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Suesse Hoelle

Suesse Hoelle

Titel: Suesse Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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umzuziehen und noch eine Tasse Kaffee zu trinken. Jim Ewan war in vielen Dingen ein Durchschnittsmensch: mittelgroß, mittelschwer, mit einer durchschnittlichen Figur. Doch seine Augen blickten wachsam, es waren die zynischen Augen eines Polizisten, eines Mannes, der es gewohnt war, vieles zu sehen und alles zu erwarten.
    An den Zwischenfall am Freitag Abend erinnerte er sich sehr gut.
    »Es war ziemlich gespenstisch«, sagte er, als er wieder darüber nachdachte. »Sie saß einfach da, wie eine Schaufensterpuppe. Ihre Augen waren offen und starrten auf einen Punkt - im ersten Augenblick habe ich geglaubt, es handele sich um eine Leiche. Ich habe mit der Taschenlampe in den Wagen geleuchtet, doch konnte ich nichts Auffälliges entdecken. Sie atmete sichtbar. Dann habe ich mit der Taschenlampe an das Fenster geklopft, und es dauerte eine Weile, bis sie mich bemerkte.«
    Dane fühlte, wie ihm ein Schauder über den Rücken lief. »War sie vielleicht ohnmächtig geworden?«
    Polizist Ewan biss sich auf die Lippen. »Die einzigen Menschen, die ich je mit einem solchen Blick gesehen habe, waren entweder Leichen oder Verrückte. Wenn man ohnmächtig wird, macht man die Augen zu.«
    »Und wie ging es weiter?«
    »Es sah so aus, als wäre sie wirklich verwirrt, und sie machte im ersten Augenblick einen sehr verängstigten Eindruck. Sie hatte Schwierigkeiten, sich zu bewegen, wie jemand, der aus einer Narkose erwacht. Doch dann hat sie das Fenster heruntergekurbelt und erklärte, sie hätte einen leichten epileptischen Anfall gehabt. Ich habe sie gebeten, aus dem Wagen zu steigen und so geschah es. Sie hat am ganzen Körper gezittert. Ich konnte keinen Alkohol riechen, und sie schien auch keine Drogen genommen zu haben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits über Funk ihre Autonummer durchgegeben und die Nachricht erhalten, dass alles in Ordnung sei. Deshalb gab es auch keinen Grund, sie festzuhalten. Wie ich schon sagte, sie war ziemlich unsicher auf den Beinen, deshalb bin ich ihr bis nach Hause gefolgt, um ihr notfalls beizustehen.«
    »Um wie viel Uhr war das ?« wollte Dane wissen.
    »Mal sehen. Ich kann mir meine Berichte von dieser Nacht noch mal vorknöpfen, wenn Sie wollen, damit ich Ihnen die genaue Zeit nenne. Aber ich glaube, es war kurz nach Mitternacht, vielleicht eine Viertelstunde nach zwölf.«
    »Danke«, sagte Dane. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Gern geschehen.«
    Dane fuhr zurück, er dachte über das nach, was Jim Ewan ihm erzählt hatte. Für eine so kurze Begegnung hatte er eine ganze Menge Informationen bekommen.
    Zunächst einmal war Marlie Keen am anderen Ende der Stadt gewesen, zu dem Zeitpunkt, als Nadine Vinick ermordet wurde.
    Der Bericht des Polizisten Ewan bestätigte das, was Marlie ihm gesagt hatte, auch die Art, wie sich die >Vision< bei ihr ausgewirkt hatte.
    Also, was folgerte er daraus? Logischerweise konnte er sie nicht länger als Tatverdächtige ansehen, und irgend etwas in seinem Inneren seufzte auf vor Erleichterung. Sie war nicht am Ort des Geschehens, sondern hatte ein Alibi. Es gab nichts, was sie mit dem Mord in Verbindung brachte ... bis auf ihre eigene Darstellung. Sie hatte gesehen , wie der Mord geschah. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Aber wie?
    Sie wusste etwas, das sie ihm nicht verraten hatte. Das müsste auch der Grund für die Schatten in ihren Augen sein. Er würde herausfinden, was sie vor ihm verbarg, er würde ihr auf den Zahn fühlen, was sie mit diesem Mord verband. Vorläufig war die einzige Erklärung tatsächlich ihre übersinnliche Wahrnehmungsfähigkeit, und das mochte er nicht glauben. Noch nicht.
    Vielleicht würde er es niemals glauben können, doch für den Augenblick... noch nicht.

6
    Er spürte flammende Wut in sich, als die Frau sich verabschiedete, doch hielt er sich unter Kontrolle, so wie er alles unter Kontrolle hielt. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, seine Empörung zu zeigen, es wäre unangebracht. Alles der Reihe nach. Er blickte auf das Beschwerdeformular, das die Frau ausgefüllt hatte und lächelte, als er ihren Namen las: Jacqueline Sheets, 3311 Cypress Terrace. Die Zuversicht auf Rache verschaffte ihm einen gewissen Frieden. Dann sorgte er dafür, dass sein Körper Annette die Sicht versperrte, und ließ das Formular in seine Tasche gleiten, um es später zu vernichten. Nur ein Dummkopf würde es herumliegen lassen, damit einer von diesen ewigen Besserwissern es las und sich später daran erinnerte. Doch es sollte niemand

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