Süße Fesseln der Liebe
Plötzlich musste Agatha lachen, und sie nickte. »Ja, ja, in der Tat, so wird es sein, meine Liebe. Nun, wenn Sie dafür sorgen könnten, dass mein umtriebiger Neffe hin und wieder zu Hause bleibt, dann wären wir Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
Als Aurelia nichts erwiderte, drehte Ihre Ladyschaft sich zur Seite und hob die Lorgnette. Sie ließ den Blick durch das Empfangszimmer schweifen und verkündete: »Oh, du liebe Güte, da ist ja Dorrie Garfield. Sieht bemerkenswert munter aus für eine Frau, der man nachsagt, dass sie auf dem Sterbebett liegt.« Mit bemerkenswerter Gewandtheit trippelte sie auf den hohen Schuhen davon.
»Sehr gut gemacht«, murmelte Greville. Zum ersten Mal, seit seine Tante sich um sie gekümmert hatte, ergriff er das Wort. »Du bist wunderbar mit ihr zurechtgekommen.«
»Was haben Sie erwartet?«, warf Cornelia ein. »Lady Broughton hat unterstellt, dass Aurelia Sie nur wegen des Geldes heiraten will. Glauben Sie wirklich, dass Ellie mit solcher Impertinenz nicht umgehen kann? Um die Wahrheit zu sagen, es war mehr als Impertinenz.« Cornelias blaue Augen blitzten empört.
»Bitte«, antwortete Greville entschuldigend, »Sie müssen meiner Tante vergeben. Sie ist es nicht gewohnt, die Gefühle anderer Menschen zu bedenken.« Er schaute Aurelia an, und wie immer schien sein Blick tiefer unter die Oberfläche zu dringen. »Ihr ganzes Leben lang ist man nachsichtig mit ihr umgegangen.«
Aurelia lachte. Sie hatte den Grund für Grevilles forschende Blicke sehr genau begriffen: Er hatte äußerst besorgt darauf geachtet, ob der empörende, wenn auch unausgesprochene Vorwurf seiner Tante sie irgendwie in Schwierigkeiten gebracht hatte. Seine Besorgnis wärmte ihr förmlich das Herz. »Ich habe mich nicht im Geringsten über sie geärgert. Es gibt keinerlei Veranlassung, mich mit Blicken zu durchbohren, Nell. Ich habe mich nicht aufgeregt.« Lächelnd schaute Aurelia ihn an, tat aber so, als hätte sie mit Nell gesprochen, obwohl sie im Grunde genommen Greville beruhigen wollte.
Cornelia wirkte nicht überzeugt, gestattete ihrem Ehemann aber, sie am Arm fortzuführen.
»Lass uns von der Tür weggehen.« Greville griff nach Aurelias Arm und legte ihre Hand in seine Ellenbeuge. »Möchtest du eine Erfrischung … Champagner vielleicht? Ich glaube, er ist rosé. Obwohl mir die tiefere Bedeutung der Champagnerfarbe bisher entgangen ist.« Er lächelte sie an. »In diesem Kleid siehst du ausgesprochen entzückend aus, meine Liebe. Smaragd steht dir einfach wunderbar. Ich muss mich beizeiten daran erinnern.«
Aurelia freute sich über das Kompliment und lächelte. Das smaragdgrüne Kleid aus fließendem Flor war neu, speziell für diesen Abend gekauft, eine der wenigen Extravaganzen, die sie sich geleistet hatte. Natürlich wusste sie, wie gut es ihr stand. Unter dem Busen war es mit einem Band aus goldfarbener Spitze geschnürt, das mit dem Volant am Saum abgestimmt war. Auch im Haar trug sie ein zartes Goldband, dessen Farbe sanft in ihren blassen, maisgelben Ringellöckchen schimmerte und wunderbar zu dem schlichten goldenen Reif um ihren Hals passte.
»Warum musst du dich daran erinnern?«, hakte sie spielerisch nach. Heute Abend durften sie in aller Öffentlichkeit nach Herzenslust flirten. Denn heute Abend war es ihre Aufgabe, sich als verlobtes Paar zu präsentieren. Die Anzeige ihrer Verlobung hatten sie bereits an die Gazette und die Morning Post geschickt, und am nächsten Tag sollte sie erscheinen. Aber für die Gäste, die das Paar auf Lady Broughtons Willkommensparty bereits beobachtet hatten, war die Anzeige keine Überraschung. Es war erleichternd, sich vor aller Augen in Grevilles Gesellschaft ganz natürlich verhalten zu können. In dieser Hinsicht gab es tatsächlich keinerlei Schauspielerei, und die Gäste bekamen alles zu sehen, was es zu sehen gab.
»Oh, es könnte sein, dass es mich von Zeit zu Zeit drängt, dir ein Geschenk zu kaufen«, meinte er mit einer lässigen Geste und ließ ihren Ellbogen los, damit er bei dem Lakaien zwei Gläser Champagner vom Tablett nehmen und ihr eines reichen konnte. »Ein Toast«, murmelte er sanft und hielt ihren Blick fest, während sein Glas leise gegen ihres klirrte. »Auf unsere Partnerschaft.« Er hob das Glas an die Lippen, und seine grauen Augen schauten sie immer noch an, als sie tranken. In dieser Sekunde kam es ihr vor, als befänden sie sich vollkommen allein im Empfangszimmer, als hätten die übrigen Gäste sich
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