Süße Fesseln der Liebe
auf sich selbst achtzugeben.«
»Stimmt. Aber ich möchte nicht, dass ihr wehgetan wird.«
»Ich werde mit Falconer sprechen.« Harry küsste sie. »Er wird mir natürlich zu verstehen geben, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern soll«, fügte er ein wenig schuldbewusst hinzu. »Ich kann es ihm noch nicht einmal verdenken.«
»Das ist ein kleiner Preis für meinen Seelenfrieden«, meinte Cornelia lächelnd. »Ich werde noch einmal mit Aurelia sprechen. Denn schließlich haben sie sich nur ein paar Mal in Bristol getroffen. Bestimmt ist es vollkommen bedeutungslos.«
Um fünf Uhr betrat Aurelia den Hyde Park durch das Stanhope Gate und schaute sich beiläufig um. Von Greville keine Spur. Sie würde nur die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie stehen blieb und wartete. Und wenn sie auf dem Lande eine Sache gelernt hatte, dann, dass sie sich niemals verdächtig machen durfte - es sei denn, sie legte es darauf an. Für eine Frau war es ungewöhnlich, dass sie nachmittags um fünf, wenn die Gesellschaft sich draußen aufhielt, allein im Park spazieren ging oder ritt, ganz besonders dann, wenn kein Lakai oder Bursche auf sie achtgab. Also machte sie wieder kehrt, schob ihre Hände in den Muff und schlenderte in Richtung Piccadilly.
Sie hörte seine Schritte, wenige Sekunden bevor er neben ihr auftauchte. »Lady Farnham … was für ein glücklicher Zufall.« Er lüpfte seinen Hut und verbeugte sich. »Hätten Sie Lust auf einen Spaziergang durch den Park?« Greville bot ihr den Arm.
»Ich habe mich schon gewundert, wo du bleibst«, murmelte Aurelia kaum hörbar und schlüpfte mit der behandschuhten Hand in seine Ellenbeuge.
»Verzeih mir«, flüsterte er und neigte den Kopf dicht an ihr Ohr, »geschäftliche Angelegenheiten haben mich länger aufgehalten als erwartet.« Seine Lippen hatten sich kaum bewegt. Trotzdem hatte Aurelia jedes Wort verstanden.
Greville ließ den Blick schweifen, als sie den Park betraten. Wie zum Gruß lag ein Lächeln auf seinen Lippen. »Und jetzt lass uns sehen, wie viel Aufmerksamkeit wir erregen können.«
Aurelia ließ sich von ihm führen, betrachtete die Fußgänger, die Kutschen und die Reiter, den breiteren Pfad für die Kutschen und den grasbewachsenen Spazierweg an der Seite. Greville plauderte lebhaft mit ihr, während sie durch den Park spazierten, und lupfte den Hut vor allen Leuten, die ihnen einen genaueren Blick zuwarfen.
Aurelia wurde ein paar Mal angehalten, blieb jedes Mal stehen und unterhielt sich oder stellte Greville vor, wenn es notwendig war. Dann entdeckte sie die einzige Person, die garantiert dafür sorgen würde, dass sich das Gerücht, Aurelia in Begleitung eines nahezu Unbekannten gesehen zu haben, wie das sprichwörtliche Buschfeuer in den Salons ausbreiten würde.
»Letitia Oglethorpe«, murmelte sie so leise, dass nur Greville sie hören konnte. »Besser hätten wir es nicht treffen können.« Heftig winkte sie der Kalesche, die auf dem Kutschenweg zielsicher in ihre Richtung steuerte.
»Du liebe Güte, Aurelia, das ist ja wundervoll, dass wir uns treffen … Ist es nicht ein zauberhafter Tag?« Letitia lehnte sich über den Schlag der Kalesche, die neben den beiden stehen geblieben war. Neugierig wie eine Raubkatze auf Beutezug ließ sie den Blick über Aurelias Begleitung schweifen. »Wirklich ein hübscher Hut, meine Liebe.« Ihr Blick ruhte immer noch auf Greville.
»Vielen Dank«, meinte Aurelia, »das Kompliment gebe ich gern zurück.« Obwohl sie sich nicht sicher war, dass ihr der Sinn danach stand: Letitias Hut war nichts anderes als eine monströse Mixtur aus schwarzem Taft mit Blumen aus Tüll und sechs weißen Federn. Aurelia hatte den Verdacht, dass das unpraktische Gebilde bei der ersten leichten Brise wie ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen durch die Lüfte schweben würde.
Mit einem selbstgefälligen Lächeln strich Letitia über eine Feder. »Ich bin auch recht zufrieden … Aber komm schon, meine Liebe, möchtest du mich nicht deinem Begleiter vorstellen … ein neues Gesicht, nicht wahr? Wie erfrischend … dieser Tage ist es in der Stadt erschreckend langweilig … immer nur dieselben alten Köpfe.«
»Darf ich dir Colonel Sir Greville Falconer vorstellen?«, erwiderte Aurelia lächelnd. »Sir Greville, Lady Oglethorpe.«
»Ma'am … es ist mir eine Ehre.« Greville zog den Hut und verbeugte sich, als er die Hand ergriff, die die Lady über den Kutschenschlag gestreckt hatte.
»Seit wann sind Sie
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