreuten Onkel in London.
    Sie schaute sich in der Bibliothek um und stellte sich vor, wie großartig der Raum aussehen würde, wenn alles eingeräumt und geordnet war. Langsam ging sie zwischen den Bücherstapeln hindurch, berührte da und dort einen Einband oder blätterte in einer interessanten Ausgabe.
    Was mochte den Viscount bewogen haben, ein solches Chaos heraufzubeschwören? Einfach nur eine Laune? Und jetzt musste sich ein anderer darum kümmern, dass die Bibliothek wieder benutzbar wurde. Nun, so verhielten sich Personen von Stand offenbar – sie waren es gewöhnt, dass ständig jemand hinter ihnen herräumte.
    Erneut stieg Ärger in ihr auf, und sie verfluchte die wahnwitzige Idee, auf Downings Angebot eingegangen zu sein. Andererseits gab es hier literarische Schätze in Hülle und Fülle zu entdecken, was an sich schon einen ausreichenden Anreiz für jeden Büchernarren darstellte. Gedankenverloren nahm sie eine Ausgabe der Äneis in die Hand.
    Doch der zweite Grund, wieder herzukommen, war diese leidenschaftliche Sehnsucht, die sie verzehrte. Miranda schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe, die wahrlich gewaltig war. Seufzend sank sie in einen Sessel. Eine Woche würde sie mindestens brauchen. Zunächst musste sie alles sichten und eine Entscheidung treffen, nach welchem System sie die Bücher einräumen wollte. Manche Besitzer großer Sammlungen bevorzugten eine streng alphabetische Ordnung, andere eine eher chronologische und wieder andere eine, die sich an Epochen oder literarischen Gattungen und Kategorien orientierte. Manche machten es sich ganz einfach und gingen nach der Größe der Bände vor wie unten im Roten Salon. Wer war wohl auf diesen Einfall gekommen? Bestimmt niemand, der etwas von Büchern verstand. Etwa der Viscount selbst? Verächtlich stöhnte sie.
    »Wenn die Arbeit zu mühsam ist …«
    Sie zuckte zusammen und sah ihn auf der Schwelle stehen, die Hände in den Taschen des dunklen Jacketts. Zweifellos eine herausfordernde Körperhaltung. Miranda richtete sich in ihrem Sessel auf. Plötzlich schlug ihr das Herz bis in den Hals.
    »Ich überlege nur, wie ich anfangen soll«, erklärte sie und versuchte ihre Nerven zu beruhigen.
    Zwar hatte sie mehr oder weniger erwartet und sogar gehofft, dass er auftauchte. Trotzdem war sie verwirrt, als sie ihn da stehen sah. Reglos wie eine Figur aus einer exquisiten Schwarz-Weiß-Illustration. Jetzt bewegte er sich, schloss die Tür und kam über den wertvollen Aubusson-Teppich auf sie zu.
    »Wünschen Sie eine bestimmte Anordnung, Mylord?«, fragte sie.
    »Was kümmert mich das?«, erwiderte er und berührte einen Stapel. »Das Zeug soll einfach nur übersichtlich sein.«
    »Für jemanden, der eine so große Sammlung besitzt und diese überdies ergänzen will, bekunden Sie ein erstaunliches Desinteresse an Büchern.«
    »Immerhin kenne ich die Wirkung einiger Werke. Und es kommt doch letztlich auf die Gefühle an, die man bei der Lektüre eines Buches empfindet. Nicht wahr, Miss Chase?«
    »Eher auf seinen Inhalt, Lord Downing. Allerdings können Emotionen diesen erhellen.«
    Er setzte sich auf die Armlehne des Sessels neben ihrem. Zu nahe. Wenigstens hatte er die andere, die etwas entferntere Seite gewählt.
    »Wie wollen Sie also vorgehen?«
    Seine Lippen bewegten sich verführerisch und lenkten sie ab. Zum Glück gelang es ihr, irgendwie automatisch zu antworten. »Ich werde die Bibliothek natürlich durchorganisieren.«
    Sein spöttisches Lächeln attackierte ihre Sinne. »Schlicht und einfach?«
    Diese warmen, weichen Lippen auf ihren zu spüren … Nein. Entschlossen verbannte sie die gefährlichen Gedanken. »Wenn Sie so wollen. Ich mag alles Klare und Eindeutige.«
    »Auch bei Büchern? Stellen Sie sich denn keine besondere Bedeutung hinter lockenden Worten und Ratschlägen vor?«
    Statt auf seinen Mund konzentrierte sie sich jetzt auf seine Augen. Unheimliches Dunkel mit Quecksilberglanz. »In vielen Büchern kann der Leser finden, was er sich wünscht. Und einige Leute sind beleidigt, wenn man zwischen den Zeilen nicht das Gleiche entdeckt wie sie selbst.«
    Downing schaute zu den leeren Regalen hinauf. »Wo fangen wir an?«
    »Wir ? Womit?«
    »Mit den Büchern.« Er wandte sich wieder zu ihr. »Was könnte ich wohl sonst meinen?«
    Etwas anderes, wie seine Miene verriet.
    »Oh, ich komme sehr gut alleine zurecht, Mylord.«
    Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Dann neigte er

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