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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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Denver.
    Mit hämmerndem Herzen wartete sie.
    Sie hörte, wie der Schlüssel zurückgezogen wurde, dann sich entfernende Schritte. Erleichtert atmete sie auf. Sie mochte sich nicht vorstellen, was hätte passieren können. Als ihr mit Verspätung einfiel, welche Chance sie da vielleicht gerade vertan hatte, sprang sie auf und drückte ihr Gesicht ans Fenster, um wenigstens noch einen Blick auf den Mistkerl zu werfen.
    Aber es war natürlich zu spät. Er war fort.
    Und wenn er wiederkommt, Alton? Was dann?
    Furcht setzte sich in ihrem Magen fest. Sie wich von der Tür zurück, setzte sich auf die Pritsche und lehnte sich gegen die Wand. Und so saß sie da, behielt die Tür im Auge und wartete, wartete …

[home]
16
    M arc erwachte und blickte auf vertrauten grauen Beton. Er kannte jede Erhebung, jede Kerbe, jeden Riss und jede Luftblase. Mit einem erstickten Schrei fuhr er auf, sprang auf die Füße und stieß sich das Schienbein am Rand der Stahltoilette.
    Er war zurück. In seiner Zelle. Im Knast.
    Das Blut verließ seinen Kopf, und ihm schwindelte.
    Aber wieso?
    Er war draußen gewesen. Er war geflohen. Entkommen.
    Wie konnte er jetzt wieder hier sein?
    Vielleicht hast du deinen dämlichen Verstand verloren.
    Er kniff die Augen zu, öffnete sie wieder.
    Gefängnis.
    Mein Gott!
    War alles nur ein Traum gewesen?
    Nein.
    Er hatte Sophie gesehen. Sie festgehalten, sie geküsst. Sie war echt gewesen.
    In diesem Moment hörte er sie schreien. Er sprang zur Zellentür und drückte sein Gesicht gegen das Plexiglas.
    Die Dusch-Gang hatte sie und zerrte sie mit sich.
    »Was ist los, Hunter. Hast du Angst, dass es ihr gefällt? Dass wir ihr weh tun?«
    »Gott, nein! Sophie!« Er hämmerte gegen seine Tür, um Kramers Aufmerksamkeit zu wecken. »Hilf ihr!«
    Aber der Mistkerl hörte ihn entweder nicht oder wollte nicht.
    »Kramer, du Dreckskerl! Hilf ihr! Kramer!« Er hämmerte gegen die Tür, trat, brüllte, bis er heiser wurde, während Sophies Schreckensschreie immer leiser wurden.
    Doch Kramer schien ihn nicht zu hören.
    Marc schrie wie ein Irrer, prügelte auf die Tür ein, bis er Blut auf dem Stahl sah – sein eigenes Blut. Und endlich erkannte er, dass es hoffnungslos war.
    Er konnte ihr nicht helfen. Er konnte sie nicht retten. Er hatte versagt, genau wie bei Megan.
    »Sophie … Lieber Gott, Sophie.« Verzweifelt lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Tür und ließ sich herabsinken.
    Marcs Augen flogen auf.
    Schweißgebadet lag er auf dem komfortablen Bett, die Decke um seine bloßen Beine gewickelt, und starrte in die Dunkelheit.
    Ein Alptraum.
    Es war nur ein Alptraum gewesen.
    Er holte gierig Luft, befreite sich strampelnd von der Decke und ging nackt ins Wohnzimmer, wo er die Flasche Scotch gesehen hatte. Er nahm sie, schraubte den Verschluss ab und setzte sie an. Der Alkohol brannte wohltuend in seiner Kehle und breitete sich warm im Bauch aus.
    Verdammte Scheiße.
    Er hatte seit der Anfangszeit im Knast keinen solchen Alptraum mehr gehabt. Aber dieses Mal war es gar nicht um ihn gegangen. Sophie war die Hauptperson gewesen.
    Sie steckte in Schwierigkeiten und nicht nur, weil man sie verhaftet hatte. Jemand war hinter ihr her und wollte sie aus dem Weg räumen. Und dieser Jemand würde wahrscheinlich nicht zögern, sie zu töten, wenn er die Gelegenheit dazu hatte.
    Zufrieden, Hunter? Haben wir das nicht großartig gemacht?
    Was für ein verdammter Dreck. Marc war Megan und Emily noch keinen Schritt näher gekommen, hatte dafür aber Sophie in Lebensgefahr gebracht. Nein, so hatte er es nicht geplant.
    Ob Sophie es gefiel oder nicht, sie brauchte ihn. Er konnte sie besser beschützen als jeder andere. Er wusste besser als die Cops, auf was sie sich eingelassen hatte, und er konnte tun, was immer für ihre Sicherheit nötig war, ohne sich Gedanken darum machen zu müssen, ob er das Gesetz brach oder nicht, denn sein Leben war ohnehin schon verkorkst. Aber vor allem konnte es kaum einen lebendigen Menschen geben, der sich so viel aus ihr machte wie er.
    Er hob die Flasche erneut an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Draußen färbte sich der Osthimmel bereits rosig. Der Tag brach an. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Gott der Menschheit einen weiteren Tag geschenkt.
    Da er wusste, dass er sowieso nicht mehr würde schlafen können, kehrte er ins Schlafzimmer zurück, zog sich Sportsachen an und ging in den Keller. Er würde ein paar Gewichte stemmen und aufs Laufband gehen, bis die Spannung

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