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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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Downings Rücken war zu sehen, alle anderen hatten das Weite gesucht. Das Gesicht kühl und verschlossen wandte er sich zu ihr. Dann erschien flüchtig jener warme Glanz in seinen Augen, der auch seiner Mutter gegolten hatte, und er streckte eine Hand aus. »Komm.« Dennoch gefroren Mirandas Gefühle in der kalten Nacht.
    »Es war die schnellste Möglichkeit. Dafür entschuldige ich mich.« Seine Stimme klang ausdruckslos, fast förmlich.
    Die schnellste Möglichkeit? Um die Männer loszuwerden? Oder was? »Ist das eine ehrlich gemeinte Entschuldigung?«
    Eine Zeit lang schwieg er, ließ die Hand sinken und reichte sie ihr erneut. »Nie im Leben war ich ehrlicher.«
    Er schien mit sich selbst zu ringen. Als hätten seine Worte verschiedene Bedeutungen. Sie beobachtete ihn noch eine Weile. Dann nickte sie, stand auf und ging um die Bank herum. Nachdem er ihr den Umhang um die Schultern gelegt hatte, ergriff sie seine Hand.
    Sie folgten dem dunklen Pfad. Wenige Schritte, bevor sie ins Lampenlicht traten, hielt Downing inne, rückte ihre Maske zurecht und strich über eine Haarsträhne. Unbewusst schmiegte Miranda ihre Wange an seine Finger, und er streichelte ihre erkaltete Haut, ehe er die Hand ballte und wegschaute.
    In einer anderen Stimmung als zuvor durchquerten sie das fröhliche, lärmende Getümmel, wollten nur weg von hier. Gesichter und Farben verschmolzen. Zutiefst verlegen und beschämt nahm Miranda ihre Umgebung kaum wahr. Zu sehr verwirrten sie noch die Nachwirkungen ihrer versengenden Lust.
    Benjamin öffnete den Wagenschlag. Taumelnd stieg sie in die Kutsche, in die seltsame Stille. Seine Worte im Park, während sie bebend Atem geschöpft hatte, bildeten einen krassen Gegensatz zu seinem jetzigen Verhalten.
    »Welch eine sonderbare Nacht für so viel Mondschein«, bemerkte er nachdenklich mit verschlossener Miene, wie sie im spärlichen Licht der Laterne erkannte. Die Räder begannen zu rollen.
    »Ja, und der Mond verbirgt genauso viel, wie er enthüllt«, flüsterte sie voller widersprüchlicher Gefühle.
    Er neigte sich vor und berührte ihre Schläfe. »Jedes Mal eine neue Lockung.« Als er seine Hand sinken ließ, wünschte Miranda, sie könnte im Dunkel seine Augen sehen. » Nicht durch einen harten Spruch zu dieses öden Eilands Fluch … «
    Verwirrend hing das Echo des dritten Shakespeare-Zitats in der Luft. Teils verunsichert, teils sehnsüchtig schlug Miranda die Arme um ihren Oberkörper. Bis der Wagen das Haus ihres Onkels erreichte, dauerte es nicht lange. Es war nicht mehr viel Verkehr auf den Straßen.
    »Gute Nacht, Miss Chase«, sagte Downing, hielt ihr seine Hand hin und zog sie sofort wieder zurück.
    Sie spürte einen Abgrund, der zwischen ihnen klaffte und sich ausdehnte. Und den sie nicht verstand. Traurig stieg sie vom Trittbrett auf das Pflaster hinunter.

12
    Liebe Mistress Chase, erlauben Sie niemandem, Ihnen zu erklären, wie Sie sich fühlen. Und eine Verführung darf niemals Ihren Verstand bedrohen.
    Eleutherios
    Am nächsten Morgen ging Miranda erschöpft in den Laden. Mit einem neuen Hut, in einer neuen Pelisse, eine Tasche in der Hand, lag Georgette dem alten Onkel, der sich über das Kassenbuch beugte, in den Ohren. Gleichzeitig zog sie Peter auf. Die Augen weit aufgerissen, stand er neben ihr.
    Sobald sie ihre Freundin entdeckte, lächelte sie strahlend. »Miranda«, rief sie und glich einer Katze, die einen Vogel in die Enge treibt.
    Mit schwacher Stimme begrüßte Miranda alle Anwesenden. Viel später als üblich war sie ins Bett gesunken, und von Erinnerungen verfolgt hatte sie sich fast die ganze Nacht rastlos herumgeworfen. Was hätte sie anders machen können? Was genau war in Vauxhall unter dem Mondlicht geschehen? Wundervolle körperliche Reminiszenzen, unangenehme forschende Gedanken …
    »Komm!« Georgette ergriff ihren Arm. »Überlassen wir deinen Onkel seinen Zahlen und den lieben Mr. Higgins seinen Kunden.« Entschlossen führte sie Miranda zu dem Tisch hinter den Regalen.
    Unter ihrem Arm steckte die neueste Zeitung, und Miranda starrte das Blatt in plötzlicher Angst an – alle schönen Erinnerungen waren schlagartig verbannt.
    Ihre Freundin wartete, bis sie außer Hörweite waren, ehe sie zum Angriff überging. »Also? Gestern Abend? Ich wollte dich besuchen, und du warst noch nicht daheim. Um zehn Uhr ! «
    Sie drückte Miranda auf einen Stuhl, nahm ihr gegenüber Platz, ohne den Mantel auszuziehen, und legte die Zeitung auf den Tisch. »Heute Morgen

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