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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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dieser Verkleidung erneut auf die Probe stellen? Oder war es wirklich notwendig, dass sie sich umzog?
    Wenn es wirklich notwendig ist, dachte sie alarmiert, dann stecke ich schon tiefer im Schlamassel, als ich es mir je hätte träumen lassen. Denn im Grunde genommen hatte sie nur zugestimmt, ihm zu helfen, sich auf dem gesellschaftlichen Parkett besser bewegen zu können - und nicht, in zerlumpter Kleidung durch die Gegend zu stromern und sich als jemand auszugeben, der sie gar nicht war. Irgendwie war es ihr aber auch ein Trost, dass niemand sie in dieser Verkleidung je erkennen würde. Aurelia holte ein Kleid aus dem Schrank und hielt es missbilligend hoch. Dankbar nahm sie zur Kenntnis, dass es wenigstens sauber war. Außerdem konnte sie ihre eigene Wäsche und die wollenen Strümpfe anbehalten. Die Stiefel musste sie allerdings tauschen, und zwar gegen ein Paar flache und schlecht sitzende, lederne Holzpantinen mit geleimter Schnalle.
    So rasch wie möglich brachte sie die Verwandlung hinter sich. Ihre eigene Kleidung steckte sie in die Tasche, die sie mitgebracht hatte. Nur zögernd mochte sie auf den Umhang verzichten. Es lag auf der Hand, dass sie den Rest der Reise an der frischen Luft zurücklegen würden; ohne heiße Backsteine, die ihr die Füße wärmten. Ihr schoss der schreckliche Gedanke durch den Kopf, dass Greville womöglich erwartete, sie würden die Reise als Passagiere oben auf dem Kutschendach zurücklegen.
    Das wäre eindeutig zu viel, beschloss Aurelia und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Sie besaß genügend Geld, um auf einem Platz im Innern des Gefährts zu bestehen. Und wenn der Colonel - oder was auch immer er in seiner gegenwärtigen Verkleidung zu sein vorgab - sich darüber aufregte, dann konnte sie es nicht ändern. Ermutigt durch ihren kämpferischen Geist, betrat sie wieder den Schrankraum. Er saß immer noch dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte, vor sich den Bierkrug und einen Teller mit Schinken.
    Aurelia nahm ihm gegenüber Platz. »Sir, ich denke, es ist jetzt an Ihnen, mich mit einem Frühstück zu versorgen.«
    Anstatt zu antworten, brummte er ein paar Worte in Richtung des jungen Burschen, der mit den Getränken zwischen den Tischen herumflitzte. »Brot und Schinken, is' recht?«, fragte der Colonel das zerlumpte Mädchen, das ihm gegenübersaß.
    »Aye, wenn's dir recht ist«, erwiderte sie und bemühte sich wie er um einen ländlichen Dialekt. Klingt ziemlich überzeugend, dachte sie. Wenn es ihr gelang, dies wie eine Rolle in einem Theaterstück zu betrachten, würde sie Abstand gewinnen können - und vielleicht aufhören, überall Gefahren zu wittern, wo es nichts zu wittern gab.
    Greville deutete auf seinen Teller, als der Junge wieder vorbeikam. »Noch mal dasselbe für meine Frau.«
    Nachdem der Junge fortgeeilt war, zog Greville kaum merklich die Brauen hoch und ließ den Blick über Aurelia schweifen. »Sie machen sich gut als Schauspielerin.«
    Aus nicht näher bekannten Gründen gefiel ihr das Kompliment, obwohl sie sich alle Mühe gab, dies zu verbergen. »Das überrascht Sie?«
    »In gewisser Hinsicht. Ich hatte keine Ahnung, wie gut Sie die Aufgabe meistern würden. Aber wie ich sehe, gab es keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
    »Was hätten Sie getan, wenn ich vollkommen versagt hätte?« Aurelia musterte ihn aufmerksam.
    Greville gönnte sich einen tiefen Schluck Bier und stellte den Krug wieder ab. »Wenn es Ihnen nicht gelungen wäre, mich zu erkennen, oder wenn Sie sich auf irgendeine Weise über die Verkleidung beschwert hätten … oder über die Rolle, die Sie zu spielen haben, dann hätte ich Sie in Ihr Haus am Cavendish Square zurückgeschickt«, behauptete er umstandslos. »Ich habe nicht die geringste Absicht, Sie in Gefahr zu bringen oder dafür verantwortlich zu sein, dass Sie sich unbehaglich fühlen. Nicht jeder Mensch ist für diese Arbeit geeignet.«
    »Verstehe.« Aurelia trommelte mit den Fingern auf den verschmutzten Tisch. Er wollte andeuten, dass sie sich zurückziehen konnte, wenn sie wollte. Sogar jetzt noch. Und ihr war vollkommen klar, dass es ihre letzte Gelegenheit zum Rückzug war. Später würde es kein Zurück mehr geben; denn sie selbst würde es sich nicht mehr erlauben. Hatte sie genügend Mut, um das Abenteuer zu bestehen?
    Sie atmete tief durch. »Nun, wer sind wir eigentlich?«
    Falls Greville Erleichterung verspürte, ließ er es sich nicht anmerken, sondern antwortete nur: »Ein verarmter Pächter und seine

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