Süße Fesseln der Liebe
im Haus deiner Tante.«
Anstatt zu antworten, legte Greville ihr die Hand auf den Rücken und drängte sie in den Korridor. Sie gehorchte dem Druck seiner Hand und ließ sich in ein kleines, verlassenes Vorzimmer geleiten. »Das Bild da drüben zeigt einen meiner schändlichen Ahnen«, erklärte Greville nebenbei. »Ich glaube, er war Pirat, und das ist noch diplomatisch ausgedrückt. Ein liebenswerter Teufel, meinst du nicht auch?«
Aurelia fühlte sich ihm nicht ganz gewachsen, betrachtete aber gehorsam das Porträt des nach allen Regeln der Kunst gekleideten Gentleman aus dem elisabethanischen Zeitalter. »Oh, er trägt einen goldenen Ohrring! War das in jenen Zeiten üblich?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Greville hinter ihr. Irgendetwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen, und sie drehte sich um.
»Oh.« Ihre Lippen formten ein perfektes Rund. In Grevilles geöffneter Handfläche lag eine kleine Schachtel, die er ihr entgegenstreckte. »Was ist das?«
»Mach es auf. Ich kann es selbst kaum glauben, wie raffiniert ich bin.« Er klang überaus selbstzufrieden.
Verwirrt und aufgeregt griff Aurelia nach der Schachtel.
»Es wird nicht beißen.« Er musterte sie mit einem neugierigen kleinen Lächeln.
Sie öffnete die Schachtel. Auf dem schwarzen Samt lag ein wundervoller, viereckig geschnittener Smaragdring. »Oh, oh, er ist wirklich wundervoll … was für ein perfekter Stein.« Ehrfürchtig nahm sie ihn aus der Schachtel und hielt ihn gegen das Licht. Der Stein glomm im tiefsten Grün, das sich aus der weißgoldenen Einfassung abhob, auf der kleine Diamanten glitzerten.
»Es ist wunderbar, dass du ausgerechnet heute Abend solche Farben trägst«, flüsterte Greville und nahm ihr den Ring ab. »Gib mir deine Hand.« Er nahm ihre linke Hand und ließ den Ring auf ihren Ringfinger gleiten. »Gut. Ich habe die passende Größe ausgesucht.«
Aurelia drehte die Hand im Licht. »Ich hätte niemals geglaubt …«
»Was?«
»Oh, ich hätte niemals geglaubt, dass wir … die Angelegenheit vorschriftsmäßig über die Bühne bringen würden. Wie jetzt.« Kopfschüttelnd beendete Aurelia den Satz.
»In meinem Beruf pflegt man die Angelegenheiten nicht halbherzig zu erledigen.« Er lächelte immer noch, obwohl ein sehr ernster Unterton in seiner Stimme lag.
»Ja. Aber ein unechter Stein hätte den Zweck auch erfüllt, und ich weiß, dass dies kein unechter Stein ist.«
»Nein, ist es nicht.« Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie fest. »Ich würde es niemals wagen, deinen Einsatz für die Arbeit mit einer solchen Beleidigung zu verunglimpfen. Du bist meine Partnerin, und ich achte und ehre dich als solche.« Wieder schimmerte in seinen Augen ein merkwürdiger Glanz, als er leise hinzufügte: »Außerdem bist du viel zu schön, um irgendetwas Unechtes zu tragen.«
»Sir, ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass Sie so ein außerordentliches Lob verteilen«, erwiderte Aurelia und bemühte sich um ein Lächeln trotz des Tränenschleiers, der ihr plötzlich die Sicht vernebelte. Ihre Stimme klang hell, obwohl ihr die Kehle wie zugeschnürt war.
»Oh, nein, meine Liebe, das ist sonst gewiss nicht meine Art. Aber sollen wir der Welt da draußen nicht besser beweisen, dass wir verlobt sind?«
»Ja … ja, natürlich. Die Gelegenheit könnte nicht besser sein, nicht wahr?« Sie unterdrückte die lästigen Tränen und schluckte den Kloß im Hals hinunter. Natürlich hatte er sich diesen Abend absichtlich ausgesucht, weil er wusste, welchen Eindruck der Ring auf der Party machen würde. Aber selbst als er sie ins Esszimmer begleitete, war ihr vollkommen klar, dass dieses Geschenk nichts mit seinem verborgenen Zweck zu tun hatte, auch wenn er den Anlass aus pragmatischen Gründen gewählt hatte.
Cornelia bemerkte den Schmuck als Erste und riss die Augen auf. »Was für ein wundervoller Stein«, rief sie atemlos, griff nach Aurelias Hand und schaute den zaghaft lächelnden Greville quer über den Tisch an. »Sir, Sie haben wirklich ein ausgezeichnetes Auge.«
»Vielen Dank, Ma'am.« Greville nickte.
Mit der Unbefangenheit eines alten Freundes griff Harry ebenfalls nach Aurelias Hand und begutachtete den Ring. »Glückwunsch, Colonel.« Er pfiff leise durch die Zähne.
»Und was ist mit mir?«, warf Aurelia lachend ein.
Anstelle einer Antwort beugte Harry sich zur Seite und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Das versteht sich von selbst, meine Liebe. Ich wünsche dir alles Glück der
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