Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
warten«, protestierte sie. »Ich möchte so gern mit dir zusammen fahren. Du wirst mir fehlen.«
Während der vergangenen Woche hatten sie jeden Abend und jede Nacht gemeinsam verbracht. Manchmal schien es Nika inzwischen, als sei sie schon immer in Jans Armen eingeschlafen. Auch der Sex mit ihm war ihr mittlerweile vertraut. Sie kannte seinen Geruch, das Gewicht seines Körpers, seinen raschen Atem, wenn er erregt war. Die harten, ruckartigen Bewegungen seiner Hüfte, wenn er in sie hineinstieß.
»Möglicherweise brauche ich doch noch eine Woche oder länger, um das Geschäft abzuwickeln«, gab Jan zu bedenken und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Und dann wird die Zeit langsam knapp.«
Weil sie sich nicht wie ein albernes kleines Mädchen anstellen wollte, dass sich nicht allein hinaus in die Welt traute, hatte sie schließlich genickt. Was war denn schon dabei, ihre künftige Schwiegermutter und die junge Frau, die schon bald ihre Schwägerin sein würde, ohne Jan an ihrer Seite kennenzulernen? War es nicht eine Freude, die neue Familie zu treffen, vor allem, wenn man selbst keine Verwandten mehr hatte?
Entschlossen presste Nika die Lippen zusammen und drehte den Zündschlüssel im Schloss, um das letzte Wegstück zu ihrem künftigen Zuhause zurückzulegen. Soeben war die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Hügel verschwunden, und die ersten Schatten des Abends krochen zwischen den Bäumen im Tal hervor.
Wenige Minuten später fuhr sie auf den großen Hof vor dem Haus und hielt unter einem der drei riesigen Kastanienbäume. Kein Mensch war zu sehen, und die Stille legte sich wie eine Decke über sie. Sämtliche Fenster und Türen des lang gestreckten Backsteingebäudes waren geschlossen. Zögernd stieg sie aus ihrem Wagen und ging auf die blau gestrichene Haustür zu. Es gab keine Klingel. Also klopfte sie an, obwohl sie ziemlich sicher war, dass man sie in den meisten Zimmern des riesigen Hauses wahrscheinlich nicht hören konnte.
Als nichts geschah, drückte sie die Klinke herunter. Die schwere Holztür schwang lautlos auf und gab den Blick auf eine geräumige Diele frei.
»Hallo?« Nika trat über die Schwelle in die weiche Dämmerung des Hauses. Da sich immer noch niemand zeigte, ging sie auf die offen stehende Tür am anderen Ende der Diele zu. Ihre Absätze klapperten laut über den Fliesenboden. Dennoch zeigte sich niemand. Die Küche, in die die offene Tür führte, war ebenfalls leer.
Es handelte sich um eine riesige Landhausküche mit Holzmöbeln, einem Herd mit sechs Platten, einem großen Tisch, blank geputzten Töpfen, die an Haken an den Wänden hingen. Auf einem niedrigen Regal ein dicker Wiesenblumenstrauß. Die moderne Espressomaschine auf der Arbeitsplatte neben dem Herd wirkte in dieser Umgebung seltsam fremd.
Plötzlich hätte sie alles für einen starken Kaffee gegeben. Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, dass Jans Mutter oder seine Schwester, vielleicht auch beide, sie erwarteten, denn schließlich hatte Jan ihr Eintreffen am späten Nachmittag angekündigt. Aber wahrscheinlich hatte hier niemand Zeit, wartend herumzusitzen.
Sie nahm eine der kleinen weißen Porzellantassen, die oben auf der Espressomaschine standen, und stellte sie unter den Siebträger. Dann betrachtete sie nachdenklich die Tasten an dem Gerät.
»Das überlassen Sie besser mir. Die Maschine ist kompliziert.«
Als sie direkt neben sich die tiefe Männerstimme hörte, fuhr Nika erschrocken herum. Sie sah sich einem Mann mit kurzgeschorenen braunen Haaren, wettergegerbter Haut und breiten Schultern gegenüber. Er grinste sie auf fast anzügliche Weise an.
»Ich … Ich bin Veronika Lind«, sagte sie rasch, nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. Von einem jungen Mann im Haus hatte Jan ihr nichts erzählt.
»Hab schon von Ihnen gehört«, murmelte der Mann, während er sich an der Espressomaschine zu schaffen machte. Zischend floss dunkelbrauner, duftender Kaffee in die kleine Tasse.
»Tatsächlich?« Dankbar nahm Nika den Espresso entgegen und sah ihren Retter erwartungsvoll an, doch offenbar hatte er nicht vor, ihr seinen Namen zu nennen.
»Ja. Sie kommen aus Hamburg.« Plötzlich stand der Fremde so dicht vor ihr, dass sie gegen seine breite Brust starrte. Zurückweichen war nicht möglich, weil hinter ihr der Tisch stand.
Verwirrt atmete Nika den Geruch nach Schweiß und Seife ein, den der Mann verströmte. Er sah männlich aus, und er roch männlich, was sie nicht unangenehm
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