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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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System funktionieren würde, müsste meine Schwester jetzt nicht mit ihrem Baby um ihr Leben laufen.«
    Sophie hielt seinem Blick stand, sie sah nicht ein, sich von ihm einschüchtern zu lassen.
    »Ich gebe dir keine Information, auf deren Grundlage du einen Mord begehst.«
    Er lehnte sich zurück und verdrehte die Augen.
    »Und was soll ich deiner Meinung nach unternehmen? Ihn auf ein Bierchen einladen und ihn bitten, meine Schwester in Ruhe zu lassen?«
    »Lass mich ihn bloßstellen. In der Zeitung. Falls dieser Komplize wirklich existiert, können Megan und die anderen mutmaßlichen Zeugen bewirken, dass er wirklich angeklagt wird. Ich weiß nicht genau, wann Vergewaltigung Minderjähriger verjährt ist, aber ich …«
    »Für den Fall, dass du es vergessen hast, Megan ist verschwunden, und selbst wenn wir sie tatsächlich aufstöbern, könnte sie das nicht durchstehen.«
    »Megan ist stärker, als du glaubst, und sie vertraut mir.«
    »Sie hat dir nicht genug vertraut, um dir von den Vergewaltigungen oder von Emilys Vater zu erzählen, oder? Und sie ist tatsächlich zerbrechlicher, als du denkst.« Er legte seine Hand über ihre und strich ihr mit dem Daumen über die Fingerknöchel. »Aber auch wenn sie zäh wie Leder wäre, würde ich nicht wollen, dass du in die Sache hineingezogen wirst. Du kannst aber diesen Bericht beschaffen, ohne dass jemand Verdacht schöpft.«
    Sie zog hastig die Hand weg, die zu prickeln begann.
    »Du hast mich mit hineingezogen, als du mir eine Waffe an den Kopf gehalten hast. Glaubst du ernsthaft, ich besorge dir den Bericht und gebe ihn dir einfach so … ohne dass ich etwas daraus mache?«
    Seine Miene verriet ihr, dass er genau das gedacht hatte.
    Doch dann verwandelte sich sein frustrierter Ausdruck in ein schmales Lächeln.
    »Heißt das, du tust es?«
    »Nicht so schnell.« Sie schlug die Seite ihres Blocks um. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich Antworten auf meine Fragen haben will. Und lüg mich nicht an, okay?«
     
    Marc war beeindruckt. Seit einer Dreiviertelstunde quetschte Sophie ihn mit der Unnachgiebigkeit einer Staatsanwältin aus. Wie lange hatte er Cross gekannt? Warum hatte er ihn am Morgen angerufen? War es normal, dass er seine Dienstwaffe privat und zu Hause trug? Hatte er jemals seine Position ausgenutzt, um Drogen zu erwerben und zu verkaufen? Wer sollte ihm die Drogen unterschieben und warum?
    Er hatte ihre Artikel im Gefängnis gelesen und ihre Karriere immer aus der Ferne verfolgt, und er wusste, dass sie gut war. Dennoch konnte er jetzt nur staunen. Wenn sie den Journalismus jemals leid war – was er sich kaum vorstellen konnte –, dann würde sie einen höllisch guten Detective abgeben. Er beantwortete ihre Fragen mit Bedacht, war jedoch mehr als nur ein wenig abgelenkt von dem Wunder ihrer Gegenwart.
    Er hatte Cross etwas länger als ein Jahr gekannt, seit er bei der DEA angefangen hatte. Er hatte ihn am Morgen angerufen, um ihn zu bitten, ein paar Inbusschlüssel zurückzubringen, die er sich geliehen hatte. Ja, er hatte seine geladene Waffe immer und auch zu Hause am Körper getragen. Nein, er hatte niemals Drogen ge- oder verkauft. Niemals. Das Kokain war ihm untergejubelt worden, weil irgendein Arschloch Cross rächen wollte.
    Sie schrieb auf ihrem Block mit und studierte ihre Notizen dann nachdenklich, wobei sie sich mit dem Stiftende an die Unterlippe klopfte – jene volle Unterlippe, die er vorhin noch liebkost hatte.
    »Wann hast du erfahren, dass Cross Megan vergewaltigt hatte?«
    Und erst jetzt sah Marc die Falle, die sie ihm gestellt hatte. Sie hatte ihn mit all den anderen Fragen in Sicherheit gewiegt, bevor sie ihm diese eine stellte, die ihm einen Strick bot, der ausreichte, um sich aufzuhängen. Aber er hatte ja gewusst, dass sie gut war, nicht wahr?
    »Das hier ist immer noch inoffiziell, richtig?«
    Sie nickte.
    »Ich muss dir vertrauen können, Sophie. Hier geht es um Megans Leben.«
    Das schien sie zu ärgern.
    »Hör zu, es gehört zu meinem Job, Geheimnisse zu bewahren.«
    »Also gut.« Er atmete tief ein und wappnete sich innerlich. Er hatte niemandem erzählt, was er ihr nun enthüllen würde, nicht einmal seinem Anwalt. »Alles kam heraus, als er mein Wohnzimmer betrat. Megan war zum Essen gekommen. Sie und ich hatten uns ungefähr ein halbes Jahr zuvor nach langer Zeit wiedergesehen, und sie war seit sechzehn Wochen clean, ihr erster Versuch, die Sucht zu bekämpfen. Cross kam vorbei, um mein Werkzeug zurückzubringen.

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