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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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auf. »Ah, sehr gut, sehr gut.«
    »Das freut mich.«
    Die Falten in ihrem Gesicht wurden noch tiefer, als sie lächelte. Das geschah so selten, dass Marissa verzückt lachte. Vielleicht war Tante Ophelia netter, als sie gemeinhin wirkte.
    »Ja, sie hat mir sehr gut gefallen«, wiederholte Tante Ophelia. »Und es ist ein Glück, dass du verheiratet bist, bevor du dich auf Geplänkel mit sämtlichen Gentlemen der nächsten Saison einlässt.«
    Marissas Lächeln gefror. »Wie bitte?«
    »Es ist nichts gegen ein wenig Tändelei hier und da einzuwenden, Mädchen, aber du musst etwas umsichtiger sein. Zu meiner Zeit waren die Mädchen klüger. Ich hielt deinen Verstand allmählich schon für ebenso flüchtig wie deine Tugend.«
    »Ich … Tante Ophelia … Wie bitte? «
    Aber die alte Dame nickte bereits wieder ein. Marissa war drauf und dran, sie zu schütteln, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Immer noch sprachlos, wandte Marissa sich zu Jude um, der sie anlächelte. Nachdem sie einen letzten Blick auf Tante Ophelia geworfen hatte, richtete sie sich auf.
    Sie lächelte unsicher.
    »Mein Vater«, murmelte er ihr zu.
    Marissa schob ihre Entrüstung beiseite und machte einen Knicks. »Euer Durchlaucht«, sagte sie und musste nun wirklich grinsen. Sie hatte den Herzog am Abend zuvor kennen gelernt, aber sein Anblick überraschte sie immer noch. Der Herzog von Winthrop, einer der höchsten Adligen Englands, sah genauso aus wie Jude.
    Sie errötete, als sie daran dachte, wie oft sie Jude für einen Gärtner oder Schmied gehalten hatte. Wie dumm sie gewesen war. Der Herzog war nicht ganz so groß wie Jude, nicht ganz so kräftig, doch man konnte nicht leugnen, dass Jude sein Aussehen geerbt hatte – bis hin zu dem breiten Mund und dem kantigen Kinn.
    Der Herzog neckte sie, weil sie errötete, und sie ließ ihn in dem Glauben, dass sie schüchtern und nervös war. Jude beobachtete sie verwundert.
    »Nur auf eine Minute, meine Liebe«, sagte der Herzog und tätschelte ihre Hand. »Ich habe eine Überraschung für euch, so ich ihn denn finde.«
    Als sich sein Vater abwandte, beugte Jude sich zu Marissa, bis seine Lippen ihr Ohr streiften. »Man sollte meinen, dass ein Mann, der meine Mutter liebte, eine verruchte Frau erkennt, wenn er sie sieht.«
    Grinsend reckte Marissa sich auf die Zehenspitzen, sodass sein Mund an ihrem Hals war. Er verstand den Wink und biss sie zärtlich, ehe er sie beschuldigte, ihn mit ihrer Kühnheit abzulenken, und einen Schritt auf Abstand ging. Marissa strahlte noch, als der Herzog mit einem jungen Mann zurückkam.
    »Seht nur, wer gerade pünktlich zur Zeremonie eintraf!«
    »Melbourne!« Jude klopfte dem Neuankömmling auf die Schulter.
    »Erlauben Sie bitte«, fuhr der Herzog fort, »Ihnen meinen Sohn vorzustellen, Vicomte Melbourne, der schon bald zum Herzog wird, möchte ich meinen.«
    »Vater«, sagte der Mann.
    »Melbourne, es ist mir eine Freude, dich mit deiner neuen Schwester, Mrs Marissa Bertrand, bekannt zu machen.«
    Marissa machte wieder einen tiefen Knicks und beäugte ihn verstohlen. Dieser Sohn musste seiner Mutter ähnlich sein. Er sah recht gut aus und war elegant. Trotzdem wünschte Marissa nichts sehnlicher, als ihn wegzuschicken, damit Jude noch ein bisschen an ihrem Hals knabbern konnte. Sie schaffte es, sich etwa zehn Minuten vornehm mit den beiden Herren zu unterhalten. Alle im Saal beobachteten sie: die einen neugierig darauf, wie Jude zu seinem Vater stand, die anderen darüber nachdenkend, dass der junge Vicomte eines Tages eine Ehefrau bräuchte.
    Wenn sie wüssten, dass Jude und Marissa vor ihren Flitterwochen in Italien nach Frankreich reisen würden, gäbe es noch mehr Gerede. Ein Herzog war eine Sache, eine französische Kurtisane jedoch noch eine viel interessantere. Zumindest dachte Marissa das.
    Während Jude und sein Bruder über ein eindeutig männliches Thema sprachen – irgendeine Angelstelle –, spielten die Geiger einen Tusch, und Marissa bemerkte, dass ihre Mutter zwischen den Farnen stand, die das Orchester verbargen, und wild gestikulierte.
    »Jude, ich glaube, wir werden gebraucht.«
    »Ah, ja. Diese eine Pflanze scheint außergewöhnlich lebendig. Entschuldigen Sie uns, Vater. Melbourne.«
    Eine Minute später traten Jude und Marissa, umringt von Engelchen, aus den Farnen. Edward, der gerade dabei war, sie der Menge zu präsentieren, verschluckte sich beim Anblick der unzähligen weißen Flügel. Marissa wünschte sich, sie könnte im Boden

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