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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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vor allem ihre gemeinsame Zeit.
    »Hat sie derzeit einen … einen Begleiter?«
    Jude schenkte ihr ein verhaltenes Lächeln. »Nein. Heute ist sie nur in männlicher Gesellschaft, wenn sie es wünscht. Sie ist immer noch wunderschön, aber sie findet, dass sie zu alt ist, sich fortwährend Gedanken zu machen, was einem Begleiter gefällt.«
    »Das klingt recht weise.«
    »Ja, sie ist eine kluge Frau. Sie geht zum …« Er brach mitten im Satz ab und schüttelte den Kopf. »Unterhalten wir uns darüber ein anderes Mal.«
    »Wann?«, fragte sie, was sich eindeutig wie ein Flehen anhörte.
    »Sicher werde ich bald zurückkommen. Wie könnte ich widerstehen?« Es war nicht zu überhören, dass er scherzte. Er wollte sie zum Lächeln bringen, nichts versprechen. Jude hatte nicht vor, wieder hierherzukommen.
    »Leben Sie wohl, Marissa.«
    Ihr Name aus seinem Munde weckte einen Impuls in ihr. Marissa konnte nicht anders, als sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
    Er war wie versteinert, hart und kalt. Und er erwiderte den Kuss nicht. Marissa blinzelte ihre Tränen weg und wich beschämt zurück.
    Jude wandte sich halb weg, um die Tür zu öffnen, und obgleich sie stehen blieb, sah er hinaus in den Garten statt zu ihr. Er wollte sie glauben machen, dass ihm dieser Abschied weniger als nichts bedeutete.

Kapitel 23
    N ach dem Abendessen floh Marissa so bald wie möglich in ihr Zimmer. Sie wäre nicht hinuntergegangen, hätte sie nicht gehofft, Jude zu sehen.
    Sie hatte sich eingeredet, dass es ein Zeichen wäre, wenn er zum Abendessen käme: ein Zeichen für sie, dass er sie noch mochte. Und sie hätte nach dem Dinner ihren Mut zusammengenommen und ihn um einen Spaziergang durch den Wintergarten gebeten.
    Aber Jude war nicht zum Essen erschienen. Und Marissa hatte ihre liebe Mühe, nicht über der Graupensuppe in Tränen auszubrechen. Er war schon fort, richtig fort, und sie vermisste ihn mit einer Inbrunst, die das gute Essen trocken und bitter schmecken ließ.
    Harry war die Aufgabe zugefallen, für angeregte Konversation zu sorgen, und er plauderte lebhaft mit Marissas Mutter. Um seinetwillen hatte Marissa sich einige Male ein Lächeln abgerungen, denn sie fühlte sich elend, weil sie auch nur darüber gesprochen hatte, dass er sie verraten haben könnte. Dabei war Harry es gewesen, der Aidan in jenen furchtbaren Tagen seiner Trauer zur Seite stand. Und als Aidan nach London zog, um seinen Kummer zu ertränken, war Harry bei ihm gewesen und hatte aufgepasst, dass ihr Bruder nicht ermordet in einem der Elendsviertel endete. Diese Dinge sollte Marissa eigentlich nicht wissen, aber sie hatte heimlich in Edwards Korrespondenz gelesen.
    Deshalb hätte sie niemals an Harry zweifeln dürfen, und einzig ihre Reue hielt sie während des Abendessens bei der Familie. Jetzt jedoch, um neun Uhr, stand sie benommen vor ihrem Spiegel und ließ sich von der Zofe zur Nacht umkleiden.
    Wäre sie verheiratet, würde das Mädchen ihr das Haar ausbürsten und es offen lassen. Sie würde Marissa in mehrere Schichten gewagt durchsichtigen Stoffes kleiden und sie dann ins Bett legen, wo sie ihren Ehemann erwartete. Jude wäre es, der zu ihr käme und seinen großen nackten Körper an sie schmiegte und sie tun ließ, was immer sie wollte.
    Von ihm gäbe es nie ein Nein. Vielmehr würde er sie ermuntern, wagemutig und verwegen zu sein. Und das wäre sie, bei ihm und fü r ihn.
    Hingegen brachte die Zofe sie nun in ihr Bett, und es gab nichts, worauf sie warten konnte. Mit der Tür, die hinter dem Mädchen ins Schloss fiel, versank das Zimmer in Dunkelheit. Dies war das Ende ihres Tages. Sie war allein in ihrem kalten Bett, ohne Ehemann.
    Sie könnte jemand anderen heiraten. Aber wäre sie dadurch weniger einsam? Vielleicht war ihr Alter das Problem. Sie hätte längst verheiratet sein sollen. Womöglich hatten ihre Gefühle nichts mit Jude zu tun.
    Marissa lag im Dunkeln und starrte hinauf an die Zimmerdecke, die sich lediglich in einem anderen Dunkelgrau vom Rest des Zimmers unterschied. Zu sehen gab es nichts, doch Marissa malte sich aus, dass ein Mann neben ihr lag.
    Sie stellte ihn sich wie Charles LeMont vor, dann wie Fitzwilliam Hess, sogar wie Peter White und Mr Dunwoody.
    Zu keinem von ihnen wollte sie sich umdrehen. Charles würde ihre Leidenschaft nicht verstehen, eher Angst davor haben. Schon bei ihren ersten unschuldigen Versuchen damals war er … erschrocken. »Sie sollten mir das nicht

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