Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
egal.«
»Was wollte er vor zwei Monaten?«, erkundigte sie sich alarmiert. Im Hintergrund gellten laute, zweistimmige Schreie. Offenbar setzte das Paar zum Endspurt an. Nika hob die Stimme, um die peinlichen Geräusche zu übertönen, was sich allerdings als unmöglich erwies. »Eine andere Frau heiraten?« Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wenig sie über Jan wusste.
Der Blick der nebelgrauen Augen ging an ihr vorbei. Nichts deutete darauf hin, dass er Mann die Schreie ebenfalls hörte. »Nein. Soweit ich weiß, gab es keine Hochzeitspläne.«
Sie bohrte nicht weiter nach. Was auch immer es zu erfahren gab, würde sie von Jan hören. »Ich bin übrigens Veronika Lind«, stellte sie sich vor, als könnte sie damit Normalität in diese von Lustschreien untermalte Begegnung bringen.
»Bernd Brieger«, erwiderte der Mann höflich. »Ich bin der Kellermeister hier auf Gut Garell.«
»Das ist … schön.« Hilflos zuckte sie mit den Achseln und wünschte sich inständig, das Geschrei würde endlich aufhören. »Ich gehe dann lieber zurück ins Haus. Wir sehen uns ja sicher irgendwann.«
»Wenn Sie länger bleiben, bestimmt.« Seine Miene und sein Blick waren ausdruckslos. Er schien ein ernster, wortkarger Mann zu sein.
»Ich bin hier, um die Hochzeit vorzubereiten«, erklärte sie. »Jan kommt in ein paar Tagen nach.«
»Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Wieder hatte sie das seltsame Gefühl, dass er die Worte nicht so meinte, wie sie aus seinem Mund kamen. Dass er ihr etwas anderes sagen wollte. Vielleicht, dass er keinen Grund zum Gratulieren sah.
»Vielen Dank«, antwortete sie artig und wandte sich in Richtung Ausgang.
Nika verließ den Weinkeller fast im Laufschritt und überquerte den Hof in Richtung Gutshaus so eilig, dass sie außer Atem in der Küche ankam, in der die alte Frau vor dem Herd stand und gleichzeitig in zwei Töpfen rührte. Als sie Nikas Schritte hörte, drehte sie sich um und lächelte sie strahlend an.
»Da sind Sie ja wieder, mein Kind! Wie hat Ihnen unser Weinkeller gefallen?« Kein Wort über Jans Mutter, als hätte sie gar nicht erwartet, dass Nika sie dort antraf. – Oder als wollte sie nicht über das reden, was Nika dort unten gesehen hatte. Obwohl sie Jans künftige Frau sicher nicht dorthin geschickt hätte, wenn ihr klar gewesen wäre, was dort gerade passierte.
»Der Keller ist sehr schön«, behauptete Nika höflich.
»Ich bin übrigens Helene. Ich habe Jan und seine Schwester praktisch großgezogen. Simones Mutter ist sehr früh gestorben. Jans Mutter, Carolina Garell, war die zweite Frau unseres Gutsherrn. Sie war meistens mit anderen Dingen beschäftigt und hatte nicht viel Zeit für die Kinder. Jan hat Ihnen sicher von mir erzählt. Er nannte mich Lenchen, als er noch klein war.« Die hellblauen Augen funkelten wie Eis in einem gefrorenen See.
Hastig nickte Nika. »Ja, natürlich hat er mir von Lenchen erzählt«, schwindelte sie, um die alte Frau nicht zu enttäuschen.
»Dann zeige ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer, mein Kind. Solange Sie nicht miteinander verheiratet sind, werden Sie nicht das Bett mit Jan teilen. Frau Garell ist in solchen Dingen sehr streng.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Helene die Küche, und Nika folgte ihr.
»Ich habe das Gepäck schon von einem der Arbeiter nach oben bringen lassen«, erklärte Helene, während sie mit einer Geschwindigkeit, die in Anbetracht ihres hohen Alters erstaunlich war, die Stufen hinaufstieg. Über der großen Diele des Gutshauses lag eine Galerie, von der acht oder zehn Türen abgingen. An der rechten Seite der Galerie führte eine schmalere Treppe ins zweite Stockwerk hinauf. Ohne ihr Tempo zu verlangsamen, nahm Helene auch diese Stufen.
»Hier ist mein Zimmer.« Oben angekommen, deutete sie auf die erste Tür auf der linken Seite. »Falls Sie irgendetwas brauchen.«
»Danke«, murmelte Nika. Auf gar keinen Fall würde sie Helene nachts aus dem Bett holen. Außerdem würde Jan sicher nicht akzeptieren, dass sie getrennt schliefen, und so würde sie nur wenige Nächte hier oben verbringen.
Das Zimmer, das Helene ihr zeigte, war nicht sehr groß, aber auf altmodische Art gemütlich. Auf den Holzdielen lag ein bunter Flickenteppich, vor den Fenstern hingen Spitzengardinen, und auf dem breiten, niedrigen Fensterbrett langen bunte Kissen. Mitten im Raum stand ein breites Bett aus dunklem Eichenholz mit vier geschnitzten Pfosten. Die Bettwäsche war blütenweiß mit gestickten Rosenknospen. Ein
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