Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen. Dann kehrte ihr Blick wie aus weiter Ferne zu Nika zurück.
»Wenn Jan und du verheiratet seid, ziehe ich mit Helene in den Witwensitz«, erklärte sie unvermittelt. »Das ist schon seit Jahrhunderten in der Familie so üblich. Sobald der Sohn, der das Weingut übernimmt, heiratet, verlässt die verwitwete Mutter das Haupthaus. Hast du das Häuschen hinter den Wirtschaftsgebäuden schon gesehen? Es ist sehr hübsch, wenn auch etwas beengt im Vergleich zu dem hier.« Sie machte eine ausladende Handbewegung und lachte kurz und trocken auf. »Erstaunlicherweise ist die Mutter immer verwitwet, wenn der Sohn heiratet. Auch so eine Familiensitte, wie es scheint.« Sie warf Nika einen prüfenden Blick zu, doch die gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen.
»Ich glaube nicht an Familienflüche und dergleichen«, bemerkte sie in kühlem Ton.
»Gut so!« Wieder lachte Carolina. »Vielleicht bekommst du zur Sicherheit einfach keinen Sohn.«
Nika zuckte die Achseln. Sie würde sich von Carolina keine Angst machen lassen. Die Nachricht, dass Jans Mutter und die alte Haushälterin nach ihrer Hochzeit ausziehen würden, gefiel ihr jedoch ganz gut.
»Ich sollte dann besser gehen. Eine Verabredung.« Mit Schwung warf Carolina ihr falsches schwarzes Haar über die Schultern zurück und zwinkerte Nika zu.
Starr erwiderte Nika ihren Blick.
Carolina wandte sich zum Gehen, besann sich aber anders. »Ich muss zugeben, dass ich einen Teil von deinem Telefongespräch mit meinem Sohn mitbekommen habe. Zwischendurch warst du etwas laut. Es ist also nicht nötig, dass du mir etwas vormachst. Eine Klosterschülerin bist du jedenfalls nicht. Wenn du an deiner Darbietung auch noch etwas arbeiten könntest.« Wieder ein verschwörerisches Zwinkern.
Zu ihrem Entsetzen spürte Nika, dass ihre Wangen zu glühen anfingen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Lächelnd deutete Carolina über Nikas Schulter durch die noch offene Tür in Jans Zimmer. »Du solltest die Bettdecke glatt streichen. Wenn Helene das sieht, könnte es eine Inquisition der strengeren Sorte geben. Zerwühlte Betten am helllichten Tag … Ich musste lange daran arbeiten, dass sie mir so etwas durchgehen ließ.«
Nika murmelte etwas vor sich hin, dessen Bedeutung sie selbst nicht verstand, und eilte zurück ins Zimmer, wo sie sich bemühte, das Bett wieder haargenau so herzurichten, wie sie es vorgefunden hatte.
Als sie wieder auf den Flur trat, war Carolina zur ihrer Erleichterung verschwunden.
11. Kapitel
Der nächste Morgen war strahlend schön. Nika fühlte sich müde und zerschlagen. Ihr war ein wenig schwindlig und leicht übel, woran sie ihrem unruhigen Schlaf die Schuld gab. Sie beschloss, in der Mittagszeit wenigstens ein oder zwei in der Nähe gelegene Restaurants zu besuchen und sich dort nach Möglichkeiten zu erkundigen, ein Hochzeitsmenü auf dem Gutshof kochen zu lassen.
Das La Montagne lag etwa fünf Kilometer von Gut Garell entfernt auf dem Gipfel eines Hügels. Nika hatte mehrere gute Bewertungen in verschiedenen Restaurantführern und im Internet gefunden. Als sie gegen zwölf Uhr auf den Parkplatz des Lokals fuhr, standen dort schon etwa zehn Autos, was sie für ein weiteres gutes Zeichen hielt. Das Gespräch mit dem Geschäftsführer verlief allerdings enttäuschend. Für die nächsten Wochen war das Restaurant ausgebucht, und es standen weder der Chefkoch noch der Souschef für die Zubereitung des Hochzeitsmenüs zur Verfügung.
Als Nika das Gebäude verließ, bemerkte sie in dem kleinen, steil ansteigenden Waldstück neben dem Restaurant einen Turm, der noch wesentlich höher lag als die Aussichtsterrasse des Lokals. Spontan wandte sie sich dorthin. Etwas frische Luft würde ihr guttun. Ihr war immer noch ein bisschen schwindelig.
Am Rand des Parkplatzes führte ein schmaler Fußweg durch ein offenes Eisentor den bewaldeten Hügel hinauf. Ihre halbhohen Absätze und der enge Rock behinderten Nika ein wenig, dennoch bewältigte sie den Weg innerhalb weniger Minuten. Dann stand sie neben dem kleinen Aussichtsturm und stellte fest, dass er heruntergekommen wirkte, als hätte sich während der vergangenen Jahre niemand um ihn gekümmert. Aus den Ritzen in den Stufen, die zur Eingangstür führten, wucherte Unkraut, der Putz blätterte von den Steinmauern ab, und die ehemals grüngestrichene Tür war verwittert und grau. Zögernd stieg sie die kleine Treppe hinauf und drückte die rostige Klinke
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