Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
sie, halb versteckt hinter einem Edelstahltank, einen gemauerten Türbogen. Dahinter empfing sie diffuse Dämmerung, in der einige Wandlampen ihr gelbes Licht auf die Natursteinwände und eine breite, abwärtsführende Treppe warfen. Entschlossen stieg Nika die Stufen hinab. Feuchte, kühle Luft schlug ihr entgegen, die nach würzigem Holz und süßen Früchten duftete.
Die Treppe endete in einem breiten Gang mit gewölbter Decke, dem Nika folgte. Die Mauern wirkten sehr massiv und alt. Jan hatte ihr erzählt, auf Gut Garell werde seit sechs Generationen Wein hergestellt. Vielleicht gab es diesen Keller schon seit hundertfünfzig Jahren. Als sie plötzlich aus der Ferne den gedämpften Schrei einer Frau hörte, blieb Nika erschrocken stehen und lauschte angestrengt. Da war es wieder!
»Hallo?«, rief Nika zaghaft und starrte mit zusammengekniffenen Augen den Gang entlang, der sich scheinbar endlos in die Dämmerung erstreckte. Auch hier gab es nur vereinzelte, schwach leuchtende Wandlampen, und was ihr eben noch fast behaglich erschienen war, machte ihr plötzlich Angst. Sie hatte keine Ahnung, was sie in der Dunkelheit erwartete und wusste nicht, wer da eben geschrien hatte. Carolina Garell, ihre zukünftige Schwiegermutter, die nach Aussage der alten Frau hier unten war? Brauchte sie Hilfe?
Entschlossen setzte Nika sich wieder in Bewegung. Ihre Absätze klapperten laut über den Steinfußboden, aus der Ferne meinte sie nun, ein gedämpftes Stöhnen zu hören.
Endlich verbreiterte sich der Gang, das Deckengewölbe wurde höher. Rechts und links an den Wänden lagen große Holzfässer. Von der Frau, die geschrien hatte, war nichts zu sehen.
Der dumpfe Schrei, den Nika hörte, während sie noch unschlüssig dastand, kam von einem Mann. Automatisch setzte sie sich wieder in Bewegung, lief durch den lang gestreckten Raum und fand neben dem hintersten Fass in der rechten Reihe einen weiteren Durchgang. Er führte in ein weiteres Gewölbe, in dem an sämtlichen Wänden deckenhohe Holzregale voller Flaschen standen.
Als sie ein lautes und lang gezogenes Stöhnen aus einer Männerkehle hörte, rannte sie auf die schmale Tür zu, aus der die qualvollen Laute zu dringen schienen. Beim Laufen tastete sie in ihrer Jackentasche nach dem Handy und hoffte, dass es hier unten funktionierte, damit sie Hilfe herbeirufen konnte.
4. Kapitel
Helene strich die weiße Haarsträhne nach hinten, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte. Dann schaltete sie die Herdplatte ein, auf die sie den Topf mit der Rinderbrühe gestellt hatte. Gleichzeitig lauschte sie den Schritten, die sich über den Hof in Richtung Weinkeller entfernten. Trotz ihrer fünfundsiebzig Jahre hatte sie immer noch ein feineres Gehör als die meisten Zwanzigjährigen. Sie konnte sogar hören, dass die junge Frau unsicher war, während sie sich ganz allein auf den dunklen Keller zubewegte.
Armes Ding, dachte Helene, während sie einen zweiten Topf bereitstellte, in dem sie den Teig für die Grießklößchen zubereiten wollte. Sie passt nicht hierher. Hat Jan das nicht gesehen?
Helene wusste nur zu genau, was Jan gesehen hatte, als Veronika Lind ihm über den Weg gelaufen war. Ihr war es im allerersten Moment aufgefallen, und ihm natürlich auch.
Kopfschüttelnd maß sie Grieß ab, setzte den Topf mit der Milch auf den Herd und behielt ihn aus den Augenwinkeln im Blick, während sie anfing, die Möhren zu putzen. Dabei dachte sie darüber nach, dass die Garells einem Topf voll Milch glichen. Wenn man nicht aufpasste, kochte die Milch über, und am Ende war der Topf leer, der Herd vollkommen verschmutzt und die Luft verpestet.
Aber zum Glück war sie ja hier. Vor mehr als sechzig Jahren, kurz nach ihrem fünfzehnten Geburtstag, war sie aufs Gut gekommen. Damals als Hausmädchen, das jedoch schnell zur Kinderfrau aufgestiegen war. Mehrere Generationen von Garells hatte sie in den Schlaf gewiegt. Zuletzt Jan und seine ältere Schwester Simone. Seit die beiden erwachsen waren, kümmerte sie sich mithilfe einer Zugehfrau um den Haushalt – und hatte ein Auge auf die Dinge, die auf dem Gut vorgingen. Das war auch dringend nötig, denn seit Robert Garells Tod vor drei Jahren schien der Rest seiner Familie den Boden unter den Füßen verloren zu haben.
Aber es würden wieder bessere Zeiten kommen. Mit kräftigen, gleichmäßigen Bewegungen rührte Helene den Grieß in die Milch ein. Als Erstes würde sie ein gutes Essen als Willkommensmahlzeit für Jans Verlobte
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