Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
Vom Netzwerk:
wenn auch noch die Gefahr bestand, dass Julian beteiligt sein würde. Und sie wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass Hunt wieder ins Gefängnis zurückmusste.
    Ist es das, was du glaubst? Dass ich sechs Jahre lang Männer gevögelt habe? Tatsächlich habe ich sechs Jahre lang versucht, meinen Hintern zu schützen.
    Sie hatte noch nie jemanden so schnell wütend werden sehen. Nur war es nicht wirklich Wut gewesen, was sie in seinen Augen gesehen hatte. Sondern Verzweiflung. Qual. Hoffnungslosigkeit.
    Sophie war nicht naiv. Sie schrieb seit vier Jahren über Gefängnisse und Häftlinge. Sie wusste, was sich hinter den Mauern abspielte. Meistens geschah es in gegenseitigem Einvernehmen, zwei Häftlinge, die einander sexuelle Erleichterung und manchmal vielleicht sogar Trost und Wärme verschafften. Aber es gab auch Männer – und Frauen –, die sich über Sex Macht verschafften und die es liebten, andere zu demütigen und zu verletzen. Es gab Grausamkeit und Vergewaltigung.
    Seine Narben hatten ihr verraten, dass er zumindest in die eine oder andere Gefängnisschlägerei verwickelt gewesen war. Officer Green hatte ihr davon erzählt, bevor sie den Interviewtermin mit Hunt gehabt hatte. Als ehemaliger DEA -Agent war Marc mit Sicherheit Ziel von brutalen Übergriffen gewesen, vor allem durch solche Insassen, an deren Inhaftierung er beteiligt gewesen war. Aber sie war niemals auf den Gedanken gekommen, dass jemand versucht haben könnte, ihn zu vergewaltigen.
    War es ihnen gelungen? Marc war groß und stark, aber nicht unverwundbar. Wenn die Angreifer in der Überzahl gewesen waren oder ihn überrascht hatten …
    Sie konnte nicht ertragen, genauer darüber nachzudenken.
    Sie erhob sich, ließ den Bademantel zu Boden fallen und sah sich im Spiegel an der Schranktür. Ihre Lippen waren von den Küssen geschwollen, die Haut an den Brüsten rosig und ihre Haare wirr. Sie sah aus wie eine Frau, die tollen Sex gehabt hatte – wenn ihr Blick nicht so verstört gewesen wäre.
    Sie hob die Finger an die Lippen, die noch immer prickelten. Welche seltsame Macht besaß er über ihren Körper und ihre Gefühle, dass sie bei der kleinsten Berührung so heftig auf ihn reagierte? Sie wäre gerade beinahe mit ihm im Bett gelandet, Herrgott noch mal!
    Wenn ich mal nicht über die Schulter gesehen hab, dann habe ich an dich gedacht!
    Sie hatte nicht jeden Tag der vergangenen zwölf Jahre an ihn gedacht … aber trotzdem verdammt oft. Und sie hatte jeden Mann, mit dem sie ausgegangen war, mit ihm verglichen und für unwürdig befunden. Und, ja, sie hatte auch nicht so selten von ihm geträumt.
    Sie hatten sich beide in eine Erinnerung vergraben. Das erklärte alles. Diese Nacht vor zwölf Jahren war für sie beide etwas Besonderes gewesen, und dass sie nun so aufeinander reagierten, lag an der ungünstigen Kollision von Gegenwart und Vergangenheit, von Realität und Verklärung. So einfach war das.
    Es war überhaupt nicht einfach.
    Deswegen versteckst du dich ja auch im Schlafzimmer, Alton. Du hast Angst vor ihm.
    Ja, sie hatte Angst vor ihm. Aber nicht, weil sie fürchtete, er könne ihr etwas antun. Nicht einmal sein Ausbruch eben hatte sie ernsthaft eingeschüchtert. Sie war überrascht gewesen, hatte aber keinen Augenblick gedacht, dass er ihr wirklich etwas tun wollte.
    Nein, sie fürchtete sich vor den Gefühlen, die er in ihr weckte.
    Wütend auf sich selbst, riss sie die Schranktür auf und zerrte eine Jeans und ein altes dunkelblaues Sweatshirt heraus. Rasch zog sie sich an, bürstete ihr Haar und flocht es.
    Sie hatte es satt, sich zu verstecken. Sie hatte es satt, sich als passives Opfer zu fühlen. Und sie hatte es satt, ihm die Kontrolle zu überlassen. Im Augenblick saß eindeutig sie am längeren Hebel, nicht Marc Hunter. Sie würde Fragen stellen, ihm zuhören und dann …
    Dann musste sie eine Entscheidung treffen.

[home]
11
    S ophie saß Marc an ihrem Küchentisch gegenüber und tat, als sei es stinknormal, mit einem flüchtigen Mörder, der außerdem mörderisch sexy und ein ehemaliger Liebhaber war, mitten in der Nacht Kaffee zu trinken. Sie gab sich außerdem alle Mühe, sich einzureden, dass es sich hier nur um ein ganz normales Interview mit inoffiziellen Hintergrundinformationen handelte, und machte sich Notizen, während Marc ihr erzählte, was er bisher bei seiner Suche nach Megan unternommen hatte.
    Er schien den kleinen Raum zu beherrschen. Seine Schultern waren breiter als die Rückenlehne,

Weitere Kostenlose Bücher