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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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die Ketten stören ein bisschen.«
    Sophie war überrascht, wie sehr sie der Gedanke, dass sie präsentabel war, wieder aufbaute. Gestern Nacht hatte man ihr methodisch ihre Würde genommen, und Holly hatte gerade dazu beigetragen, sie ihr zurückzugeben.
    »Vielen Dank, Holly. Ich hoffe, ich kann das jemals wiedergutmachen.«
    Holly ließ das Make-up wieder ins Täschchen fallen und verstaute es in ihrem Ausschnitt.
    »Du kannst dasselbe für mich tun, falls ich einmal eingesperrt werde.«
    Sophie stand auf und verließ mit Kirschner an der Seite und Holly hinter sich den Besucherraum. Draußen saßen die beiden Wachleute mit Julian.
    Julian betrachtete Holly nachdenklich, dann wandte er seinen Blick Sophie zu und zog eine Braue hoch.
    Aber Sophie hatte wichtigere Dinge zu besprechen als Hollys nicht autorisierte Anwesenheit hier.
    »Ich muss dir etwas erzählen, Julian – unter vier Augen.«
    Einer der Wachmänner sah von ihr zu Julian, schwieg aber.
    Julian runzelte die Stirn.
    »Okay. Bringen wir die Kautionsverhandlung hinter uns, damit wir hier verschwinden können. Aber ich muss dich warnen. Das wird ein echter Medienzirkus.«
    Marc saß ganz hinten im Gerichtssaal, als man Sophie hereinbrachte. Sie in Fesseln zu sehen war wie ein Schlag in die Magengrube. Aber abgesehen von den Schatten um ihre Augen, wirkte sie frisch und wunderschön, als sei sie soeben aus dem Bad gekommen und nicht aus einer Zelle. Sobald sie den Saal betrat, brach ein Blitzlichtgewitter los.
    Doch anstatt sich von den Kameras abzuwenden oder geblendet zu sein, lächelte und winkte sie – oder versuchte es – und hielt den Kopf hoch. Sie wurde flankiert von zwei uniformierten Vollzugsbeamten und gefolgt von einem großen Mann in schwarzem Rollkragenpullover und Jeans, dessen langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst war. Die zwei Wachleute wirkten wie zwei Greenhorns – naiv, unerfahren, großkotzig –, doch der Kerl mit dem Pferdeschwanz war ein erfahrener Profi.
    Er bewegte sich wie jemand, der ein Mann der Tat war, und sein Blick kam nie zur Ruhe. Er schien nicht auf Sophie aufzupassen, sondern vielmehr über sie zu wachen. Mit einer beschützenden Geste legte er ihr eine Hand auf den Arm, beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr etwas zu. Sie lächelte und sah zu ihm auf, und Marc erkannte, dass sie diesem Mann vollkommen vertraute. Aber wer war er?
    Als ob er gespürt hatte, beobachtete zu werden, wandte der Mann plötzlich den Kopf und sah Marc direkt in die Augen. Eine elektrische Spannung schien zwischen ihnen zu fließen – Killer erkannten sich untereinander –, dann schweifte der Blick des anderen ab und glitt über die Menge. Auch Marc sah zur Seite. Es wäre zu auffällig gewesen, die ganze Zeit Sophie zu fixieren. Als er das nächste Mal hinsah, saß sie an der Seite mit anderen Häftlingen, während der Mann mit dem Pferdeschwanz an der Wand hinter ihr lehnte.
    Herzukommen war vermutlich das Dümmste, was er hätte tun können, und in Anbetracht der Tatsache, was in den vergangenen zwei Wochen so alles passiert war, mochte das schon einiges heißen. Doch trotz des Risikos, das er einging, konnte er nicht anders. Der Alptraum war so präsent in seinem Kopf, dass er sie einfach hatte sehen müssen, sich vergewissern müssen, dass es ihr gutging. Also hatte er seinen Anzug angezogen, war hergekommen, durch die Eingangstür des Gefängnisses von Denver marschiert und durch alle Sicherheitsschleusen bis ins Gericht gelangt. Aber natürlich suchten die Cops nicht in ihrem eigenen Wohnzimmer nach ihm.
    »Erheben Sie sich.«
    Marc stand mit allen Anwesenden auf, während die Richterin sich setzte, und seine Gedanken schweiften ab, während sie sich durch die ersten Fälle arbeitete. Er hatte heute Morgen in der Zeitung gelesen, dass die Polizei bei der Durchsuchung von Sophies Wohnung nichts gefunden hatte. Er hätte Geld gezahlt, um die Miene des Dreckskerls zu sehen, als er erfahren hatte, dass sich das Heroin, das er dort deponiert hatte, in Hundekuchen verwandelt hatte. Natürlich war das nichts, verglichen mit dem Schock, der dem Schwein bevorstand, wenn er in den Lauf von Marcs Glock blicken würde.
    »In der Strafsache gegen Sophie Alton.«
    Sophie stand auf und ging zu ihrem Anwalt, einem Mann mit wilden weißen Haaren.
    Der Ankläger erhob sich und verlangte eine Kaution von hunderttausend Dollar mit Verweis auf die Schwere der Vorwürfe, die gegen die Angeklagte vorgebracht wurden.
    Als Nächstes

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