Süße Fesseln der Liebe
»Wir werden vielleicht mehr erfahren, wenn unser Mann in Madrid sich gemeldet hat. In der Zwischenzeit müssen wir auf der Hut sein und abwarten. Behalten Sie sie genau im Blick.« Nachdenklich musterte er Greville. »Inwiefern hat Lady Farnhams Engagement mit unserem Einsatz zu tun?«
Greville runzelte die Stirn. »Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen«, erwiderte er bedächtig. »Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als unseren Plan zu ändern. Ich bin nicht darauf eingerichtet, ihre Sicherheit aufs Spiel zu setzen, nur weil die Inquisition sich eingemischt hat.«
»Nein … nein, Greville, Sie haben vollkommen recht. Nun, Sie handeln so, wie Sie es für richtig halten.«
»Das werde ich, keine Sorge, Simon.« Greville erhob sich, verließ das Büro und hielt eine Kutsche an, die ihn zum Cavendish Square brachte.
Heftig ließ er den Klopfer auf die Tür sausen und tappte mit dem Fuß ungeduldig auf die oberste Stufe. Aber die Tür wurde rasch geöffnet, und Aurelia starrte ihn erstaunt an. »Greville … ist es nicht ein wenig spät für einen nachmittäglichen Besuch?«
»Ich muss mit dir reden.« Umstandslos trat er an ihr vorbei in die Halle. »Bist du allein?«
»Ja. Aber in ein paar Minuten muss ich zu Franny nach oben gehen. Ich sitze immer neben ihr, wenn sie ihr Abendbrot isst.«
»Kann sie noch ein Weilchen warten?« Wieder gelang es ihm nicht, seine Ungeduld zu zügeln, während er den Blick durch die Halle schweifen ließ.
»Ja, selbstverständlich«, meinte Aurelia irritiert. Gewöhnlich war Greville nicht die Spur ungeduldig. »Komm ins Wohnzimmer.« Sie zeigte ihm den Weg und drehte sich ihm zu, als sie die Tür geschlossen hatte. »Was ist los, Greville?«
Der Colonel eilte zum Fenster, an dem man die Vorhänge bereits zugezogen hatte. Er stellte sich an eine Seite und lugte auf die Straße. »Wir müssen unseren Plan ändern, Aurelia«, platzte er heraus und wandte sich zu ihr. »Ich möchte Franny und dich unter meinem Dach haben, solange wir im Einsatz sind.«
Aurelia stand der Mund offen. »Unter deinem Dach? Was soll das heißen?«
»Ich habe ein paar neue Informationen über dieses spanische Netzwerk erhalten. Es sieht so aus, als könnten sie sich für meine Verlobte interessieren«, erklärte er unumwunden. »Solange du hier bist, kann ich dich nicht angemessen beschützen. Ich wohne mehr als eine halbe Meile entfernt.«
Aurelia erblasste, suchte seinen Blick und krampfte die Finger in ihren Rock. »Du hast versprochen, dass ich nicht in Gefahr gerate. Und schon gar nicht Franny.«
»Das dachte ich auch. Aber das war, bevor ich die neue Information erhalten habe.« Greville kam zu ihr, nahm ihre Hände in seine und versuchte, sie mit seinem durchdringenden Blick zu beruhigen. »Ich habe geschworen, dass ich dich und dein Kind beschützen würde. Und ich werde mein Wort halten. Aber du musst hinnehmen, dass ich am besten weiß, was zu tun ist.«
»Wie ernst ist die Bedrohung?«, fragte Aurelia, zog ihre Hände zurück und drehte sich zum Kamin.
»Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass allein die Möglichkeit einer Bedrohung reicht, um mich handeln zu lassen. Das heißt, dass wir aus unserer Verlobung eine Ehe machen müssen. Ohne jede Verzögerung.«
Aurelia drehte sich wieder zu ihm. »Und wie sollen wir unsere Ehe nach drei Monaten wieder auflösen? Es ist eine ganz andere Sache als bei einer Verlobung.«
»Ich lasse mich auf einen Einsatz ins Ausland schicken. Kurz darauf wird man meinen Tod vermelden. Es wäre nicht das erste Mal.«
»Aber dann kannst du niemals wieder zurückkehren und niemals wieder Greville Falconer sein.«
Er lachte kurz. »Meine liebe Aurelia, das wäre kein großer Verlust für mich. In der Vergangenheit hatte ich bereits viele Decknamen, und in Zukunft werden es noch mehr sein. Hier gibt es nichts, was mich hält. Die Gesellschaft in London interessiert mich nicht im Geringsten. Keine Familie, keine sonstigen Verbindungen. Es ist auch nicht das erste Mal in den letzten fünfzehn Jahren, dass ich nur für kurze Zeit in diese Stadt zurückkehre. Ich kann nach England einreisen und wieder ausreisen, wann immer es notwendig ist. Ohne dass es jemand erfährt. Ich werde das Land verlassen, und es wird nur wenige Monate dauern, bis du wieder frei bist. Du musst nur so lange warten, bis das Kriegsministerium meinen Tod bekannt gegeben hat.«
Aurelia krampfte sich der Magen zusammen, als sie seine kalten Worte hörte. Hier gibt es nichts,
Weitere Kostenlose Bücher