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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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erleichtert. Und irgendwo zwischen schlechtem Gewissen und Erleichterung sah sie zitternd und aufgeregt einer neuen Zukunft entgegen.

7
    Am nächsten Tag schlüpfte Aurelia kurz nach dem Morgengrauen aus dem Haus. Während sie mit schnellem Schritt in die Wigmore Street eilte, hielt sie Ausschau nach einer Droschke. Als Gepäck hat sie nur eine kleine Kleidertasche dabei. Es war ein kühler, wolkenverhangener Morgen, und der Rasen im Square Garden war mit einer dünnen Frostschicht überzogen. Sie zog sich den Umhang mit Pelzbesatz fester um die Schultern und wechselte die Tasche in die andere Hand, sodass sie wenigstens eine im Muff wärmen konnte.
    Niemand hatte ihre Abreise bemerkt. Am vergangenen Abend hatte sie Morecombe erklärt, dass sie wegen einer dringenden Familienangelegenheit für ein paar Tage aufs Land fahren musste. Der alte Mann hatte keinerlei Verdacht geschöpft. Aurelia hatte es nicht anders erwartet. Falls er in ihrer Abwesenheit den Türklopfer hörte und öffnete, würde er den Besuchern mitteilen, dass Aurelia Farnham die Stadt verlassen hätte und dass er keine Ahnung hatte, wann sie zurückkehren würde.
    Zum Glück wartete eine Droschke in einer Parkbucht der Wigmore Street. Als sie die Hand hob und den Kutscher auf sich aufmerksam machte, trieb der Mann die Pferde an und hielt mit dem Gefährt neben ihr.
    »Wohin, Ma'am?« Wegen des dicken Wollschals um den Hals klang seine Stimme erstickt, und der Atem der Pferde kondensierte in der kalten Luft, während die Hufe unruhig auf dem Kopfsteinpflaster scharrten.
    »The Bell, Woodstreet, Cheapside«, wies sie ihn an.
    Der Mann musterte sie unsicher. »The Bell … Cheapside … ganz sicher, Ma'am?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Aurelia knapp und öffnete den Kutschenschlag. »Bitte, so schnell wie möglich.«
    »Stets zu Diensten.« Offenbar zweifelte er immer noch. Aber kaum hatte sie die Tür zugeschlagen, ließ er die Peitsche in der Luft knallen, und die Pferde setzten sich mit schnellem Schritt in Bewegung.
    Aurelia lehnte sich in den abgeschabten und aufgerissenen Lederpolstern zurück. Es war ihr sympathisch, dass der Kutscher überrascht gewesen war. Eine feine Lady, die das elegante Mayfair gewohnt war, ließ sich nur selten in Cheapside blicken.
    Vor allem stürzte sie auch nicht auf Geheiß eines ihr vollkommen unbekannten Mannes in ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen, dachte sie. Andererseits … einer feinen Lady aus Mayfair passierte es auch selten, dass sie entdeckte, mit einem Mann verheiratet gewesen zu sein, den sie offenbar kaum gekannt hatte. Aurelia schloss die Augen und beschwor die Erinnerung an jenen Frederick herauf, den sie zuletzt erlebt hatte. Stephen und ihn hatte eine fiebrige Liebe zu ihrem Vaterland gepackt, ein leidenschaftliches Bedürfnis, ihrem Land zu dienen. Wie stolz sie an Deck des Kriegsschiffes gestanden hatten, als es den Hafen in Southampton verlassen hatte und auf dem ruhigen Fluss zum Meer gedampft war. Die Trommeln und Flöten des Marine-Orchesters klangen ihr noch in den Ohren, und wieder spürte sie die Erregung, die sie an jenem Nachmittag ergriffen hatte, spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihrer Haut aufrichteten und ihre Augen vor Tränen beinahe überquollen.
    Jetzt war es an ihr, den Dienst an ihrem Vaterland zu erfüllen.
    Schwankend neigte sich die Droschke auf die Seite, als sie in die Kurve bog. Die eisernen Räder rumpelten noch eine Weile über das Kopfsteinpflaster, bevor das Gefährt schließlich zum Stillstand kam. Aurelia zog den ledernen Lappen vor der Scheibe beiseite und spähte hinaus. Sie standen mitten im Hof eines Gasthauses.
    »Da sind wir, Ma'am. The Bell, Woodstreet. Wie Sie befohlen haben.« Der Kutscher klang ein wenig feindselig, ganz so, als ob er mit ihrer Beschwerde rechnete und sie vorsorglich abwehren wollte.
    »Danke«, erwiderte Aurelia und stieg aus, »was bin ich schuldig?«
    »Sixpence«, stieß der Mann hervor und streckte ihr seine behandschuhte Hand entgegen.
    Aurelia legte den Sixpence in seinen Fäustling, und der Kutscher tippte sich zum Gruß an die Stirn. »Soll ich den Wirt für Sie rufen, Ma'am?«
    »Nein, danke. Ich komme zurecht.« Sie lächelte zum Abschied, griff nach ihrer Kleidertasche und wandte sich entschlossen dem Gasthaus zu.
    Die Hintertür führte direkt vom Hof in den Schankraum. Sogar zu dieser Uhrzeit war es voll im Raum; die Leute saßen auf langen Bänken und frühstückten. Kaum ertönte das Posthorn, kam Bewegung in die

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