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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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Megan sah ihn aus der Küche und bekam einen hysterischen Anfall.«
    Nein! Nein! Schick ihn weg. Bitte lass nicht zu, dass sie mir weh tun!
    Sophie beobachtete ihn, aber ihr Blick war sanft.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass Cross ein Wachmann in der Jugendstrafanstalt gewesen war und sie fast täglich vergewaltigt hatte, solange sie dort einsaß. Aber was sie erzählte, ergab erst einmal keinen Zusammenhang. Ich musste die Bruchstücke zusammensetzen, während Cross im Wohnzimmer stand.«
    »Was hat dich auf den Gedanken gebracht, dass Cross einen Komplizen hatte?«
    Bitte lass nicht zu, dass sie mir weh tun! Schick ihn weg!
    Marc rieb sich das Gesicht, während in seinem Kopf das hysterische Geschrei seiner Schwester widerhallte. Ihre Angst, ihre Panik hatte ihn innerlich zerrissen.
    »Mehrmals hat sie von ›ihnen‹ und ›sie‹ gesprochen. Gott, wenn du sie gesehen hättest. Sie war vollkommen aufgelöst!«
    Noch nie in seinem Leben hatte Marc sich so hilflos gefühlt wie an diesem Nachmittag. Erneut hatte er sie im Stich gelassen – doch diesmal hatte er damit ihrer beider Leben zerstört.
    Sophie schwieg einen Moment lang und ließ ihn in Erinnerungen schmoren, auf die er nur allzu gerne verzichtet hätte. Dann legte sie ihren Stift zur Seite und betrachtete ihn mit …
    Verdammt! War das etwa Mitleid?
    »Cross und du fingt also an zu streiten, bis du in blindem Zorn auf ihn geschossen hast?«
    Marc schloss die Augen und presste die Kiefer zusammen, doch die Szene, die sich in seinem Kopf automatisch abspielte, ließ sich nicht verdrängen.
    Ach, komm schon, Hunter. Ich hatte keine Ahnung, dass sie deine Schwester ist. Ich kannte dich ja gar nicht. Außerdem weißt du doch, wie die Tussen im Knast sind. Total gelangweilt und rattenscharf. Jedes Mal, wenn du an den Zellen vorbeigehst, warten sie nur drauf, dass du’s ihnen gibst.
    Bamm! Bamm! Bamm!
    Marc sog die Luft ein, um sich zu fassen, schlug die Augen auf und bemerkte, dass Sophie ihn beobachtete.
    »Er hat es zugegeben, Sophie. Er hat zugegeben, dass er sie vergewaltigt hat … und dabei gelacht!«
    Sie schluckte.
    »Es tut mir leid.«
    »Es tut mir nicht leid, dass er tot ist, aber wenn ich geplant hätte, ihn zu töten, hätte ich ihn dann bei mir zu Hause mit meiner Waffe erschossen und mich anschließend selbst angezeigt? Cross und ich waren Bundesagenten im Bereich Drogenbekämpfung, Herrgott. Ich hätte nur ein wenig Geduld haben müssen, dann hätte sich wahrscheinlich ein Heldentod während der Ausübung seiner Pflicht arrangieren lassen.«
    Sie dachte einen Moment lang darüber nach.
    »Megan wird im Polizeibericht kein einziges Mal erwähnt. Als sei sie nicht bei dir gewesen.«
    Entging ihr eigentlich gar nichts?
    Er zögerte.
    »Ich schickte sie weg. Ich schubste sie zur Hintertür hinaus und befahl ihr, nach Hause zu laufen. Sie war so fertig, so panisch. Ich war mir nicht einmal sicher, dass sie es bis nach Hause schaffen würde, aber immerhin rannte sie los. In dieser Nacht hat sie sich wieder einen Schuss gesetzt.«
    »Sie hat mir nie etwas davon erzählt, kein einziges Wort. Ich weiß, dass die Zeit in der Jugendstrafanstalt hart gewesen sein muss, denn sie wollte nie darüber reden. Aber das habe ich dann doch nicht vermutet.« Sophie schloss einen Moment lang die Augen und wirkte nahezu verzweifelt. Als sie sie wieder aufschlug, hatte sie sich gefasst. »Aber es gibt eine Sache, die ich nicht verstehe.«
    »Und was?«
    »Warum hast du das für dich behalten? Du hast kein einziges Mal erwähnt, was Cross Megan angetan hat. Weder bei den Verhören noch während des Prozesses. Nicht einmal bei der Urteilsverkündung. Du weißt, dass die Anklage niemals auf Mord hätte plädieren können, wenn du die Wahrheit gesagt hättest, denn das wären in der Tat mildernde Umstände gewesen.«
    Marc spürte, wie sich die Schlinge, die er sich selbst geknüpft hatte, um den Hals zuzog.
    »Ich wollte sie da nicht hineinziehen. Sie hätte mit der Polizei reden und aussagen müssen, sie hätte Kreuzverhöre über sich ergehen lassen müssen, und ich war mir ziemlich sicher, dass sie zusammengebrochen wäre. Ich wollte, dass sie wieder auf die Füße kommt.«
    »Und da hast du dein Leben weggeworfen.«
    War sie wütend auf ihn?
    »Ich wusste, dass ich in den Knast würde gehen müssen, aber ich bin nie davon ausgegangen, dass plötzlich Drogen im Spiel sein würden. Ich dachte, man würde mich wegen Mordes im Affekt verurteilen, höchstens zwanzig

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