Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
versinken, wohingegen Jude sich offenbar prächtig amüsierte. Sie stieß ihn mehrmals mit dem Ellbogen an, doch sein Grinsen wollte nicht verschwinden.
Da er sich weigerte, ihre Beschämung zu teilen, lenkte sie sich ab, indem sie sich im Saal umschaute. Beth und ihre Cousine standen weit vorn, und Mr Dunwoody, dieser wankelmütige Narr, war an Nanettes Seite. Er lächelte ihr zu. Interessanter allerdings war, dass Harry neben Beth stand, wobei Marissa sich nichts gedacht hätte, wäre nicht ihr Gespräch kürzlich gewesen.
Bevor sie ausführlicher darüber nachdenken konnte, brach allgemeiner Applaus aus, und die Engelsschar führte Jude und Marissa in die Mitte der Tanzfläche.
»Immer noch keine Bedenken?«, fragte er, als sie einen Walzer begannen.
»Abgesehen von meiner Furcht, auf einer Engelsfeder auszurutschen und mir das Genick zu brechen, keine. Und du?«
»Du weißt, dass ich mir dies schon wünschte, als ich dich zum ersten Mal sah.«
»Wann war das?«, neckte sie ihn.
Es war nur ein Scherz, doch Jude sah sie sehr ernst an. »Aidan hatte mich zur Jagd hierhergeschleppt. Ich mache mir nichts aus der Jagd, aber ich begleitete ihn. Als ich ins Musikzimmer kam, warst du dort und hast mit deinem Cousin getanzt. Du lächeltest über etwas, das er gesagt hatte, und dann fiel dein Blick auf einen Gentleman, der vorbeiging. Da nahm dein hübsches Mädchengesicht einen verwegenen Ausdruck an.«
»Hör auf!« Sie lachte.
»Es stimmt. Und ich dachte mir, dies ist eine Frau, die Vergnügen will.«
»Jude!« Sie errötete und gab ihm einen Klaps auf den Arm. Leider ging ein Kichern durch den Saal, denn sie wurden beobachtet. »Du bist schrecklich«, flüsterte sie.
»Mag sein. Aber ich hatte recht, nicht wahr?«
Endlich gesellten sich einige andere Paare zu ihnen, und Marissa konnte sich enger an ihren Mann schmiegen. »Ich will Vergnügen«, antwortete sie. »Dringend.«
»Keckes Ding. Bring mich nicht in Verlegenheit.«
»Ich sehne mich seit Wochen nach dieser Nacht!«
Jude stöhnte und blickte sich um. »Wie viele Tänze müssen wir ihnen bieten?«
»Nicht mehr als drei, würde ich sagen.«
»Sehr gut.«
Marissa sah Mr Dunwoody mit einem Glas Punsch vorbeieilen. Er sah … zart und schwächlich aus. Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln.
Jude neigte sich zu ihr. »Wenn wir uns niedergelassen haben, sollte ich hübsche Diener zu deiner Zerstreuung einstellen.«
»Was? Ich habe überhaupt niemanden angesehen.«
»Hm.«
»Habe ich nicht! Und überhaupt dachte ich, du bist kein eifersüchtiger Mann mehr.«
Er lächelte sie an. »Nein, ich bin nicht mehr eifersüchtig. Schau nur, so viel du magst. Aber bitte keine Berührungen.«
»Ah. Dasselbe gilt für dich, Gemahl.«
»Ich brauche keine anderen Damen anzusehen«, entgegnete er grinsend.
»Warten wir’s ab. In einigen Jahren stellst du vielleicht fest, dass du dich nach einem großen Busen sehnst. Oder nach zweien.«
Jude warf den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass alle zu ihnen blickten und verständnisvoll lächelten.
»Dein Busen ist mehr als genug für mich«, flüsterte er schließlich.
»Welch kärglichen Appetit du haben musst«, murmelte Marissa. »Übrigens, falls ich mich nicht täusche, hat mich Tante Ophelia vorhin ein geistloses Flittchen genannt.«
Jude hielt es anscheinend für einen Scherz, denn er schüttelte nur den Kopf, als verstünde er den Witz nicht. Na schön, Marissa verstand ihn auch nicht.
Sie waren mitten im zweiten Tanz, da sah Marissa, dass Beth mit Harry tanzte und ihr Cousin sein charmantestes Lächeln zeigte. War es ihm ernst damit, eines der Samuel-Mädchen zu umwerben? Marissa wäre überglücklich, wenn Beth ihre Cousine würde, statt einen Mann aus dem Süden zu heiraten, sodass sie sich über Monate nicht sehen könnten.
Leider hatte dieser Gedanke auch eine Schattenseite, denn Harry liebte Beth nicht, und Marissa wünschte sich, dass ihre Freundin glücklich wurde.
»Denkst du«, fragte sie Jude leise, »dass eine Ehe glücklich sein kann, wenn die Partner nicht ineinander verliebt sind?«
»Welch ungünstiger Zeitpunkt für diese Frage, süßes Weib.«
»Ich spreche nicht von uns.«
»Na dann, ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, dass du mich lieben lernen würdest, wenn wir verheiratet sind. Solche Dinge geschehen. Übrigens sah ich kürzlich Charles LeMont und seine Frau in Grantham.«
»Ach ja? Sie ist hoffentlich schluchzend weggelaufen.«
Jude verdrehte die Augen. »Sie
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