Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
hingelegt, ihre Röcke gelüpft und Peter White erlaubt hatte … das zu tun. »Ich hatte zu viel Wein getrunken.«
»Wie es in derlei Situationen häufig vorkommt.«
»Mr Bertrand«, sagte sie gereizt, »ich versuche, Ihre Beweggründe zu begreifen.«
»Die gestand ich Ihnen bereits. Ich mag Sie, Miss York. Ist das nicht ausreichend Grund?«
»Nein! Es ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie wissen nichts über mich, ausgenommen das, was ich Schreckliches getan habe. Wie können Sie mich da so sehr mögen, dass Sie gewillt sind, mich zu heiraten?«
Er trank seinen Kaffee und beobachtete sie über den Tassenrand hinweg, während er schluckte.
»Nun?«
Mr Bertrand stellte die Tasse ab, die in seiner riesigen Hand geradezu lachhaft zierlich wirkte. Er nahm seine Serviette auf. Das Blütenweiß betonte seine Sonnenbräune. Kein Wunder, dass Marissa ihn für einen Gärtner gehalten hatte. Wahrscheinlich war er sogar verwandt mit ihnen.
Doch ungeachtet seiner niederen Herkunft war nichts Unterwürfiges in seinem Blick, als er sich zu ihr beugte. Vielmehr strahlte er die Selbstgewissheit eines Herzogs aus, als er ihr in die Augen sah.
»Ich mag Sie, Miss York, weil Sie verrucht sind. Und es gibt keinen größeren Genuss für einen Mann als eine gute und verruchte Ehefrau. Würden Sie mir zustimmen?«
Seine Worte waren so schockierend, dass Marissa sie zunächst nicht recht begriff. Verrucht? Er nannte sie verrucht? Sie spürte, wie ihre Ohren heiß wurden. Das war eine Beleidigung!
»Wie können Sie es wagen? Sie sind gänzlich …«
Er unterbrach sie, indem er seinen Stuhl zurückschob. »Sicher haben Sie recht. Sie brauchen nicht fortzufahren. Betrachten Sie mich als gerügt und einsichtig. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich bin sehr spät dran für die Jagd.« Er verneigte sich, als wäre dieses Verhalten nicht vollkommen inakzeptabel, und murmelte: »Miss York.« Es war eine Dreistigkeit ohnegleichen, in solch vertraulichem Ton mit ihr zu reden.
Marissa blickte ihm offenen Mundes nach, als er hinausging. Zunächst saß sie noch eine Weile sprachlos da, doch dann hielt sie nichts mehr zurück. Sie biss die Zähne zusammen, stand auf und holte sich eine zweite Portion von jedem Gericht.
Es war ein Irrtum gewesen, zu glauben, dass er ein Gentleman wäre. Ein riesiger Irrtum. Und falls er dachte, dass sie ihn auch nur einen Augenblick länger ertrug, als sie musste, war Jude Bertrand nicht annähernd so schlau, wie er schien.
Kapitel 4
J ude zog sich seinen besten Abendrock an, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blickte erfreut in den Spiegel. Auch wenn er nicht schön sein mochte, hatte er Marissa York heute Morgen eindeutig beeindruckt. Er wollte wetten, dass ihr noch niemand auf den Kopf zugesagt hatte, sie wäre verrucht. Die Wahrheit erwies sich zumeist als wirksamer denn jede Lüge. Entsprechend würden seine Worte in ihren Gedanken nachhallen, weil sie ahnte, dass sie wirklich verrucht war.
Ja, er war weit davon entfernt, ein schöner Mann zu sein, und dennoch hegte er keinerlei Zweifel, dass Marissa den ganzen Tag an ihn gedacht hatte. Wahrscheinlich probte sie die wütende Ansprache, die sie ihm halten wollte, sobald sie ihn allein erwischte. Und er kam ihr mit Freuden entgegen, indem er ihr genau solch eine Gelegenheit verschaffte. Schließlich war sie ganz reizend, wenn sie wütend war.
Jemand klopfte energisch an seine Tür. »Ja?«
Aidan York kam herein und musterte ihn von oben bis unten. »Ich kann nicht glauben, dass du mein Schwager wirst«, grummelte er.
»Keine Bange, ich werde bei meinem Vater ein gutes Wort für dich einlegen, auf dass er dein wichtiges Vorhaben unterstützt.«
Aidan schnaubte, ehe er stirnrunzelnd zur Decke blickte. »Da du es ansprichst …«
Jude legte ihm eine Hand auf die Schulter und bugsierte ihn zur Tür hinaus auf den Korridor. »Bring lieber deine Schwester zum Altar, bevor wir über nützliche Verbindungen sprechen. Ich glaube, sie hält mich nicht für eine gute Partie.«
»Ja, das könnte ein Problem sein.«
»Zweifellos zieht Marissa charmante Jünglinge vor, doch das lässt sich nicht ändern. Meine Aufgabe ist es, sie davon zu überzeugen, dass sie vielleicht etwas ganz anderes von einem Mann erwartet.«
»Aha.« Aidan warf ihm einen warnenden Blick zu. »Du weißt, dass sie diese Sache abblasen wird, sollte sich herausstellen, dass es weder ein Kind noch einen Skandal geben wird.«
»Ich beabsichtige nicht, meine Position zu festigen
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