Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
jetzt geh! Ich habe zu tun. Und tu mir einen Gefallen: Tauch hier nie wieder auf.« Er wandte ihr den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Auf seinen Lippen, in seinen Gliedern, in seinem ganzen Körper fühlte er immer noch heiß und prickelnd ihren Kuss. Zum letzten Mal.
Als er sich umdrehte, war sie nicht mehr da.
✻ ✻ ✻
Während der Fahrt nach Hamburg musste Nika sich sehr beherrschen, um nicht zu weinen. Wenn sie weinte, konnte sie nicht fahren, und sie musste fahren, musste möglichst schnell viele Kilometer zwischen sich und Falk bringen. Angespannt starrte sie auf die Autobahn, die ihr wie ein endloses graues Band erschien.
Auf halber Strecke machte sie Pause, stürzte kochend heißen, bitteren Kaffee hinunter und aß einen Müsliriegel, der wie Pappe schmeckte. Das händchenhaltende Paar an einem der Fenstertische der schmuddeligen Raststätte ließ sie dann doch fast in Tränen ausbrechen. Nach einer knappen Viertelstunde fuhr sie weiter. Sie war auf der Flucht.
Am frühen Abend erreichte sie Hamburg. Durch den zähen Feierabendverkehr fuhr sie quer durch die Stadt, vorbei an der Straße, die zu ihrer Wohnung führte. Ihre Hände krampften sich ums Steuer, Schweiß lief über ihren Rücken, sie biss die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzte. Plötzlich fand sie nichts mehr wichtiger, als vor 18 Uhr ihr Ziel zu erreichen.
Endlich fuhr sie auf den Parkplatz mit den vielen, notdürftig mit Kies aufgeschütteten Schlaglöchern. Sie sprang aus dem Wagen und lief zum Eingang. Es war eine Minute vor sechs. Die große Tür war schon abgeschlossen.
»Nein!« Ein Schluchzen löste sich aus ihrer Brust. Mit beiden Fäusten schlug sie gegen die Tür. Wieder und wieder. Ihre Fingerknöchel schmerzten, doch das war ihr egal.
Sie klopfte und rief, und irgendwann öffnete jemand. Es war die junge Frau, bei der sie vor zwei Wochen Napoleon abgegeben hatte. Sie trug eine ausgebeulte Strickjacke und schmutzige Jeans und starrte sie erstaunt an.
»Mein Kater«, schluchzte Nika, und die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, liefen ihr in Strömen über die Wangen. »Ist er noch hier? Er heißt Napoleon und ist schwarz mit goldenen Augen. Ich habe ihn vor fast genau zwei Wochen hier abgegeben, aber das war ein Irrtum.«
»Kommen Sie mit.« Wortlos führte das Mädchen sie durch die langen Gänge, in denen sich kläffende Hunde gegen die Gitterstäbe warfen.
»Er ist noch da?«, vergewisserte sich Nika, während sie mit klappernden Absätzen hinter der jungen Frau in Gummistiefeln herlief. »Wenn ihn jemand mitgenommen hat, brauche ich die Adresse. Ich werde ihn wieder zu mir holen. Es war … ein Fehler.«
Irgendwann fehlte ihr der Atem für weitere flehende Erklärungen, auf die das Mädchen ohnehin nicht reagierte. Stumm führte es Nika zu einer zerschrammten Tür, an der ein Pappschild mit der Aufschrift Katzenzimmer angebracht war.
Die junge Frau umfasste die Klinke, drehte sich zu Nika um und mahnte: »Bitte erschrecken Sie die Tiere nicht.« Offenbar befürchtete sie hysterische Ausbrüche.
Nika nickte gehorsam. Endlich wurde sie eingelassen. Sie hielt den Atem an und schaute sich in dem großen Raum um. Durch Gitterstäbe waren zwei Abteile voneinander abgetrennt, in denen sich jeweils mehrere Katzen aufhielten. Sie saßen auf den Plattformen von Kratzbäumen oder in Körbchen an den Wänden. Napoleon war nirgends zu sehen. Nikas Herz lag wie ein Stein in ihrer Brust. Sie wandte sich der jungen Frau zu.
»Ist er nicht mehr da? Warum bringen Sie mich her? Ich will keine andere Katze. Ich brauche die Adresse, wo Napoleon jetzt ist.«
Zunächst bemerkte sie nicht, dass sie am Ärmel gezupft wurde. Dann wandte sie sich um und schaute die junge Frau fragend an.
»Da hinten.« Der dünne Arm wies in die Ecke des Raumes. Dort waren mehrere kleine Einzelkäfige untergebracht. Sofort erkannte Nika in einem davon das zusammengekauerte schwarze Fellbündel. Mit einem unterdrückten Aufschrei lief sie darauf zu, hockte sich auf den Boden und schob die Hand zwischen den Stäben hindurch.
Erst als sie ihn an der Stelle zwischen den Ohren berührte, wo er am liebsten gekrault wurde, öffnete Napoleon die goldenen Augen. Sein trauriger Blick traf Nika mitten ins Herz.
»Es tut mir so leid, Napo«, schluchzte sie. »So schrecklich leid.«
Erst nach einer ganzen Weile erinnerte sie sich an die junge Frau, die stumm neben ihr stand. Sie hob den Kopf. Den strafenden Blick, mit dem das Mädchen
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