Süße Fesseln der Liebe
schmieden.
»Werden sich freuen, Sie zu sehen, ja, das werden sie«, brummte Morecombe, »werde Ihnen was in den Salon stellen. Und die beiden Mädchen werden gleich da sein, um Sie zu begrüßen. Sagen Sie, wie geht's Lady Liv? Und dem Baby. Die Mädchen können es kaum abwarten, es mit eigenen Augen zu sehen.«
»Schon bald wird es so weit sein«, versicherte Alex, »in zwei Wochen wird Liv mit dem Baby nach London zurückkehren.«
»Oh, sogar noch rechtzeitig zu Cornelias Ball«, sagte Aurelia erfreut und führte ihn in den Salon. »Das ist großartig! Nell wird begeistert sein.«
»Um nichts in der Welt würde Livia den Ball verpassen wollen.« Alex ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Es ist ein behagliches Haus.«
»Nicht so groß wie das Anwesen am Cavendish Square«, wehrte sie lächelnd ab. »Aber ich mag es. Es hat eine angenehme Ausstrahlung, und Franny hat sich ebenfalls gut eingelebt.«
Alex nahm Platz wie ein alter Freund, der nicht erst auf eine Einladung warten musste. »Du ahnst bestimmt, dass Livia mich ausdrücklich beauftragt hat, nicht ohne die vollständige Beschreibung deines Ehemannes zu ihr zurückzukehren?«
Aurelia lachte. »Natürlich. Obwohl ich mir einigermaßen sicher bin, dass Nell sie bereits mit zahlreichen Einzelheiten versorgt hat. Außerdem bin ich selbst auch nicht gerade schweigsam gewesen.« Selbstverständlich hatte sie mancherlei ausgelassen; aber Livia würde die Lücken zweifellos bemerkt haben.
»Cornelia sieht ihn mit anderen Augen als ich«, bemerkte Alex, ohne auf Aurelias letzte Behauptung einzugehen.
»Nur zu wahr.« Aurelia erhob sich und half Morecombe mit dem Tablett, als er leicht schwankend das Zimmer betrat. »Lassen Sie mich das nehmen, Morecombe.«
»Stellen Sie es da drüben ab«, schlug er vor, »ich schenke ein. Es ist beileibe kein schlechter Sherry, Sir.«
»Der Sherry ist so ausgezeichnet wie die Flaschen, die Prinz Prokov in seinem Keller hat, Morecombe«, protestierte Aurelia gegen den heimlichen Vorwurf des Dieners. Alex lächelte und nahm dem alten Mann das Glas ab, bevor der den Inhalt verschütten konnte.
»Nun, wo steckt Sir Greville?«, drängte Alex und nippte an seinem Sherry, nachdem Morecombe die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Er ist geschäftlich unterwegs.« Greville befand sich im Kriegsministerium, was Aurelia allerdings nicht preisgeben wollte. Falls Greville beschloss, Alex auf irgendeine Weise ins Vertrauen zu ziehen, so war es seine Entscheidung - und nicht ihre.
»Verstehe.« Alex lehnte sich zurück und musterte sie aufmerksam. »Er ist einer von uns, nehme ich an.«
»Das musst du ihn selbst fragen«, entgegnete Aurelia und lächelte zaghaft.
Alex nickte, verlor aber kein weiteres Wort über die Angelegenheit. »Ich habe eine Miniatur des kleinen Alexander dabei.« Er griff in seine Tasche und zog ein zartes Porträt in einem Rahmen mit Perlensplittern heraus. Er schaute auf das Bild, bevor er lächelnd bemerkte: »So sehr ich meine Frau auch liebe, ich glaube nicht, dass ihre größte Stärke in der Malerei liegt.«
Aurelia lachte herzlich, bevor sie das Bild nahm. »Ist das wirklich Livs Werk?«
»Sie hat darauf bestanden.«
Sie musterte das hingekleckste Porträt des Babys in dem juwelenbesetzten Rahmen. »Soll das wirklich ein Baby sein?«, fragte sie zögernd. »Es könnte sich auch um einen ihrer verrückten Hunde handeln.«
»Glaub mir, Aurelia, es ist mein Sohn.«
Sie nickte und hielt das Bild gegen das Licht. »Ein hübsches Kind. Ich kann es gar nicht erwarten, den Jungen leibhaftig zu sehen.«
»Ich kann mir vorstellen, dass er seinen Charme besser entfalten kann, wenn du ihn mit eigenen Augen siehst«, verkündete der stolze Papa.
Als das Türgeräusch an ihr Ohr drang, sprang sie auf. »Ah, das ist Greville.« Sie eilte zur Tür. »Greville, bitte komm zu uns. Ich möchte dich Prinz Prokov vorstellen.«
Greville wusste, dass Aurelia den Ehemann ihrer Freundin schon seit drei Tagen erwartete. Rasch schob er die Gedanken beiseite, die ihn seit der Rückkehr aus dem Ministerium beschäftigten, betrat den Salon und streckte dem Besuch die Hand zur Begrüßung entgegen. Lyra stupste ihn mit der Schnauze an den Oberschenkel, bevor sie sich wieder zu Aurelias Füßen niederließ.
Aurelia beobachtete die beiden Männer, als sie sich die Hände gaben und sich mit den üblichen Floskeln vorstellten. Dabei konnte sie spüren, dass sich hinter der Fassade der Höflichkeit irgendetwas
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