Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
Vom Netzwerk:
ein.
    »Marissa!«, kreischte Lady York. Die Musik verstummte, und die letzten Noten hallten durchs Zimmer. Lady York räusperte sich und dämpfte ihre Stimme. »Spiel doch bitte etwas Gefälligeres, Kind.«
    Die anderen Gäste rutschten auf ihren Stühlen herum, und nicht wenige mussten sich ein Schmunzeln verkneifen.
    »Mir ist heute Abend nicht nach Gefälligem, Mutter. Möchten Sie vielleicht spielen?«
    »Ach nein, ich kann nicht!«, trällerte Lady York, stand allerdings auf. »Ich habe schon so lange … hach, na schön. Wenn ihr darauf besteht. Mr Bertrand, würden Sie mich begleiten? Sie haben solch eine hübsche tiefe Stimme.«
    Erschrocken blickte er auf. »Oh, ich muss passen, Madam. Man sagte mir, dass meine Singstimme an sterbende Wölfe gemahnt. Aber erlauben Sie mir, Sie zum Piano zu geleiten.«
    Er brachte sie sicher zu ihrem Platz, während sie ihm geziert Vorhaltungen machte, sie müsste selbst singen, wenn er sich weigerte. Nach einigen Schmeicheleien seinerseits gab sie mit einem verzückten Kichern nach. Schon die flüchtigste Bekanntschaft genügte, um zu erkennen, dass Lady York nichts lieber tat, als vor Publikum zu spielen und zu singen, und so stimmte sie auch jetzt mit Freuden ein romantisches Lied über einen Ritter und dessen schöne Maid an.
    Judes schöne Maid funkelte ihn wütend an, als er sich dem Kanapee näherte, auf dem sie saß.
    »Miss York«, sagte er leise.
    Sie reichte ihm nicht ihre Hand.
    »Sie sehen heute Abend bezaubernd aus.« Es stimmte. Ihr rotblondes Haar schimmerte im Kerzenschein, und sehr gern hätte Jude sein Gesicht hineingetaucht. Marissas Blick indes warnte ihn, dass sie ihm eine schallende Ohrfeige versetzen würde, sollte er sich zu derlei Intimitäten versteigen. Und die anderen Gäste fänden es wohl ebenfalls schockierend.
    »Sie nannten mich verrucht«, zischte sie.
    Jude grinste. O ja, daran hatte sie den ganzen Tag gedacht. »Darf ich?« Er setzte sich neben sie, ehe sie ablehnen konnte, und Marissa straffte sich, sodass ihre Schultern einige Zentimeter weiter entfernt waren.
    »Ihr Kleid hat die Farbe eines Sees an einem wolkenlosen Tag. Atemberaubend.«
    »Sir, Sie können mich nicht beleidigen und dann so tun, als wären wir befreundet.«
    »Habe ich Sie beleidigt?«
    »Offensichtlich.«
    »Das war nicht meine Absicht. Ich halte Verruchtheit für eine wünschenswerte Eigenschaft. Unartigkeit ist sogar noch hübscher.« Er beugte sich näher zu ihr, und sie konnte nicht zur Seite ausweichen, denn das wäre aufgefallen. »Würden Sie mir nicht zustimmen, Miss York?«
    Sie stand so abrupt auf, dass ihr Haar wippte, und Jude tat es ihr, ein bisschen weniger hastig, gleich. »Wollen wir durch den Garten schlendern? Es ist ein ungewöhnlich milder Abend.«
    »Das Abendessen wird bald serviert.«
    »Dann verspreche ich, nicht mit Ihnen bis nach London zu schlendern.«
    Sie keuchte beinahe vor Wut, und Jude konnte nicht umhin, einen bewundernden Blick auf ihr Dekolleté zu werfen. Das war höchst anständig, spannte sich jedoch merklich.
    »Ich glaube«, sagte er so leise, dass sie unwillkürlich den Kopf neigte, um ihn zu verstehen, »dass wir wichtige Angelegenheiten zu besprechen haben. Ungestört.« Er bot ihr seinen Arm an, und nachdem Marissa sich flüchtig im Zimmer umgeschaut hatte, legte sie ihre Hand darauf.
    »Ein paar Minuten, mehr nicht.«
    Ein junger Bursche blickte höchst verwirrt drein, als Jude sie aus dem Musikzimmer führte, und Jude lächelte ihm zu.
    Kaum traten sie vom Korridor aus durch die Terrassentüren nach draußen, ließ Marissa seinen Arm los und holte tief Luft. »Sie sind unausstehlich«, schalt sie ihn. »Mich zu fragen, ob ich verrucht bin. Als wäre ich ein ungezogenes Kind!«
    »Aber, Miss York, ich versichere Ihnen, dass ich nichts dergleichen meinte.«
    »Was haben Sie dann gemeint?«
    Jude verschränkte die Hände auf seinem Rücken, damit er nicht in Versuchung geriet, zu ergründen, wie ungezogen sie war. »Wie viele Herren haben Sie geküsst?«
    Mindestens drei Sekunden lang rang sie nach Luft. »Mr Bertrand!«, brachte sie schließlich erstickt heraus.
    »Mehrere, würde ich wetten. Wie ich mehrere Frauen geküsst habe. Lippen sind verlockend, nicht wahr?«
    Sie schüttelte ihren Kopf, als müsste sie einen Gedanken abwerfen. »Ich führe diese Unterhaltung nicht mit Ihnen. Ich bin eine Dame, Sir.«
    »Ja, sind Sie«, murmelte er und beobachtete, wie sich ihre Brust im Dämmerlicht hob und senkte. »Und anders als

Weitere Kostenlose Bücher