Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
hatte, mich schützen zu müssen. Aber es hat sich herausgestellt, dass ich mich vor dem Schmerz und der Sehnsucht nicht schützen kann. Nicht, nachdem ich dich so nah an mich herangelassen habe.«
»Ach, Falk!« Während sie die letzten Stufen hinunterlief wollte sie gleichzeitig lachen und weinen. Sie wusste nicht, ob sie es wagen sollte, sich zu freuen oder ob es besser war, ihr Herz zu verschließen, um sich vor einer neuen Enttäuschung zu schützen. Aber Falk hatte gesagt, man könne sich nicht schützen, und sie wusste, er hatte recht.
»Veronika, Nika – als ich heute Morgen aufwachte, wusste ich, dass ich so nicht weiterleben kann. Vielleicht könnte es mir eines Tages gelingen, nicht mehr ständig an dich zu denken. Aber der Preis, den ich für das Vergessen zahlen müsste, wäre zu hoch.« Die letzten Worte klangen verzweifelt.
»Welcher Preis?« Sie wollte alles von ihm wissen, jeden Gedanken, jedes Gefühl, wollte seine Schmerzen mit ihm teilen und sein Glück. Während sie auf seine Antwort wartete, stand sie sekundenlang innen vor der geschlossenen Haustür. Dann drückte sie energisch die Klinke herunter und zog die Tür auf. Die klare Winterluft nahm ihr für einen Moment den Atem, doch seine Stimme wärmte sie von innen.
»Ich würde mein Leben lang darüber nachdenken, wie es gewesen wäre, wenn ich den Mut gefunden hätte, dich zu lieben und mit dir zusammen zu sein.« Er stand auf der anderen Straßenseite, nur noch wenige Meter trennten sie von ihm, und sie hörte seine Stimme gleichzeitig durchs Telefon und durch die wirbelnden Flocken.
»Und hast du jetzt den Mut?«, flüsterte sie.
Die Straße war menschenleer, mitten in der Nacht fuhren in diesem Wohngebiet kaum Autos vorbei. Fast alle Fenster waren dunkel, und sie hatte das schöne, seltsame, beängstigende Gefühl, ganz allein mit Falk auf der Welt zu sein.
Mittlerweile wirbelten die Flocken so dicht durch die Luft, dass sie ihn im Schein der Laterne nur noch schemenhaft erkannte. Sie wusste nicht, ob er sie inzwischen gesehen hatte. Plötzlich ängstlich, blieb sie mitten auf der Straße stehen. Was, wenn er sie wieder fortstieß? Wenn er feststellte, dass er ihr den Betrug und das Verschweigen doch nicht verzeihen konnte? Wie ein Wasserfall rauschte das Blut in ihren Ohren.
Als sie etwas Warmes, Weiches an ihren Beinen spürte, zuckte sie zusammen. Sie schaute nach unten und sah im Schneegewirbel nur noch einen schwarzen Schatten über die Straße huschen.
»Napoleon!«, schrie sie entsetzt. Sie hatte die Wohnungstür nicht geschlossen, und der Kater war ihr hinaus auf die Straße gefolgt und steuerte nun auf Falk zu, als wollte er den Mann begrüßen, den er nie zuvor gesehen hatte. »Halt ihn fest!«, rief sie über die Straße und ließ das Handy sinken. »Napoleon! Mein Kater!«
Während sie weiterlief, fielen ihr die Flocken in die Augen, schmolzen an ihren Wimpern und wurden zu funkelnden Tropfen, die sie blendeten. Falks dunkle Umrisse verschwammen nun vollkommen, und von Napoleon sah sie auch nichts mehr. Blind stolperte sie auf den Bordstein zu.
»Alles in Ordnung. Ich habe ihn.« Als sie direkt über sich Falks Stimme hörte, wischte sie mit dem Handrücken über ihre Augen, legte den Kopf in den Nacken und blinzelte nach oben. Sie sah direkt in Falks Gesicht. Seine Haare waren weiß vor Schnee. Auf dem Arm hielt er Napoleon, der sich an ihn schmiegte, als sei ihm dieser Mann schon lange vertraut. Dann schmolzen wieder Schneeflocken in Nikas Augen, mischten sich mit ihren Tränen und verschleierten ihren Blick. Sie wusste nicht, warum sie weinte, denn in diesem Moment war sie unendlich glücklich. Ohne sich zu fragen, was noch passieren würde, in fünf Minuten, in fünf Stunden oder in den nächsten Jahren. Sie hörte auf zu denken und fühlte nur noch.
»Nika«, flüsterte Falk und strich ihr mit der freien Hand übers Gesicht. Seine Finger waren eiskalt, doch seine Berührung brannte auf ihrer Haut.
»Wo kommst du plötzlich her? Und woher wusstest du, wo ich wohne?« Eigentlich war das unwichtig, was zählte, war nur, dass er hier vor ihr stand. Aber irgendwie musste sie dem hellen Staunen, das in ihr leuchtete, Ausdruck verleihen.
»Ich habe Jan gefragt. Was mir nicht leicht gefallen ist. Aber nachdem er Sandra geheiratet hatte, konnte ich davon ausgehen, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn du und ich …«
»Du und ich?«, hauchte sie mit enger Kehle und lehnte sich an ihn. Er hielt immer noch
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