Sueß, naiv und intrigant
Brandon zu ihr auf die Bank glitt.
Er blähte sich vor Stolz, war jedoch dankbar, dass er Elizabeth – und ihre sexy Beine – nicht eher bemerkt hatte. Bestimmt hätte ihn das nur abgelenkt. Callie war mal zu einem seiner großen Turniere gekommen und das hatte ihn schrecklich aus dem Konzept gebracht. Er war so gehemmt gewesen, dass ihn ein Knülch aus Deerfield, den er zuvor fünfmal vernichtend geschlagen hatte, mit links vom Court gepustet hatte. Brandons männlichem Stolz war das gar nicht gut bekommen. Callie hatte ihn hinterher zwar aufzumuntern versucht und behauptet, er hätte gar keine so schlechte Figur gemacht, aber Brandon war ja kein Blödmann. Er hatte den Anflug von Enttäuschung auf ihrem hübschen Gesicht gesehen – und er konnte fast den Vorwurf ihrer kontrollbesessenen Mutter hören: »Eine Vernon gibt sich nicht mit Waschlappen ab.« Danach hatte Callie doch tatsächlich ihr Date für diesen Abend mit der Begründung abgesagt, sie habe vergessen, dass im Fernsehen das Finale von America’s Next Top Model laufe. Brandon beschloss, es als gutes Omen zu nehmen, dass die Beziehung zwischen ihm und Elizabeth unter vernünftigen Vorzeichen begann.
»Danke. Du siehst aber auch ziemlich gut aus, weißt du?«
»Und dabei sitz ich nur lahm hier rum.« Elizabeth zwinkerte ihm zu. »Und, ist dein Training jetzt vorbei? Hast du Zeit zum Chillen?«
Brandons Antwort kam Brian Atherton in die Quere, ein Zwölftklässler, der die unangenehme Angewohnheit hatte, jeden im Team mit »Alter« anzuquatschen. Atherton schlang den Arm um Brandons Schultern, als seien sie dicke Kumpel und nicht zwei Teamkollegen, die nur widerstrebend höflich miteinander verkehrten. »He, Alter«, legte er los, und beim Anblick von Elizabeth hing ihm quasi die Zunge heraus, »ist das deine Freundin?«
Brandon fiel plötzlich auf, dass sich die Courts merklich geleert hatten. Der Klang von fluchenden Jungen oder an die Wand geschmetterten Schlägern war verstummt. Brandon wand sich lässig unter Athertons schwerem Arm heraus und erwiderte: »Ja. Das ist Elizabeth.« Er nickte mit dem Kopf in Athertons Richtung. »Das ist Atherton.«
Atherton stellte einen Fuß auf die unterste Bank und tat so, als würde er den Wadenmuskel dehnen. »Und warum gehst du mit dem Grünspecht da?«, fragte er ungläubig und ließ den Blick gierig über Elizabeths Ausschnitt gleiten, während er sich Wasser aus einer Plastikflasche in den Mund spritzte. Brandon hatte mal gesehen, wie Atherton nach einem Auswärtsspiel mit genau diesem Blick einen Big Mac angeglotzt hatte. Widerlich.
Elizabeth erwiderte Athertons Blick scheinbar unbeeindruckt. Sie zuckte die Schultern und lächelte und das Grübchen unter ihrem Mund vertiefte sich schelmisch. Brandon fing ihren Blick auf und wusste instinktiv, dass irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Schnell stieß er Atherton beiseite und bugsierte Elizabeth aus der Halle.
»Alles okay?«, fragte er, nachdem die schwere Türe zum Squash-Komplex hinter ihnen zugefallen war. Er stopfte sein Schweißband in ein Außenfach seiner schwarzen Squash-Tasche und genoss es, die kühle Luft auf seiner erhitzten Haut zu fühlen. »’tschuldige wegen Atherton. Der ist echt ein A...« Brandon stockte, als sein Blick auf seine Füße fiel. Verflucht! Jetzt hatte er immer noch seine Squash-Schuhe an, dabei sollte er sie technisch gesehen nicht außerhalb des Courts tragen. Immerhin war der Squash-Komplex eine teure Neuerrungenschaft von Waverly und überall standen drohende Verbotsschilder.
»Stimmt.« Elizabeth strich sich über die Haare und zupfte an ihrer ledernen Bomberjacke herum. Sie zog den Reißverschluss hoch und verdeckte ihr wahnsinnig verführerisches Schlüsselbein vor Brandons Blick, und er hörte sie sagen: »Hör mal, ich mag dich echt gerne...«
O-oh . Er sah sie entgeistert an. Sie war doch wohl nicht den weiten Weg hergekommen, um mit ihm Schluss zu machen, oder?
»Aber bei dem Wörtchen ›Freundin‹, da schüttelt’s mich immer, verstehst du?« Sie biss sich auf die Lippe.
»Äh, okay...« Brandon hatte keine Ahnung, wie ihm geschah. Er war ja nicht mal derjenige gewesen, der den Begriff »Freundin« in den Mund genommen hatte. Aber sie war doch so was wie seine Freundin, oder? Nur dass sie jetzt auf einmal sagte, dass sie das nicht sein wollte?
Elizabeth legte die Hand auf seinen nackten Arm, und er starrte wortlos auf ihre blassrosa Nägel, die ihn zärtlich drückten. Sie hätte keinen
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