Süße Fesseln der Liebe
gesehen worden. Nur zögerlich dachte er darüber nach, sich in dieser besonderen Angelegenheit in die Mount Street zu begeben; Fredericks Schwester sollte außer Hör- und Sichtweite sein, wenn er mit Harry sprach. Jedenfalls dieses Mal.
Er suchte die Clubs in St. James auf, und bei seinem zweiten Besuch im White's wurde er schließlich belohnt. Der Viscount hatte es sich in einem tiefen Lehnstuhl beim Kamin bequem gemacht, hielt er Glas Bordeaux in der Hand und hatte die Augen halb geschlossen.
Mit seinem eigenen Weinglas setzte Greville sich in den Stuhl gegenüber und wartete, bis der Viscount wieder aufwachen wollte. Greville war jenen Halbschlaf gewohnt, der beinahe ebenso erfrischte wie eine lange Nacht im Tiefschlaf, und wollte den Mann nur ungern bei seiner Erholung stören.
Es dauerte nur eine Minute, bis Harry aufwachte und Greville aus seinen grünen Augen anschaute. »Offenbar können Sie Gedanken lesen, Falconer. Ich hatte darauf gehofft, ein paar Worte mit Ihnen wechseln zu können.«
Greville nickte, nippte an seinem Wein. »Ich dachte es mir schon.«
Harry setzte sich auf und griff nach seinem Weinglas. »Die Sache ist … ein wenig unangenehm.«
»Ich nehme an, dass Ihre Frau Ihnen einen Auftrag erteilt hat.«
»Genau, mein lieber Freund. Genau. Und wenn Cornelia sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie von ihrer Idee ablässt.« Harry nippte an seinem Wein. »Nun, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Sind Sie an Lady Farnham interessiert?«
»Sie kommen wirklich direkt zur Sache, nicht wahr, Bonham?« Grevilles Augen glänzten im Licht des Kaminfeuers.
Harry zuckte die Schultern. »Warum nicht?«
»Allerdings. Nun, ich könnte Ihnen entgegnen, dass es Sie nichts angeht …«
»Das könnten Sie … in der Tat, mein lieber Freund, ich wünschte, Sie würden es tun.«
Greville lachte sanft. »Aber ich werde Ihnen den Gefallen nicht tun. Aurelias Freunde sind so sehr um ihr Wohlergehen besorgt, dass ich ein schlechter Verlobter wäre, wenn ich dieser Sorge keine Beachtung schenken würde.«
Plötzlich war Harry hellwach. »Verlobter?«
Wieder lachte Greville. »Mein lieber Bonham, Sie hegen doch nicht etwa den Verdacht, dass ich unlautere Absichten verfolge?«
»Um aufrichtig zu sein, ich habe keine Ahnung, was ich von Ihnen halten soll«, behauptete Harry offen. »Ich kenne Sie nicht … Ich weiß, dass Ihre Arbeit lebenswichtig ist, und je weniger ich oder andere Menschen darüber erfahren, desto besser. Aber wenn Sie Ihre Verlobung mit Aurelia Farnham bekannt geben, dann rücken Sie plötzlich in eine ganz andere Kategorie. Dann werden Sie nämlich zur Angelegenheit ihrer Freunde … Ich bin mir sicher, dass Sie mich verstehen.«
»Das ist der Grund für unser Gespräch.« Greville hob sein Glas, als der Lakai mit dem Bordeaux in der Karaffe den Salon durchquerte. Er wartete, bis der Mann ihnen nachgeschenkt und seinen Weg fortgesetzt hatte, bevor er fortfuhr. »Ich muss selbst erst zur Ruhe kommen …« Er schüttelte den Kopf und lächelte bescheiden. »Bevor ich Aurelia traf, hielt ich mich für einen überzeugten Junggesellen. Aber sie … sie hat mich auf eine Weise berührt, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.« Hilflos zuckte er die Schultern. »Nicht wahr, es klingt lächerlich, dass ein Mann meines Alters und meiner Erfahrung plötzlich wie ein Schuljunge aus der Bahn geworfen wird?«
Harry lächelte. »Nein, eigentlich nicht. Erwidert Aurelia Ihre Gefühle?«
»Das hat sie gesagt«, antwortete Greville schlicht.
»Verzeihen Sie … glauben Sie nicht, dass die Verlobung ein wenig überstürzt ist?«, fragte Harry unbeholfen.
Greville hob die Brauen. »Bonham, ich denke, wir sind beide in einem Alter, in dem wir uns selbst recht gut kennen. Und auf unsere Instinkte vertrauen dürfen.«
»Ja … ja, selbstverständlich«, warf Harry hastig ein, »ich hatte nicht die Absicht, etwas anderes zu unterstellen.« Er verfiel in nachdenkliches Schweigen, drehte den Stiel des Weinglases zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Es gibt andere Überlegungen.« Greville unterbrach das unangenehme Schweigen. »Ich kann Aurelia ein komfortables Leben bieten, kann ihr mehr bieten, als sie und ihr Kind jemals brauchen werden. Den größten Teil der vergangenen fünfzehn Jahre habe ich ohne ein Zuhause verbracht, und ich bin es leid, Bonham. Einer Frau wie Aurelia zu begegnen, einer Frau, die mich tief im Innersten berührt,
Weitere Kostenlose Bücher