Suesse Hoelle
machen Sie allen klar, wenn jemand zu Marlie will, muss er erst mich aus dem Weg räumen.«
»Wird gemacht!«
Dane legte den Hörer auf und stellte als erstes die Klingel des Telefons ab, ehe er sich wieder um Marlie kümmerte. Sie lag noch immer so, wie er sie gebettet hatte, ihre Brust hob und senkte sich kaum. Sie hatte in den letzten Wochen an Gewicht verloren, stellte er fest, dabei hatte sie sowieso nicht viel zuzusetzen. Wenn das alles vorbei war, würde er sie ganz sicher von hier wegbringen, würde mit ihr den Urlaub machen, den er ihr versprochen hatte, irgendwo, wo es ruhig und abgeschieden war, wo sie nichts anderes tun würden als essen, schlafen und einander lieben.
Vorsichtig entkleidete er sie und legte sie nackt unter die Decke. Seit er bei ihr eingezogen war, hatte sie sowieso immer nackt geschlafen. Er warf einen Blick auf die Uhr. Viertel nach zwölf. Es war auch für ihn Zeit, schlafen zu gehen. Sicherlich würde er nicht einschlafen, doch wenigstens konnte er sie in seinen Armen halten. Er zog sich aus und schlüpfte neben sie, dann zog er ihren schmalen, sanften Körper an sich, um ihn zu wärmen. Der schwache Duft ihrer Haut beruhigte ihn. Er barg sein Gesicht in ihrem dichten, seidigen Haar. »Schlaf, meine Süße«, flüsterte er. »Ich werde für dich sorgen.«
Um elf Uhr am nächsten Morgen versuchte er, sie aufzuwecken, doch sie reagierte nicht. Sein Piepser machte ihn schon seit Stunden verrückt. Bonness hatte jede halbe Stunde bei ihm angerufen, Trammell auch schon zweimal. Grace war dreimal dran gewesen und hatte gefragt, ob er sie brauche, damit er sich ein wenig ausruhen könne.
Trammell hatte die Idee gehabt, den Fernseh- und Radiostationen die Nachricht durchzugeben, dass es einen erneuten Mord gegeben hatte, dass aber das Opfer noch nicht gefunden worden war. Alle Leute sollten aufgefordert werden, nach ihren Nachbarn zu sehen und ihre Angehörigen anzurufen. Diese Taktik würde allerdings etliche Menschen in die Hysterie treiben, wenn sie ihre Lieben nicht gleich erreichen könnten - der Polizeichef Champlin war an die Decke gegangen, als er diese Nachricht im Radio vernahm. Den Bürgermeister wollte der Schlag treffen. Hatten sie denn keine Ahnung, dass man sie deswegen verklagen könnte? Er stellte sich Tausende von Menschen vor, die sie wegen Panikmache vor den Kadi bringen würden. Bonness rettete seine Haut, indem er alles Trammell anlastete, obwohl er selbst seine Zustimmung gegeben hatte. Als der Polizeichef Trammell per Fernsprecher anschrie, erklärte Trammell ganz kühl, dass eine solche Taktik üblich war bei Naturkatastrophen und Notfällen, wie zum Beispiel Hitzewellen, wo man die Bevölkerung oft bat, nach ihren Freunden und Verwandten zu sehen. Das beruhigte den Polizeichef ein wenig, doch glücklich war er über die Vorgehensweise nicht.
In der ganzen Stadt läuteten Telefone und Türglocken.
Carroll Janes genoss einen gemütlichen Vormittag in seinem Bett. Er war verwirrt, als er um die Mittagszeit seinen Fernseher einschaltete und die Neuigkeit hörte. Wenn die Cops das Opfer noch nicht gefunden hatten, woher wussten sie dann, dass es eines gab? Doch er war nicht beunruhigt; niemand hatte ihn gesehen, man konnte ihn nicht identifizieren. Gähnend stellte er den Apparat wieder aus. Sollten sie doch suchen!
Um halb eins hatte Dane Marlie soweit aufgeweckt, dass sie zur Toilette gehen und etwas Wasser trinken konnte, doch sobald er ihr zurück ins Bett geholfen hatte, war sie wieder eingeschlafen.
Um 12:55 Uhr meldete sich sein Piepser abermals. Auf dem Display erschien Trammells Nummer, widerstrebend wählte Dane sie.
»Wir haben sie gefunden«, gab Trammell durch. »Ihr Name ist Marilyn Elrod. Ihr Mann, der nicht mehr mit ihr zusammenlebt, hat die Nachricht im Fernsehen gehört und dann vom Haus seiner Freundin aus bei ihr angerufen. Als sie sich nicht meldete, ist er hingefahren. Ihr Wagen stand in der Einfahrt, doch sonst stellt sie ihn immer in die Garage, deshalb war er sofort alarmiert. Er hatte noch einen Hausschlüssel, also konnte er gleich rein und hat sie dann oben im Schlafzimmer gefunden.«
»Marilyn«, sagte Dane. »Nicht Maryland. Marilyn.«
»Ja. Hör mal, möchtest du, dass Grace zu euch kommt und bei Marlie bleibt, damit du den Schauplatz besichtigen kannst?«
Es gefiel ihm nicht, Marlie alleinzulassen, doch es war sein Job, an diesem Wochenende hatte er Notdienst.
»Schick sie rüber«, brummte er unwillig.
»Sie ist schon
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