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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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gestatten«, hatte er mehrmals gemurmelt, auch wenn er wenig geneigt gewesen war, seine neugierigen Hände im Zaum zu halten. Er ermahnte sie zur Tugendhaftigkeit, während er selbst dabei half, eben diese zu beflecken.
    Und Peter White war nicht anders gewesen. Sie hätten mich aufhalten sollen.
    Inzwischen wusste sie, mit was für Männern sie es bei ihnen zu tun hatte. Mr Dunwoody wäre nicht besser. Diese Herren wollten zarte Geschöpfe, die überredet werden mussten, keine Frauen mit sinnlichem Begehren.
    Fitzwilliam Hess hatte ihre Leidenschaft zwar nicht gestört, aber er gäbe einen entsetzlichen Ehemann ab. Wie wollte man sich im Bett einem Mann hingeben, dem man nicht trauen konnte?
    Jude indes konnte sie sich sehr gut neben ihr unter der Decke vorstellen. Unter seinem Gewicht würde sich die Matratze so neigen, dass Marissa von selbst zu ihm hinrollen würde. Und wenn er sie liebte, könnte sie ihn nach Herzenslust erkunden. Sie könnte ihn alles fragen, ihn überall berühren, ohne dass er schlecht von ihr dachte. Im Gegenteil.
    Und außerhalb des Schlafzimmers wäre er ihr Freund. Er war klug, freundlich und fühlte sich so offensichtlich wohl in seiner Haut. »Ich weiß, wer ich bin«, hatte er mehr als ein Mal gesagt. Und es stimmte, bis sie ihn fragte, warum ihn eine Frau lieben sollte. Was für eine fürchterliche Frage an einen Mann, der durch und durch liebenswert war!
    Sie war diejenige, die nicht liebenswert war, die mit dem kalten Herzen, den arroganten Vorurteilen und der gedankenlosen Überheblichkeit gegenüber einem anständigen, netten Mann.
    Anständig und nett, ja, zu anständig und zu nett für sie. Er hatte sie einige Zeit aus nächster Nähe erleben dürfen, und das reichte ihm. Sie würde sich gern einbilden, dass er traurig war, weil er abreiste. Sie wollte sich einreden, dass er davonsegelte, sie vermisste und eines Tages zurückkehrte, um ihr seine unsterbliche Liebe zu gestehen. In Wahrheit jedoch würde er nach Italien reisen, wo er von dunkelhaarigen Schönheiten umgeben wäre, die ihn als Mann achteten.
    Er würde Dinge mit ihnen tun, die er nie mit Marissa getan hatte, und er wäre verloren für sie.
    Tränen kullerten Marissa über die Schläfen ins Haar. Schniefend vor Selbstmitleid wischte sie sie ab.
    Sie wollte ihn nicht aufgeben. Sie wollte seine Freundin und seine Geliebte sein. Er sollte nie einer anderen gehören, was sie verhindern wollte, indem sie immerfort an seiner Seite wäre und jede Frau in die Flucht fauchte, die sich ihm näherte.
    Marissa wollte um ihn kämpfen. Und falls sie dafür gegen Jude selbst kämpfen müsste, dann würde sie dies eben tun. Er hatte sie früher gemocht, also könnte er lernen, sie wieder zu mögen.
    Ihr Wagemut ließ ihr Herz schneller pochen, als sie aus dem Bett schlüpfte und zur Tür schlich. Obgleich es sich wie Mitternacht anfühlte, war es noch nicht einmal zehn Uhr, weshalb sie eine geschlagene Minute an ihrer Tür stehen blieb und lauschte. Als sie sich schließlich hinausstahl, kam ihr das Licht auf dem Korridor geradezu grell vor, und die Treppe schien mindestens eine Meile entfernt. Atemlos lief sie zum Südflügel.
    Sie wusste nicht, warum sie so nervös war. Sollte sie einem ihrer Brüder begegnen, würde sie schlicht erklären, dass sie ihre Verlobung retten wolle. Begegnete sie ihrer Mutter, würde diese vermutlich nur kichern vor Schreck. Harry würde nichts sagen, um sie aufzuhalten, und Tante Ophelia würde wohl blinzeln und eine Tasse heiße Milch von der seltsamen Zofe verlangen.
    Alles in allem war diese Familie ideal, wenn man ein heimliches Schäferstündchen wünschte.
    Marissa schaffte es unentdeckt bis zu Judes Tür, was fast ein bisschen enttäuschend war. Doch ehe sie eine Chance hatte, erleichtert aufzuatmen, fiel ihr ein, dass ihr nun das größte Hindernis drohte. Jude war unempfänglich für ihre Gefühle gewesen. Und im Gegensatz zu den Männern in Marissas Familie wurde Jude eiskalt, wenn er wütend war, nicht hitzig.
    Sie konnte mit Geschrei, geballten Fäusten und Türenknallen umgehen. Aber vor Judes eisigem Blick wollte sie sich nur ducken. Sie fragte sich, ob er diese Eigenart vom Herzog hatte.
    Vor allem fragte sie sich, ob sie wieder einmal Zeit schindete.
    Im Geiste ermahnte sie sich, mutig zu sein, und hob eine Hand. Einen Sekundenbruchteil lang überlegte sie, nicht anzuklopfen. Klopfen hieße, dass sie ihm die Chance gab, Nein zu sagen und sie wegzuschicken. Ohne anzuklopfen ins Zimmer

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