Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
los und drängte sich an ihr vorbei, um auf Abstand zu gehen.
»Jude? Was meinen Sie damit, dass es ein Spiel ist?« Ihr wurde schlagartig wärmer, und ein zittriger Schmerz regte sich in ihrem Innern. »Haben Sie gespielt?«
»Nein!«, erwiderte er. »Ich habe nichts vorgespielt. Ich mochte Sie, und ich glaubte, ich könnte Ihnen helfen.«
»Sonst nichts?«
»Oh, da war mehr. Ich dachte, wenn ich Sie hinreichend provoziere, Sie dazu bringe, mich zu begehren, würden Sie mich am Ende mit Freuden heiraten. Und wie wir sehen, hat es funktioniert.«
Marissa schluckte, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war. »Ich verstehe nicht.«
Jude begann, auf und ab zu gehen und wild mit den Händen zu gestikulieren, während er sprach. »Ich wollte Sie dazu bewegen, mich zu mögen, Marissa. Ich wusste, dass ich es kann. Sie sind leidenschaftlich, neugierig und voller Leben. Aber das genügt mir nicht mehr. Ich will noch etwas anderes.«
»Etwas anderes als mich?«
»Etwas anderes als Lust und was immer sich an Zuneigung aus ihr gewinnen ließe. Begehren habe ich gehabt, Marissa, denn ich bin nicht so schwer zu begehren, ganz gleich, was Sie denken mögen.«
Ihre Angst schwand. Er hatte sie nicht belogen, hatte nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht. Was er jetzt jedoch gestand, war nicht die Wahrheit über das, was er getan hatte. Er gestand ihr, dass sie ihn verletzt hatte.
»Daher müssen Sie sich nicht über Ihr Begehren wundern«, sagte er knapp. »Ich tue es auch nicht, denn selbiges zu wecken war von Anfang an meine Absicht gewesen.«
»Ich weiß, dass Sie nicht schwer zu begehren sind, Jude. Glauben Sie mir, das weiß ich. Aber ich weiß außerdem, dass Sie mehr wert sind als das. Ich bedaure, was ich gesagt habe. Es war nicht so, dass ich dachte, keine Frau könnte Sie lieben …«
»Sie kennen den Unterschied zwischen Liebe und Lust nicht. Das haben Sie selbst zugegeben.«
»Wann?«
»Als Sie von Charles und Ihrer Affäre erzählten.«
»Damals war ich siebzehn! Heute bin ich eine Frau und sehe mehr als Ihren Körper!«
»Das will ich hoffen, denn den scheinen Sie nicht sonderlich zu mögen«, murmelte er.
Marissa blinzelte erschrocken und musterte ihn fragend. »Jude Bertrand, schmollen Sie?«
Er sah sie an. »Wie bitte?«
»Schmollen Sie, weil ich Sie nicht hübsch finde?«
»Seien Sie nicht albern«, grummelte er, aber sie bemerkte, dass sich sein Hals rötete.
»Ha, ich denke doch! Das ist gut, denn ich finde Sie tatsächlich nicht hübsch, mithin ist es unnötig, vor sich hinzumurmeln, als wäre es ein Geheimnis.«
»Danke für Ihre Ehrlichkeit!«
Marissa verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn verärgert an. »Welche Frau würde Sie jemals als hübsch bezeichnen? Sie sind groß und breit, haben Arme und Beine wie Baumstümpfe.«
»Richtig.«
Sie ging auf ihn zu und berührte sein Kinn mit einem Finger. »Ihr Gesicht ähnelt einem Krieger aus früheren Zeiten, als hätte es mehr Schlachten als Walzer gesehen. Und Ihre Hände eignen sich besser, einen Gegner niederzuschlagen, als das Piano zu spielen.«
Er wandte den Kopf ab. »Touché.«
»Sie sind nicht hübsch, Jude. Und ich begehre Sie mehr, als ich jemals irgendeinen hübschen Mann begehrt habe. Sie sind stark, und allein Sie anzusehen gibt mir das Gefühl, schwach zu sein.« Sie wollte eine Hand an seine Wange legen, doch er wich zur Seite.
»Schwäche ist keine Basis für ein Leben, Marissa. Dies alles war ein Fehler. Ich wollte Sie, und ich dachte, es würde mir genügen, von Ihnen gewollt zu werden.«
»Genügt es nicht?«
»Nein, tut es nicht! Zu lange schon gebe ich mich damit zufrieden, akzeptiert zu werden. Von meiner Ehefrau erwarte ich mehr.«
Fast hätte Marissa mit einem Versprechen geantwortet. Es war leicht, denn sie empfand so viel mehr für ihn. Doch kaum schöpfte sie Atem, um es ihm zu sagen, raubte sein gequälter Gesichtsausdruck ihr die Worte.
In seinen Augen blitzte eine Mischung von Bedauern und Stolz auf. »Zu viele Jahre reichte es mir, meines Vaters Bastard zu sein, als exotische Zerstreuung angesehen und akzeptiert zu werden. Und auf dieselbe Weise wollte ich Ihre Liebe gewinnen. Begreifen Sie es nicht? Ich wollte Ihren Widerwillen besiegen und Sie dazu bringen, mich zu akzeptieren.« Er knurrte das Wort mit angewiderter Miene. »Aber ich bin kein Kind mehr, das dankbar sein muss, weil man es nicht ausgrenzt. Ich bin ein Mann, und ich verlange mehr als das.«
Seine Wut hätte ihr Angst
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