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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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andere feine Herren, die ich kenne, würde ich nicht im Traum daran denken, Ihnen zu erzählen, dass Damen nicht gern geküsst werden. Oder dass sie nicht gern über Herren nachdenken. Oder dass sie ein hübscher Tanzschritt nicht entzückt.«
    Sie atmete langsam und stand da wie eine Statue in der einbrechenden Nacht. »Ich … wollten Sie deshalb mit mir reden? Das ist lächerlich.«
    »Nein, eigentlich wollte ich einen ungestörten Moment mit Ihnen, damit Sie mir all die Dinge sagen können, die Ihnen durch den Kopf schwirren. Sind Sie mir deshalb böse?«
    »Ich … ja. Nein, ich bin nur …« Wieder holte sie tief Luft und straffte die Schultern. »Mr Bertrand …«
    »Jude, wenn ich bitten darf.«
    Es vergingen Sekunden, ehe sie einlenkte. »Jude, Sie müssen einsehen, dass wir nicht zusammenpassen.«
    »Das sehe ich nicht ein.«
    »Aber Sie sind älter als ich und …«
    »Ich bin dreißig Jahre alt. Ihr Freund, Mr White, ist siebenundzwanzig, glaube ich.«
    »Ah, ja, Mr White, ja, nun, ich nehme an, Sie erscheinen sehr viel älter als er.«
    »Das tue ich.«
    »Und Sie sind so anders. Ich weiß es sehr wohl zu schätzen, dass Sie mir helfen wollen, aber ich würde Ihnen gern meine Pläne erklären.«
    »Pläne?«
    »Ja.« Sie nickte eifrig, faltete die Hände und begann, auf dem schmalen Gartenpfad auf und ab zu gehen. »Ich gehe nicht davon aus, dass es einen Skandal geben wird. Und ohne Skandal gibt es keinen Grund, mit dieser Scharade fortzufahren.«
    »Es könnte aber durchaus einen Skandal geben. Oder ein Kind, zumindest.«
    Sie hielt ruckartig inne und legte eine Hand auf ihren Bauch. »Nein, ich bin sicher, das gibt es nicht.«
    »Haben Sie geblutet?«
    »Mein Gott, wie können Sie von derlei Dingen reden?«
    »Ich habe einen Großteil meiner Zeit in Gesellschaft von Damen verbracht, deren Sorgen um dieses Thema kreisten.«
    »Tja, ich sorge mich gewöhnlich nicht darum und möchte diese Dinge auch nicht besprechen.«
    »Verständlich, doch mir gegenüber dürfen Sie immer offen sein. Falls Sie Fragen haben zu irgendeiner Sache, scheuen Sie sich bitte nicht, mich anzusprechen. Sie sind eine intelligente Frau, Miss York. Sie müssen vor Neugier vergehen.«
    »Im Bezug auf was?«
    »Auf Männer und Verruchtheit.«
    »Nein!«, hauchte sie. »Nein, tue ich nicht. Und vor allem hege ich nicht die Absicht, Sie zu heiraten, folglich wäre es gänzlich unangebracht.«
    Jude trat näher zu ihr. Zu gerne hätte er sie berührt. Stattdessen ballte er seine Fäuste fester. »Wie wäre es mit folgender Vereinbarung: Ich werde mich ohne Groll zurückziehen, sollten sich Ihre Wünsche erfüllen. Auch wenn es mir das Herz bricht, werde ich Ihnen mit einem Lächeln Lebwohl sagen. Bis dahin allerdings sind wir verlobt, und zwar richtig.«
    »Aber … aber ich mag Sie nicht einmal.«
    »Meine liebe Miss York, können Sie nicht wenigstens vorgeben, meine zärtlichen Gefühle nicht verletzen zu wollen?«
    »Entschuldigung. Ich bin nur ehrlich. Und was meinen Sie mit ›vorgeben‹?«
    »Dass Sie vorgeben, mich zu mögen, mir zu vertrauen. Und dass Sie vorgeben, Ihre intimsten Gedanken mit mir zu teilen. Mehr verlange ich nicht.«
    Sie sah ihn fragend an. »Besitzen Sie keinen Stolz?«
    »Hah, im Gegenteil! Ich besitze viel zu viel Stolz. Sehen Sie mich doch nur an. Wer bin ich, mir anzumaßen, um Sie zu werben? Der große, hässliche Bastard einer französischen Kurtisane. Wie könnte ich jemals Ihr Herz gewinnen?«
    Auch wenn er seine Worte mit einem Grinsen abmilderte, sah Marissa nur noch verzweifelter aus. Offenbar bemerkte sie nicht, dass er nahe genug war, um ihr Gesicht trotz der Dunkelheit deutlich zu erkennen.
    »Seien Sie nicht meinetwegen traurig, Miss York.«
    »Ich finde Sie nicht hässlich.«
    »Doch, tun Sie.«
    Als sie den Kopf schüttelte, erlaubte Jude sich, die Hand auszustrecken und mit einem Finger zart über ihre Wange zu streichen. Ihre Haut war weich, glatt und warm, und als sie den Atem anhielt, hatte er das Gefühl, sein Herz müsste sich bei jedem Schlag besonders abmühen. »Sie sind zu schön für mich«, flüsterte er.
    Sie wollte verneinen, erstarrte jedoch, als sein Daumen ihre Lippen streifte.
    Jude ließ den Daumen auf ihrer Unterlippe, prägte sich das Gefühl ihres Atems auf seiner Haut ein. »Die Leute werden reden, wenn sie uns zusammen sehen.«
    »Jude …«
    »Sie werden tuscheln, die Stirn runzeln, und Sie werden vor Scham erröten. Aber es kümmert mich nicht, Miss York. Verstehen

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