Süße Fesseln der Liebe
zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, Sir. Wir haben alle Zeit der Welt.« Mavis nickte ihrer Schwester zu.
»Oh, aye, alle Zeit der Welt.« Ada nickte zustimmend. »Aber es wird uns so oder so nicht mehr als ein oder zwei Stunden kosten.« Als ob die beiden Frauen sich stillschweigend verständigt hatten, verließen sie im Gleichschritt den Salon.
»Ich frage mich, wie sie auf dem Bild eine Ähnlichkeit mit Livia entdecken konnten.« Alex betrachtete das Bild mit eindringlichem Blick. »Beim besten Willen, ich kann überhaupt keine Nase erkennen, geschweige denn Livias.«
»Dabei kann man Morecombe und den Zwillingen nun wahrlich nicht vorwerfen, dass sie besonders geschickt darin sind, taktvoll zu lügen«, meinte Aurelia lachend. »Ich glaube, dass die Verehrung für Livia ihren Blick getrübt hat.«
»Bestimmt.« Alex griff nach einem Törtchen, biss hinein und seufzte selig. »Beinahe hatte ich vergessen, wie köstlich ihr Gebäck ist. Bist du damit einverstanden, dass sie neben ihrer Arbeit hier uns auch am Cavendish Square unter die Arme greifen?«
»Sehr sogar«, behauptete Aurelia.
»Solange wir auf ihre kulinarischen Fähigkeiten nicht verzichten müssen«, wandte Greville ein, gönnte sich ebenfalls ein Törtchen und ließ es sich genauso schmecken wie sein Gast.
»Oh, Alex hat seinen eigenen französischen Koch«, gab Aurelia zu bedenken. »Er und die Zwillinge sind so verschieden wie Tag und Nacht. Aber ich bin mir sicher, dass sie Livs Wünsche nach ein paar ausgesuchten Spezialitäten erfüllen würden, ohne dass wir auf irgendetwas verzichten müssten.«
»Wie auch immer du meinst, meine Liebe. Ich überlasse all diese Angelegenheiten deinen überaus klugen Entscheidungen.« Greville streckte die Hand wieder nach der Sherry-Karaffe aus, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als der Klopfer an der Eingangstür auf das Holz sauste. »Erwartest du jemanden, Aurelia?«
»Nein. Aber es könnte sein, dass der eine oder andere Besucher mir heute Vormittag aufwarten will.« Sie legte nur eine schwache Betonung auf das Wort, aber ihr Blick verriet Greville alles, was er wissen musste. Natürlich ahnte sie, wer ihr einen Besuch abstattete: Wie versprochen wollte Don Antonio seine Aufwartung machen. Plötzlich waren ihre Muskeln so angespannt wie die Sehne eines Bogens.
Lyra setzte sich auf, spitzte die Ohren und blickte zur Tür.
»Natürlich«, erwiderte Greville ruhig, »hält Jemmy sich in der Nähe auf, oder sollen wir den Besuch auf der Treppe warten lassen, bis Morecombe das Klopfen gehört hat?«
Alex lachte. »Oh, wie vertraut mir das Dilemma ist! Soll ich vielleicht zur Tür gehen und den Butler spielen?«
»Nein«, wehrte Aurelia entschieden ab, lachte aber ebenfalls. »Natürlich nicht. Jemmy wird sich darum kümmern.«
Sie behielt recht. Einige Minuten später öffnete Jemmy die Tür zum Salon und verkündete mit stolzer Stimme: »Ein Gentleman wünscht Sie zu sehen, Mylady.« Der Bursche trat in den Salon und reichte Aurelia die Karte.
»Vielen Dank, Jemmy.« Offenbar konnte Jemmy den Namen auf der Karte nicht aussprechen, was sie ihm allerdings nicht ernsthaft vorwerfen konnte. Schließlich hatte er bisher kaum Erfahrungen als Butler gesammelt.
Sie nahm die Karte und eilte zur Tür. Sichtlich ungeduldig wartete der Besucher auf der Schwelle zum Salon und staunte wortlos über den unbeholfenen Empfang. Aurelia streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen.
»Don Antonio, wie erfreulich. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass Sie mich so bald mit Ihrem Besuch beehren.« Sie lächelte gekünstelt, als sie ihm die Hand gab, genauso, wie sie es auf der Soiree bei Lady Lessingham gemacht hatte.
Der Spanier schlug die Hacken zusammen, verbeugte sich und führte ihre Hand an seine Lippen. »Die Ehre ist ganz meinerseits, Lady Falconer.« Er lächelte, als seine schwarzen Augen ihren Blick suchten, ohne dass das Lächeln sich in seinen Augen spiegelte.
Das Sherryglas in der Hand, stand Greville am Kamin und stützte sich mit dem Ellbogen am Sims ab, als der Spanier sich ihm zuwandte, um ihn zu begrüßen. Er erwiderte die Begrüßung des Gastes mit einer angedeuteten Verbeugung. »Willkommen, Don Antonio«, murmelte er.
»Gestatten Sie, dass ich Ihnen Prinz Prokov vorstelle«, fuhr Aurelia fort und deutete auf Alex, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte und gespannt wartete. »Alex, das ist ein Neuankömmling in unserem Land, Don Antonio Vasquez.«
»Ich weiß, wie es ist,
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