Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
und trank den Brandy, den Jude ihm gegeben hatte, in einem Zug. »Betrachte die Sache als vergessen.«
Was Jude mit Freuden tat. Morgen erwarteten ihn ganz andere Sorgen, und die Reise zum LeMont-Anwesen schien noch die geringste zu sein.
Kapitel 21
J ude ritt durch den morgendlichen Nebel und ignorierte die Blicke der Männer zu seinen Seiten. Der Dunst biss ihm eiskalt in die Wangen, was Jude allerdings nichts ausmachte. Der Frost passte zu seiner Stimmung und gefror seine finstere Miene, die er ohnedies nicht ändern wollte.
Aidan räusperte sich, aber Jude beachtete ihn nicht. Sie waren beinahe beim Anwesen der LeMonts angekommen, und er musste die Neugier der beiden nur noch kurze Zeit im Zaum halten.
»Na, sag schon, Jude«, versuchte Edward sein Glück, »bist du in unsere Schwester verliebt?«
Die direkte Frage irritierte Jude, sodass er seinen Kopf noch weiter senkte und sein Pferd antrieb.
Die York-Brüder taten es ihm gleich, und Aidan war bald ein Stück vor Jude, drehte sich um und sah ihn an. »Was nun, Jude? Liebst du sie?«
»Was geht euch das an?«
»Sie ist unsere Schwester.«
»Sie ist meine Verlobte! Ihr habt unserer Heirat schon zugestimmt, und damit sollte eure Einmischung enden.«
Aidan schaute, als hätte Jude einen Fehler gemacht. »Sich in eine Frau zu verlieben ist etwas gänzlich anderes, als sie zu heiraten. Wir beide wissen, dass es reichlich Paare gibt, die getrennte Leben führen. Ein verliebter Ehemann indes kann der Anfang von endlosen Schwierigkeiten sein.«
»Diese Unterhaltung ist lächerlich«, erwiderte Jude. »Du hast keine Ahnung, wovon du redest.«
»Dennoch leugnest du nichts.«
»Und«, ergänzte Edward, »du bist seit Tagen schlechter Laune, mürrisch und schroff. Einzig wenn Marissa erscheint, bist du kühl und schweigsam.«
Jude beschloss, auch jetzt kühl und schweigsam zu sein, was Aidan leider nicht erlaubte.
»Du bist verliebt in sie«, rief er. »Gestehe!«
»Einen Teufel werde ich tun. Ihr zwei seid Narren.«
Aidan ließ sein Pferd langsamer gehen, bis er auf einer Höhe mit Jude war. Dann sah er ihn an und sagte ruhig: »Sie liebt dich nicht, Jude. Dies kann nicht gut enden. Ihr kommt aus verschiedenen Welten.«
Das Mitgefühl in seiner Stimme besserte Judes Laune kein bisschen. Verschiedene Welten. Als hätte er nicht sein halbes Leben im Haushalt eines Herzogs verbracht. Er zog die Zügel zu straff an, woraufhin sein Pferd scheute und nach Aidans Pferd trat. Jude murmelte beruhigend auf den Wallach ein und klopfte ihm auf den Hals.
Eine Weile später räusperte Edward sich. »Ich möchte dir danken, Jude. Deine Vermutungen waren richtig. Wärst du nicht hier gewesen, hätten Aidan und ich von vornherein nur Peter White für schuldig gehalten.«
»Wieder einmal erweist sich meine niedere Herkunft als nützlich.«
Edward räusperte sich wieder, schien allerdings nicht zu wissen, was er sagen sollte. Jude wünschte, er könnte die erbärmlichen Worte zurückholen und hinunterschlucken, wie er so oft schon seinen Stolz hinuntergeschluckt hatte.
Letztlich kam die Umgebung ihm und seinem Pferd zu Hilfe. Sie erreichten einen Hügelkamm, von dem aus die Einfahrt zum Anwesen der LeMonts zu sehen war, und alle drei hielten inne, um hinunterzublicken.
Ihnen stand ein unangenehmer Besuch bevor.
»Jude«, versuchte Aidan es erneut, doch Jude hob die Hand.
»Ob diese Geschichte mit Marissa gut ausgeht oder nicht«, sagte er schließlich. »Ich bezweifle nicht, dass zumindest alle daraus gelernt haben. Mehr sage ich nicht.«
Aidan schlug ihm lachend auf die Schulter, und sie ritten den Hügel hinab.
»Was ist, wenn Charles LeMont zu Hause ist?«, fragte Jude.
Edward schnaubte. »Dann bekommt er eine unerquickliche Wahrheit zu hören.«
»Sie wird alles abstreiten.«
»Natürlich.«
Vor dem Haus angekommen, wies Edward den Stallburschen an, die Pferde zu bewegen. Sie rechneten nicht mit einem längeren Besuch. Allerdings mussten sie zunächst eine gute halbe Stunde im Besuchersalon auf und ab wandern. Die Herrin war noch beim Ankleiden, wie das Hausmädchen sichtlich nervös erklärte. Jude vermutete, dass es an ihren grimmigen Mienen lag. Er jedenfalls fühlte sich, als würde er zu einer Hinrichtung gehen.
Edward hatte recht. Mrs LeMont würde alles leugnen, und keiner von ihnen freute sich auf die Aussicht, eine Dame einzuschüchtern. Die Zofe war schon eine wenig schöne Erfahrung gewesen, aber eine adlige Dame, die überdies guter Hoffnung
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