Süße Herzensbrecherin
eine Weile freundlich zu ihm zu sein. Außerdem konnte er ihr unter Umständen größere Unannehmlichkeiten bereiten, wenn sie sich weigerte, mit ihm zu tanzen, da er es nicht gewohnt war, abgewiesen zu werden.
Ihr Zögern schien ihn nicht im Mindesten zu entmutigen. „Kommen Sie, Miss Greenwood, die Leute beginnen die Köpfe nach uns zu drehen. Ihre Zurückhaltung stimmt mich umso entschlossener, Sie aufs Parkett zu führen. Ich möchte diesen Tanz mit Ihnen tanzen, andernfalls überdenke ich die Höhe meiner Spende noch einmal. Die Summe fällt, mit anderen Worten gesprochen, deutlich geringer aus, wenn Sie mir einen Korb geben. Falls Ihre Mitstreiter im Institut dies herausfinden, werden sie Ihnen niemals vergeben.“
Zu seiner größten Verblüffung schenkte sie ihm ein unbeschwertes Lächeln. Fast wäre er ins Taumeln geraten bei ihrem entzückenden Anblick. Winzige Kerzenflammen spiegelten sich in ihren Augen wider, ihre Wangen waren zart rosig, und zwischen ihren leicht geöffneten Lippen kamen wunderbar ebenmäßige weiße Zähne zum Vorschein. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die Grübchen in ihren Wangen, die sich reizend vertieften, als aus ihrem Lächeln ein Lachen wurde. Er war augenblicklich verzaubert und nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen.
„Ich nehme an, aus Höflichkeit könnte ich Ihnen einen Tanz gewähren, Captain Lampard.“
„Und aus Vorfreude auf eine großzügige Spende“, beeilte er sich zu betonen.
„Natürlich – aber das klingt mehr wie eine Erpressung.“
„Man könnte es so nennen“, erwiderte er sanft, „doch ich würde es vorziehen, wenn Sie sich überzeugt und nicht erpresst fühlten.“
„Also schön. Ich bin überzeugt. Ich kapituliere.“
Wie es sich gehörte, bot William Miss Greenwood den Arm und lachte. „Das hatte ich gehofft“, gab er zu. „Wenn wir so fortfahren, Miss Greenwood, werden wir vielleicht sogar Freunde.“
„Ich gebe Ihnen den Rat, nicht darauf zu wetten, Captain“, antwortete sie mit einem dünnen Lächeln.
„Ich würde in der Tat versucht sein, es dennoch zu tun“, erwiderte er in dem unbehaglichen Bewusstsein, wie nahe ihre Bemerkung der Wahrheit kam. „Ich bin nicht abgeneigt, gelegentlich eine Wette einzugehen“, fügte er hinzu und geleitete Cassandra auf die Tanzfläche, wo sich die Paare zu einem Walzer einfanden.
Natürlich entging den meisten Ballgästen nicht, dass der stadtbekannte Frauenheld den ersten Tanz nach seiner Rückkehr aus Spanien ausgerechnet mit der spröden Miss Greenwood tanzte, und allenthalben wurden mit bedeutungsvollen Mienen Mutmaßungen ausgetauscht.
William legte Cassandra den Arm um die Taille und ergriff ihre Hand. „Ich hoffe inständig, dass Sie die Wahrheit gesagt haben und tatsächlich tanzen können, Miss Greenwood. Andernfalls machen wir uns beide zum Gespött“, flüsterte er so nahe an ihrem Ohr, dass sein sündhaft sinnlicher Mund ihr Ohrläppchen fast berührte.
„Nur weil ich für gewöhnlich nicht tanze, heißt das noch lange nicht, dass ich die Schrittfolgen nicht beherrsche. Und nun führen Sie mich, dann kann ich entsprechend folgen.“
„Es ist mir ein Vergnügen, Miss Greenwood, wahrhaftig ein Vergnügen. Für die Dauer dieses einen Tanzes vergessen Sie bitte Ihr Institut, Ihre Kinder und Ihre Spendenein treiberei, und seien Sie einfach nur eine junge Dame des ton, die sich amüsieren will. Ich sage Ihnen, es ist ein grö ßerer Genuss zu tanzen, als den betuchten Gästen Geld zu entlocken.“
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wirbelte er mit ihr über das Parkett. Seine Sinne waren geweckt von dem schwer bestimmbaren betörenden Duft, der sie umgab. Miss Greenwood näher kennenzulernen wäre ihm in der Tat höchst willkommen. Kühn zog er sie an sich, sodass seine Hüften ihre berührten. Er bemerkte, dass eine Gänsehaut ihre nackten Arme überlief, und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, ihre vollen Lippen zu küssen. Und unwillkürlich drängte sich ihm die Vorstellung auf, wie herrlich es sein musste, wenn sie sich liebten. Das Blut begann ihm in den Adern zu pulsieren, und sein Körper reagierte in einer Weise, die ihn zwang, derartige Gedanken zu verdrängen.
Es hätte ihn überrascht – und erfreut – zu erfahren, dass Cassandras Gedanken sich in eine ganz ähnliche Richtung bewegten. Er riecht so gut nach Sandelholz, ging es ihr durch den Kopf, während er sie mit kraftvoller Eleganz über das Parkett führte, und obwohl
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