Süße Fesseln der Liebe
in der Londoner Gesellschaft neu anzukommen«, erwiderte Alex freundlich und schüttelte Don Antonio mit einer höflichen Verbeugung die Hand. »Seit wann halten Sie sich denn schon bei uns auf?«
»Erst seit einigen Wochen. Vielen Dank, Sir Greville.« Er nahm seinem Gastgeber das angebotene Glas Sherry ab.
»Wollen Sie sich nicht setzen, Sir?« Aurelia nahm auf dem Sofa Platz und klopfte mit der Hand einladend auf den freien Platz neben sich.
Don Antonio nahm die Einladung an. Lyra, die bisher keinerlei Regung gezeigt und auch ihren Platz nicht verlassen hatte, kam zum Sofa und legte sich Aurelia zu Füßen. Ihre Ohren blieben aufgerichtet, den Kopf hatte sie weiterhin angehoben, und die Augen blickten wachsam. Als der Spanier die Hand nach ihr ausstreckte, drang ein tiefes Knurren aus ihrer Kehle. Rasch zog er die Hand zurück. »Nicht gerade der sanfteste Hund. Das hätte ich niemals für möglich gehalten, nachdem ich beobachtet habe, wie er sanft mit Ihrer Tochter gespielt hat.«
»Lyra ist als Wachhund ausgebildet worden«, erklärte Aurelia, »aber in einer großen Stadt wie London ist solcher Schutz selbstverständlich überflüssig.« Sie stieß ein bescheidenes Lachen aus. »Aber mein Ehemann schätzt es, sie in der Nähe zu wissen.«
»Wie interessant«, bemerkte Don Antonio in einem Tonfall, der zu verstehen gab, wie sehr er sich langweilte.
Greville täuschte ein plumpes Lachen vor. »Schließlich bin ich auf dem Land aufgewachsen. Ohne einen Hund an meiner Seite fühle ich mich nicht wohl, und ich möchte, dass meine Frau und meine Stieftochter auf den Genuss solcher Annehmlichkeit nicht verzichten müssen.«
Alex ließ sich nicht im Geringsten anmerken, wie aufmerksam er den interessanten Wortwechsel zwischen den beiden Männern verfolgte. Überdies benahm Aurelia sich auf eine Art und Weise, die ihm nicht vertraut war. Seit er sie kannte, hatte er es niemals erlebt, dass sie einfältig oder gekünstelt gelacht hatte. Und wenn seine Instinkte ihn nicht gewaltig trogen, führte sein Gastgeber ebenfalls irgendetwas im Schilde.
Alex hatte von Harry erfahren, dass Aurelias Ehemann mit dem Kriegsministerium zu tun hatte. Und er wusste auch, dass Harry vermutete, der Colonel würde irgendeinen Einsatz im Auftrag seines Vorgesetzten ausführen. Darüber hinaus wusste Harry nichts; außerdem hatte er sich selbstverständlich an die Vorschriften gehalten und darauf verzichtet, die Angelegenheit mit Falconer zu vertiefen.
Prinz Prokov fragte sich, ob der Spanier irgendwie in die Sache verstrickt war. Es wäre naheliegend, wenn man bedachte, dass der Colonel berichtet hatte, in den vergangenen zwei Jahren die meiste Zeit in Spanien und Portugal verbracht zu haben.
Aber das erklärte immer noch nicht, warum Aurelia sich so seltsam benahm. Denn woher sollte sie wissen, mit welchen Angelegenheiten Falconer sich beschäftigte? Ein ehrenwerter Mann behelligte seine Ehefrau nicht mit solch gefährlichen Missionen. Er selbst hielt Livia ebenfalls aus seiner Mission heraus, soweit es nach menschlichem Ermessen überhaupt möglich war.
Und wohin hat es mich geführt? Wenn seine Frau nicht eingegriffen hätte, hätte er die letzten Monate in den Kerkern des russischen Geheimdienstes geschmort. Und es wären die letzten Monate seines Lebens gewesen.
Er lehnte sich zurück, drehte den Stiel seines Glases bedächtig zwischen den Fingern und behielt die Szene aufmerksam im Blick. Fünf Minuten später war er nicht nur zutiefst davon überzeugt, dass Aurelia und ihr Ehemann gemeinschaftlich arbeiteten, sondern auch, dass der Spanier das Opfer der beiden war.
Als der richtige Moment gekommen schien, mischte Alex sich beiläufig in die Unterhaltung ein. »Bitte entschuldige, Aurelia, aber ich muss leider gehen. Schließlich muss ich noch Cornelia besuchen. Ich möchte ihr einen Brief überbringen, und sie würde es als unhöflich empfinden, wenn ich mich verspäte.« Er erhob sich.
Aurelia sprang abrupt auf. Offenbar war sie heilfroh, Don Antonios Nähe für kurze Zeit entkommen zu können. »Richte Nell bitte meine herzlichsten Grüße aus und sag ihr, dass ich sie heute Nachmittag besuchen komme. Ich werde Franny selbst abholen.«
»Natürlich.« Alex drückte ihr ein Küsschen auf beide Wangen, verabschiedete sich von dem Spanier, der auf dem Sofa sitzen blieb, mit einer Verbeugung. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Don Antonio. Vielleicht sehen wir uns im White's ?«
»Lord Lessingham war
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