Süße Fesseln der Liebe
fertigbringen, ihre Freundinnen zu täuschen. Ist auch nicht besonders schwierig, überzeugend zu wirken, dachte sie ironisch.
Ihr wurde klar, dass Greville sie die ganze Zeit über schweigend gemustert hatte. Sie schaute auf und suchte seinen Blick. »Wann?«, fragte sie schlicht.
»Bist du in der Lage, in zwei Tagen mit Franny zu mir in die South Audley Street zu ziehen?«
»Schon so bald?«
»Noch schneller, wenn es möglich ist.«
15
Im Wohnzimmer der Suite im Haus Nr. 14, Adam's Row starrte Don Antonio Vasquez auf die geprügelte Gestalt, die vor ihm stand. Der Mann hatte sich den Kopf bandagiert, und sein dunkler Teint hatte sich ins Gelbliche verfärbt.
»Sie sind also ausgeraubt worden?«, stieß Don Antonio ungläubig hervor. »Von einem lächerlichen Straßenräuber! Wie konnte das passieren?«
Miguel zuckte zusammen. Das Licht im Zimmer schmerzte in seinen Augen, und es kam ihm vor, als würde in seinem Schädel ein ganzes Orchester mit Pauken und Trompeten musizieren. Er schwankte ein wenig und ließ sich, eine Entschuldigung murmelnd, in den Sessel sinken. »Nein, das war kein lächerlicher Straßenräuber, Don Antonio«, krächzte er, »der Mann hat gekämpft wie ein Soldat. Er kannte alle Tricks.«
Miguels Herr schnaubte verächtlich. »Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie viele Soldaten sich auf den Straßen dieser gottverdammten Stadt herumtreiben? Deserteure, gedungene Kerle, Verwundete auf Urlaub. Den Glücklichen unter ihnen wird noch der halbe Sold gezahlt, der Rest ist bettelarm und auf der Flucht vor den Behörden. Natürlich kennen die Männer sich aus, wenn es um Straßenraub geht. Denn sie sind verzweifelt. Aber in der Armee Seiner Majestät haben sie schließlich gelernt, wie man auf der Straße überlebt. Kein Zweifel, dass es einer dieser Kerle war, der Sie ausgeraubt hat. Sie müssen sich im Dämmerschlaf befunden haben, dass Sie es einem dieser Männer erlaubt haben, Sie zu überwältigen.«
Miguel verbarg den Kopf in den Händen. Don Antonio war im Irrtum. Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Sein Gegner war ein ausgebildeter und geübter Kämpfer gewesen - und kein verzweifelter Soldat auf der Suche nach einem leichten Opfer. Aber er brachte die Kraft nicht auf, mit Don Antonio zu streiten. In dessen Mundwinkeln hatte sich bereits ein verächtlicher Zug eingenistet.
»Ich brauche Ruhe«, murmelte er und kämpfte angestrengt gegen die Übelkeit, die ihn wieder zu überwältigen drohte. »Ich leide an einer Gehirnerschütterung.«
»Nun, in diesem Zustand sind Sie mir ohnehin nicht nützlich« - Don Antonio entließ ihn mit einer Handbewegung -, »legen Sie sich ins Bett.«
Taumelnd stand Miguel auf, stolperte zur Tür und presste sich die Hand auf den Mund.
»Ist sie im Bett?«, fragte Greville drei Tage später in der South Audley Street und schaute von seinem Buch auf, als Aurelia das Wohnzimmer betrat.
»Ja, sie ist beinahe eingeschlafen«, meinte Aurelia und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. »Franny ist kein Gewohnheitsmensch.« Sie lächelte stolz. »Das kann hin und wieder recht ärgerlich sein, aber manchmal, wie jetzt zum Beispiel, ist es auch ein Vorteil. Das neue Haus, das neue Kinderzimmer, das neue Mobiliar … sie fühlt sich sehr wohl und wird in wenigen Minuten schlafen wie ein Murmeltier.«
»Und wie fühlst du dich?« Er legte das Buch beiseite.
»Erleichtert, nachdem mit Cornelia alles geklärt ist und ich an Livia geschrieben habe. Es war erstaunlich einfach. Cornelia hat unsere heimliche Hochzeit einfach hingenommen und war nur ein wenig beleidigt, dass sie nicht Trauzeugin sein durfte. Das war alles.«
»Das freut mich sehr. Ich möchte nicht, dass du dich wegen dieser Angelegenheit mit deinen Freundinnen überwirfst.«
»An solchen Kleinigkeiten kann unsere Freundschaft nicht zerbrechen. Aber trotzdem bin ich froh, dass es vorüber ist.«
Greville zog die Brauen zusammen und lockte sie mit gekrümmtem Finger zu sich heran. Sie erhob sich, reagierte auf ihn wie ein Stück Eisen auf einen Magneten, und gestattete es ihm, sie auf seinen Schoß zu ziehen. Er liebkoste ihre Brust, streichelte zärtlich die Knospen, die er durch das feine Batistkleid spüren konnte. Kaum hatte er sie berührt, richteten sie sich hart auf. Lachend strich er über ihren Nacken. »Es ist wundervoll, dass du sofort auf mich reagierst. Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, dich zu berühren.«
Aurelia schmiegte sich an ihn und dachte, dass sie
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