Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
hinunter. Abgeschlossen!
Sie versuchte es immer wieder, aber wahrscheinlich wäre sie sowieso nicht auf den Turm gestiegen. Seit ihrer Kindheit litt sie unter Höhenangst. Größere Höhen ertrug sie nur, wenn sie zumindest eine dicke Glasscheibe oder ein hohes, sicheres Geländer zwischen sich und dem Abgrund wusste. Und dieser Turm wirkte alles andere als sicher. Nachdem sie enttäuscht festgestellt hatte, dass man vom Fuß des Turmes aus wegen der dicht wachsenden Bäume nicht ins Tal sehen konnte, wandte Nika sich wieder in Richtung Parkplatz.
Als sie neben sich ein Schnaufen hörte, fuhr sie erschrocken herum. Direkt vor ihr stand ein riesiger Hund. Er knurrte nicht, er bellte nicht, er starrte sie einfach nur an. Nika spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Wenn der Hund sie angriff, hatte sie keine Chance. Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern, was man in so einem Fall tun musste. Schaute man dem Tier in die Augen, oder mied man seinen Blick? Wich man zurück, oder blieb man ruhig stehen?
»Brutus!« Als sie irgendwo zwischen den Bäumen eine Männer stimme hörte und das große Tier sofort den hellbraunen Kopf wandte, verspürte sie zunächst Erleichterung. Es folgten ein sanfter Schreck und Vibrationen im ganzen Körper, als ihr klar wurde, wem die Stimme gehörte.
Da tauchte er auch schon hinter dem Turm auf. Beim Anblick seiner hochgewachsenen Gestalt mit den breiten Schultern und den schmalen Hüften räusperte sie sich und bemühte sich um eine lässige Haltung. »Was machst du denn hier?«
Sekundenlang blieb Falk im Schatten eines Baumes stehen und sah sie an. Dann kam er langsam auf sie zu. »Ich führe den Hund einer guten Freundin aus. Er ist zwar schon alt, aber Bewegung tut ihm trotzdem noch gut. Und Maren hat wenig Zeit. Kennst du Brutus nicht?«
Flüchtig betrachtete sie den riesigen Hund, der sich jetzt vertrauensvoll an Falks Beine schmiegte, und schüttelte den Kopf. Wieso sollte sie diese Maren und ihren Hund kennen? Schließlich war sie erst seit wenigen Tagen in der Gegend. Obwohl es natürlich seltsame Zufälle gab. Wie diese zufällige Begegnung am Vormittag. Oder war Falk gar nicht zufällig hier? Nein, er war definitiv nicht der Typ, der heimlich Frauen nachspionierte.
»Warst du schon auf dem Turm?«, erkundigte er sich lächelnd. Er stand jetzt dicht vor ihr, und das Grün seiner Augen leuchtete vor der spätsommerlichen Farbe der Bäume noch heller als in ihrer Erinnerung. Sie musste an die Hängematte denken. Wie er unter ihr gelegen und sie auf eine Weise angeschaut hatte, die … Prickelnde Hitze durchlief sie, während sie versuchte, an etwas anderes zu denken.
»Die Aussicht von da oben ist überwältigend.« Er lächelte sie an, und ihr wurde noch heißer.
Hastig drehte sie sich zum Turm um. Immer noch meinte sie seinen Blick zu spüren, wie eine Berührung im Nacken, die sie beunruhigte und zugleich erregte. »Die Tür ist versperrt«, erklärte sie mit einer Stimme, die nur ganz leicht zitterte, sodass sie hoffte, er würde es nicht bemerken.
Wortlos stieg er die Treppe hoch, drückte die Klinke hinunter und stieß gleichzeitig mit der Schulter gegen die Tür, die sich mit einem lauten Knarren öffnete. Dann wandte er sich um und streckte ihr die Hand entgegen. »Komm.«
Nika machte einen Schritt auf ihn zu und zauderte. Sie spielte mit dem Feuer, wenn sie Zeit mit Falk verbrachte, ganz gleich, wo und wie. Während der vergangenen, teilweise schlaflosen Nacht hatte sie sich vorgenommen, von jetzt an vernünftig zu sein. Nie hatte sie sich mehreren Männern gleichzeitig hingegeben, und Jan, der ihr ohne jeden Zweifel einen Heiratsantrag gemacht hatte, verdiente ihre Loyalität. Was war nur mit ihr los? Nicht einmal One-Night-Stands waren bisher für sie infrage gekommen. Und jetzt war da dieser Mann, dessen Anziehungskraft sie spürte wie einen starken Magneten, und sie musste energisch gegen diesen körperlichen Sog ankämpfen, um ihm nicht zu erliegen.
Sie senkte den Blick auf den Waldboden und betrachtete angelegentlich ihre Schuhspitzen. »Ich habe leider keine Zeit. Ein Termin … heute Mittag …«
Als hätte er ihren Kopf an einem Faden hochgezogen, musste sie ihn wieder anschauen. Sie konnte nicht anders. Er besaß diesen Magnetismus, von dem er vielleicht selbst nichts ahnte.
Er stand ganz ruhig da, zog die Brauen hoch und betrachtete sie auf eine Weise, die spöttisch, lockend und merkwürdig sicher wirkte – als wüsste er genau, dass sie
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