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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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verlangsamte Greville den Schritt und ließ den Blick rasch über das Haus schweifen. Aber in Wirklichkeit hatte er sich jedes bedeutsame Detail des Anwesens eingeprägt. Unauffällig überquerte er die Straße und lehnte sich gegen den Zaun eines Grundstücks, das weiter unten lag; aber doch noch so nah, dass er einen uneingeschränkten Blick auf Nummer vierzehn genoss.
    Er zog eine Pfeife aus Ton aus der hinteren Tasche und stopfte sie mit übel riechendem Tabak, riss ein Zündholz am eisernen Gatter an und entzündete die Pfeife. Nachdenklich paffte er, bis eine giftige Rauchwolke ihn umschwebte, während er das Haus beobachtete; jetzt sah er aus wie ein Arbeiter, der seine wohlverdiente Pfeife rauchte und das Ende eines langen Tages genoss.
    Nach einer halben Stunde wurde seine Wachsamkeit belohnt. Die Tür öffnete sich, ein Mann erschien, der mit rehfarbenem Mantel und cremefarbenen Kniehosen tadellos gekleidet war. Die Stulpenstiefel glänzten in der Nachmittagssonne. Sein Teint war olivbraun, und der Vollbart sauber nach der spanischen Mode gestutzt. Während er sich die Handschuhe anzog, hatte er sich den Spazierstock unter den Arm geklemmt, blieb auf der obersten Treppenstufe vor dem Haus stehen und ließ den Blick die Straße hinauf-und hinabschweifen. Falls er die merkwürdige Gestalt in einiger Entfernung auf der anderen Straßenseite überhaupt entdeckt hatte, ließ er sich nichts anmerken. Dann nahm er den Spazierstock aus der Armbeuge und ließ ihn leicht schwingen, als er sich auf den Weg machte.
    Greville rührte sich nicht, beobachtete ihn scharf. Er konnte spüren, wie seine Nackenhaare sich sträubten - er war überzeugt, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben, irgendwo und unter Umständen, die nicht besonders angenehm gewesen waren. Aber er konnte die flüchtige Erinnerung nicht präzisieren, und überhaupt handelte es sich mehr um ein Gefühl als um ein genaues Erinnerungsbild. Es musste an der Körperhaltung des Mannes liegen, an der Art, wie er sich bewegte, an der Neigung seines Kopfes. Wo, um alles in der Welt, bin ich Don Antonio Vasquez schon einmal begegnet?
    Er wollte sich gerade abwenden, als eine Bewegung an der Seite des Hauses seine Aufmerksamkeit erregte. Ein zweiter Mann tauchte auf: kleine, gedrungene Figur, ganz in Schwarz gekleidet. Aus einer engen Seitengasse, die das Haus vom Nachbarhaus trennte, trat er auf die Straße. Der Kerl machte den Eindruck, als wäre er Sekretär; aber Greville durchdrang den Schleier der Rauchwolke mit scharfem Blick und erkannte auf Anhieb den Gang und den Körperbau eines kampferprobten Mannes.
    Erleichtert löschte er seine Pfeife. Obwohl sie ein nützliches Instrument war, schätzte er sie gar nicht. Er steckte sie zurück in die Tasche und spürte die Hitze des Pfeifenkopfs an seinen Schenkeln, als er sich an die Verfolgung der schwarz gekleideten Gestalt machte.
    Greville verfolgte den Mann absichtlich so auffällig, dass es ihm unmöglich verborgen bleiben konnte. Er blieb stehen, sobald sein Opfer innehielt, eilte ihm nach, als er abrupt in den George Yard abbog. In einem verlassenen Hof stoppte der Mann und wandte sich hastig um. Greville schaute sich ebenfalls um. Niemand war in der Nähe. Der Ort war perfekt für einen Raubüberfall am helllichten Tag.
    »Was hast du hier zu suchen, Dreckskerl?«, rief er, kam näher und wühlte in der Tasche nach der kurzen, aber gewichtigen Keule, die er in seiner gegenwärtigen Verkleidung immer bei sich zu tragen pflegte. »Hast dich wohl verlaufen, oder?«
    Sein Opfer hatte sich breitbeinig vor ihm aufgebaut, wippte leicht auf den Fußballen. »Du wirst es nicht leicht haben, mich auszurauben, mein Freund.« Sein Akzent war schwer, aber seine Sprache klang flüssig. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt, aber er wartete darauf, dass der vermeintliche Räuber ihn angriff.
    Greville schwang die schwere Keule mit unmissverständlich drohender Gebärde durch die Luft, durchbohrte sein Opfer mit boshaftem Blick. Es schien, als würde der Mann kurz darüber nachdenken, ob er angreifen oder die Flucht ergreifen sollte. Der Spanier bemerkte das Zögern; und genau wie Greville es erwartet hatte, wollte er seinen Vorteil nutzen. Er sprang nach vorn, zielte mit zwei ausgestreckten Fingern auf Grevilles Augen. Ein Straßenkämpfer, dachte der Colonel grimmig, und zwar einer, der alle dreckigen Tricks kennt.
    Der Mann hüpfte leichtfüßig durch den Hof und hatte den Abstand zu Greville mit zwei Sprüngen

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