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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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knausrig, wenn sie ihr auflegten. Sie erwarteten, dass eine feine junge Dame nur wenig Appetit hatte.
    Was auf Marissa nicht zutraf.
    Trotzdem holte sie tief Luft und rang sich ein Lächeln ab. Feine Damen entrissen Herren die Teller nicht, um sich eine anständige Portion Speck zu nehmen. Und sie konnte sich ja mehr holen, wenn er später mit den anderen Männern zum Ausritt aufbrach.
    Er stand neben ihr und hielt den Teller mit beiden Händen. Marissa blickte zur Räucherfischgabel.
    »Verzeihung«, raunte er und nickte zu der Schale. »Ich möchte nicht so tun, als wäre ich mit Ihrem Geschmack bestens vertraut. Erlauben Sie mir, den Diener zu spielen.« Dabei streckte er den Teller weiter vor.
    Vor Überraschung schlug Marissas Herz schneller. Vorsichtig füllte sie einen Räucherhering auf den Teller und einen winzigen Löffel Apfelkompott. Nachdem sie zwei Streifen Speck auf den Teller gleiten ließ, blickte sie zu Mr Bertrand auf.
    Er zog eine Braue hoch und lächelte wieder, als kenne er sie gut.
    Aber vielleicht war es auch bloß die einzige Form von Lächeln, die ein solch betrüblich breiter Mund gestattete.
    Marissa biss sich auf die Unterlippe und nahm noch drei Streifen Speck, wobei sie auf seinen kräftigen Daumen am Tellerrand starrte. Als sie abermals aufsah, war sein Lächeln intensiver.
    Was für ein merkwürdiger Mann. Von den übrigen Gerichten nahm sie sich großzügiger.
    Anschließend folgte er ihr zum Tisch und stellte ihr den Teller mit einer kleinen Verbeugung hin, ehe er sich selbst Essen nahm.
    Als ein Diener mit Tee kam, bat Mr Bertrand um Kaffee. »Möchten Sie auch lieber Kaffee, Miss York?«
    Wollte sie? Sie war bereits im Begriff, zu verneinen, als sie innehielt, die Zunge oben am Gaumen. Die meisten der männlichen Gäste bevorzugten Kaffee, doch alle Damen tranken Tee. Marissa hatte einmal Kaffee gekostet, und er war scheußlich gewesen, bitter und scharf. Sie hatte ihn nicht gemocht. Und doch würde sie ihn gern noch einmal probieren – sei es nur, um wagemutig zu sein.
    Marissa sah zu ihrer Tasse dampfenden Tees und schüttelte den Kopf. »Nein danke.«
    Sein Lächeln verstörte sie, und sie nahm einen Bissen von ihrem Frühstück, um nicht reden zu müssen. Man erwartete von ihr, dass sie diesen Mann kennen lernte, allerdings verwirrte er sie mit jeder Sekunde mehr.
    Sie wollte ihn nicht mögen. Er nutzte ihre furchtbare Lage aus, war nicht attraktiv, sondern eigenartig. Und sie würde ihn nicht mögen, bloß weil er ihr eine Extraportion Speck und einen Schluck von einem gewagten Getränk anbot.
    Ihre Tante entschuldigte sich, noch ehe Marissas Teller zur Hälfte leer war. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Vormittag, Tante Ophelia«, rief Marissa laut. Die halb taube Frau winkte verärgert ab.
    Dann waren sie allein.
    Marissa beschloss, nicht um den heißen Brei herumzureden, denn das lag ihr ohnehin nicht. »Mr Bertrand, dies ist eine offensichtlich delikate Angelegenheit. Mir fällt es schwer, sie anzusprechen, und doch bleibt mir aufgrund meiner eigenen … fehlgeleiteten Entscheidungen keine andere Wahl.«
    Seine Stimme klang so ruhig und gelassen, als würden sie über das Wetter reden. »Ich versichere Ihnen, dass Sie mir gegenüber offen sein dürfen. Mir sind die Umstände durchaus bekannt, und ich darf behaupten, dass sie mich nicht im Geringsten irritieren.«
    »Aber das verstehe ich nicht. Warum stört es Sie nicht?«
    »Miss York, Ihr Bruder hat Ihnen vielleicht erzählt, dass mein Vater der Herzog von Winthrop ist. Doch so erlaucht auch der Titel meines Vaters sein mag, so zählt meine Mutter nicht zu den Ehrbarsten aller Damen.«
    »Nun, ich nahm an …«
    »Sie ist eine bezahlte Gesellschafterin.«
    »Für wen?«
    »Für jeden Gentleman, den sie gerade zu mögen beliebt.«
    »Oh!«, quiekte Marissa. »Ich dachte … oh, ich verstehe.«
    »Sie liebte meinen Vater über mehrere Jahre, doch er war nicht ihr einziger vornehmer Verehrer, und sie war nicht seine Ehefrau. Wenn ich Ihnen also sage, dass Sie offen mit mir sprechen dürfen, ist das keine höfliche Floskel. Gestern Abend waren Sie mit einem Mann zusammen, der ein noch weniger wünschenswerter Verehrer ist als ich. Deshalb sind wir hier.«
    Sie waren mit einem Mann zusammen … Ihr Herz pochte so wild, dass er den Puls an ihrem Hals sehen müsste. Auf jeden Fall aber würde er bemerken, wie sie errötete. Sich hinter Euphemismen zu verschanzen, das war mithin überflüssig. Er wusste, dass sie sich

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