Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
»Mein gutes Kind, es war reizend von Mr Bertrand, seine Hilfe anzubieten, aber ihn aus Liebe zu heiraten? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Marissa bedachte sie mit einem verärgerten Blick. »Sie werden sich daran gewöhnen, Mutter.«
»Aber … das ist alles so verstörend.«
»Ist es«, pflichtete Jude ihr bei, woraufhin sich die Baroness etwas beruhigte.
Sie blickte von Marissa zu Jude und wieder zu ihrer Tochter. »Ich nehme an, wir müssen das Beste daraus machen, da die Umstände bereits … fortgeschritten sind.«
Aidan fluchte, während Edward angewidert den Kopf schüttelte.
Ihre Mutter klatschte in die Hände. »Wir werden eine spektakuläre Hochzeit kurz vor Ostern planen. Denken Sie, dass Ihr Vater kommen könnte, Mr Bertrand? Was für ein Ereignis das wäre! Ich würde meinen …«
»Tut mir leid, Mutter«, fiel Marissa ihr ins Wort, »aber die Hochzeit kann nicht bis zum Frühling warten. Dann fiele sie womöglich spektakulärer aus, als Sie es wünschen.«
Ihre Mutter sah auf Marissas Bauch und musste offenbar überlegen. »Ach, ich schätze, du hast recht.«
»Moment mal!«, rief Edward. »Ich habe dem noch nicht zugestimmt.«
»Ach, hör auf«, schalt Marissa ihn. »In einem Monat bin ich nicht mehr deine Sorge.«
»Ein Monat, sagst du?« Seine Miene wurde ein wenig weicher.
»Vielleicht weniger.«
Die Baroness lief im Zimmer umher und jammerte, sie könnte unmöglich binnen eines Monats eine Hochzeit planen. Als Jude ihr indes versicherte, dass sein Vater auch einer kurzfristigen Einladung folgen würde, stürzte sie sich mit einer Begeisterung in die Planung, die alles andere übertönte.
»Ich muss in einem Monat in Hull sein«, knurrte Aidan. »Ich lasse ein neues Schiff ausrüsten.«
»Du wirst bei der Hochzeit sein, Aidan York«, befahl seine Mutter empört. »Sie ist deine einzige Schwester, und sie erblüht gerade zur Frau!«
Stille trat ein, und erstaunlicherweise lachte niemand, obgleich Marissa aussah, als hätte sie ihre liebe Not, es nicht zu tun.
Zwar war Judes Stimmung absurd gelöst, doch er sah, dass keiner der York-Brüder mit diesem Arrangement froh war. Deshalb verneigte er sich und sagte: »Dürfte ich wohl mit Edward und Aidan allein sprechen?«
»Ah, natürlich!«, trällerte die Baroness. »Marissa und Harry, kommt mit ins Nähzimmer. Wir sehen uns die neuesten Schnittmuster an, die heute aus London kamen.«
Harry, der in einer Ecke gehockt und sekündlich verlegener gewirkt hatte, strahlte bei der Aussicht auf ein Entkommen. »Ja, unbedingt! Ich helfe gern, wie ich irgend kann.«
»Mutter«, beschwerte sich Marissa, als sie schon aus dem Zimmer geschoben wurde, »es ist keine Zeit für eine pompöse Hochzeit.« Kurz bevor sie an der Tür war, blieb sie stehen. »Wartet!«
Sie lief zurück zu Edward und umarmte ihn.
»Du bist unverbesserlich«, murmelte er, doch als sie ihn anlächelte, huschte ein Strahlen über sein Gesicht.
»Ich bin glücklich«, flüsterte sie.
»Bist du sicher?«
»Vollkommen.«
»Dann werde ich dich nicht bis zur Trauung in deinem Zimmer einschließen. Vorausgesetzt, du schwörst mir, brav zu sein.«
»Ich werde mich nach Kräften bemühen.«
Edward errötete, doch Marissa strahlte. Sie hauchte Jude einen Kuss auf die Wange und eilte hinaus. Entsprechend stellte sich Jude den York-Brüdern sehr viel heiterer gestimmt, als es die Situation gebot.
»Nun«, sagte Aidan, »du hast bekommen, was du wolltest.«
»Deine Schwester liebt mich«, erwiderte er, und zum ersten Mal glaubte er es. »Es mag euch schwer vorstellbar erscheinen, dennoch ist es wahr.«
Edward schnaubte. »Und du denkst, dass es so bleibt?« Er zeigte auf Jude, als würde dessen bloße Erscheinung die Worte zu einem Witz machen.
»Unterschätzt sie nicht«, sagte Jude ruhig. »Ich würde sie nicht lieben, wäre sie nicht stark, klug und imstande, mich als den zu sehen, der ich bin.«
Edward fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Haar, während Aidan zur Anrichte ging und sich einen Brandy einschenkte. Nachdem er Jude einen finsteren Blick zugeworfen hatte, füllte er zwei weitere Gläser und brachte sie den anderen beiden Männern.
Jude nahm das Glas und berührte Aidans Arm. »Ich entschuldige mich für das, was ich sagte. Und« – er räusperte sich – »ich entschuldige mich nochmals bei euch, weil ich mein Wort brach. Solltet ihr es nicht verzeihen können, akzeptiere ich das. Aber ich heirate eure Schwester.«
Edward sah zur Zimmerdecke,
Weitere Kostenlose Bücher