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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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vertrauen. Und Brett hatte das Gefühl, es würde sie zerreißen, wenn sie nicht sofort jemandem davon erzählte.
    Jenny sah fragend von ihrem Buch auf, ehe Brett ein Grund einfiel, warum sie besser den Mund halten sollte. Jennys schokoladebraune Augen blickten so warm und freundlich, und ihre Sommersprossen auf der kleinen Stupsnase wirkten so beruhigend und unvoreingenommen, dass Brett sich nicht mehr zurückhalten konnte. Sie klatschte ihr Buch auf den Tisch und beugte sich verschwörerisch vor. »Hast du jemals ein Mädchen geküsst?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Was?« Jenny klopfte sich geistesabwesend mit dem Marker an die Wange. Sie hatte offensichtlich vergessen, dass sie die Kappe abgenommen hatte, und der Stift hinterließ einen kleinen gelben Fleck neben ihrem Mundwinkel. Sie wirkte etwas verwirrt. »Du meinst, so... richtig? Oder wie du und Kara neulich auf dem Frauentreff?«
    »Ähm...« Brett sah sich um und bekam plötzlich einen Panikanfall. Der Junge dort drüben aus ihrem Mathekurs – horchte der etwa? Nein, Schwein gehabt, er hatte winzige weiße Kopfhörer in den Ohren. »Die Sache ist nämlich die, dass wir es noch mal gemacht haben.« Brett zwirbelte die Goldkette mit dem Anhänger um ihren Zeigefinger. »Gestern Abend.«
    »Halt mal, stopp !« Jenny sah aus, als habe man ihr einen Eimer Eiswasser über den Kopf geleert. »Du meinst, ihr habt geknutscht?« Ihre Stimme hob sich etwas bei dem letzten Wort.
    »Pschscht!« Brett drückte den Zeigefinger auf die Lippen. Sie wollte die zwei älteren Damen zu ihrer Linken nun wirklich nicht schockieren. Obwohl – mit ihren langen, formlosen Kleidern konnten die beiden eventuell selbst Lesbierinnen sein, kam es Brett in den Sinn. Moment mal!, ermahnte sie sich. Seit wann durfte man über eine andere Person ein solches Urteil fällen, allein aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes? Sie wollte ja auch nicht, dass andere so mit ihr verfuhren. Sie stützte die Ellbogen auf den verklebten Tisch und vergaß, dass die zarte Seide ihrer Anna-Sui-Bluse wahrscheinlich an den angetrockneten Kaffeeresten kleben bleiben würde. »Ich weiß nicht. Irgendwie schon. Ich meine... keine Ahnung, was mit uns los war.«
    »Oh mein Gott.« Jenny tippte die Fingerspitzen aneinander. »Das ist ja irre. Wie war es?«
    Brett verspürte eine Welle warmer Zuneigung für Jenny. Sie hatte super reagiert. Überrascht und neugierig natürlich, aber nicht schockiert und entsetzt. Ihrer Mitbewohnerin Tinsley hätte Brett niemals mit so einer Beichte kommen brauchen. Nicht mal zu der Zeit, als sie angeblich noch Freundinnen waren. Madame Oberzicke hätte sofort eine abfällige Bemerkung gemacht, sie solle sich schleunigst ein Paar Birkenstock-Sandalen kaufen oder so was in der Richtung. »Es war... nett«, gab sie zu und zuckte die Schultern. »Aber ich bin so verwirrt, verstehst du?«
    »Kann ich mir vorstellen.« Jenny nahm einen Schluck aus ihrem dunkelblauen Kaffeebecher. »Und willst du es, äh, wiederholen?«
    Brett wurde rot. »Schon.« Was so viel wie Ja bedeutete. Sie schwieg und sah Jenny an. »Findest du das abartig?«
    »Ich bezweifle, dass du die erste Person auf der Welt bist, die ein Mädchen geküsst hat und das gut findet.« Jenny kicherte. Die Cappuccino-Maschine hinter Bretts Schulter fing wieder zu surren an und zischte laut. »Mädchen sind doch wunderschön. Warum sollte man sie nicht küssen wollen? Sie duften immer gut und Jungs können manchmal so eklig sein.« Jenny sah Brett offen und ehrlich in die Augen. »Kara ist toll. Sie ist lieb und süß, und es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein.«
    Brett merkte, wie ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. Dachte sie wirklich in dieser Weise über Kara nach? Oje, wohl schon. Obwohl es ihr ein bisschen peinlich war, tat es doch gut, sich jemandem anzuvertrauen, und es war schön, dass dieser Jemand Jenny war. »Dann muss ich wohl bi sein, oder?«, fuhr sie mit gesenkter Stimme fort. »Oder ist das nur eine Art Reaktion auf, na ja, zu viele ungute Erfahrungen mit diesen Arschlöchern von Jungs?«
    Jenny schaute sie nachdenklich über den Becherrand an. »Keine Ahnung. Du hast in letzter Zeit schon ziemlichen Bockmist erlebt.« Sie fuhr mit dem Daumen über den Becherrand, dann riss sie ein Tütchen Süßstoff auf und leerte es in ihren Kaffee. »Aber vielleicht solltest du den Dingen nicht sofort ein Etikett aufdrücken, weißt du?«
    Brett zog eine Schnute. »Aber ich mag Etiketten«, gab sie zu. »Sie

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