Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Hoelle

Suesse Hoelle

Titel: Suesse Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Opfern erkoren hatte. Doch das bedeutete, dass er jetzt zusätzlich zu seinem Kampfnaturell auch noch den umfassenden Zynismus, die kühle Distanz des Polizisten besaß, die Mauer, die die Ordnungshüter zwischen sich und den Menschen errichteten, denen sie dienten.
    Sie kannte eine Menge Streiter für die Gesetze, die dieses Verhalten gemeinsam hatten. Polizisten waren nur in Gesellschaft ihrer Kollegen entspannt, die das gleiche gesehen, das gleiche getan hatten. Keiner von ihnen ging nach Hause und erzählte seinem Lebenspartner von dem Wahnsinn und der Verworfenheit, denen sie jeden Tag begegneten. Was wäre das für ein zweischneidiges Gesprächsthema beim Essen! Polizisten hatten die höchste Scheidungsrate. Der Stress war unvorstellbar.
    Und die Kommissare hatten noch nie gewusst, was sie mit ihr anfangen sollten. Zuerst glaubten natürlich alle an einen Scherz. Erst wenn sie dann unter Beweis stellte, wozu sie in der Lage war, wurde es ihnen in ihrer Nähe unbehaglich, weil ihre übersinnlichen Fähigkeiten sie zu einer der Ihren machte. Nur ein Cop verstand einen anderen Cop. Das war eine Tatsache. Aber sie hatte tatsächlich ihre Gefühle gefühlt, ihre Wut, ihre Angst und ihren Abscheu. Ihr gegenüber konnten sie die gewohnte Mauer nicht errichten, was sie völlig verunsicherte.
    Und dann, vor sechs Jahren, hatte sie gelernt, die Gefühle der anderen Menschen so zu lesen, wie jeder es tat, indem sie unterschwellige Hinweise der Körpersprache auffing, den Ton der Stimme, den Gesichtsausdruck. Sie war wie ein Baby gewesen, das sprechen lernte, weil sie sich nie zuvor auf visuelle Eindrücke hatte verlassen müssen. Eine Zeitlang hatte sie sich sogar geweigert, das zu lernen, sie wollte nur in Ruhe gelassen werden in ihrer heiligen Stille. Aber die totale Isolation liegt nicht in der menschlichen Natur, sogar Einsiedler halten sich Tiere zur Gesellschaft. Als sie ein gewisses Selbstbewusstsein entwickelte, hatte sie instinktiv damit begonnen, die Leute zu beobachten und sie zu verstehen. Jedoch Detektiv Hollister zu verstehen war schwierig. Sie verzog den Mund. Vielleicht hing es damit zusammen, dass sie es kaum ertragen konnte, ihn anzusehen. Dabei wirkte er nicht abstoßend, trotz seines grobgeschnittenen Gesichtes war das nicht der Fall, aber seine Autorität machte ihr zu schaffen. Er brachte sie in Verlegenheit, wenn er sie so anstarrte, wenn er sie so lange ausfragte, bis Erinnerungen in ihr hochkamen, die sie lieber vergessen wollte.
    Sie fürchtete sich nicht vor ihm, trotz seiner Einschüchterungsversuche; er konnte sie mit dem Mord an Nadine Vinick nicht in Verbindung bringen, weil es eine solche Verbindung nicht gab. Wo keine Beweise waren, konnte man auch keine finden. Aber die Unsicherheit, die sie in seiner Nähe fühlte...
    Marlie erstarrte, sie riss die Augen auf und blickte ins Nichts, während sie in ihrem Kopf das Gefühl zu ergründen trachtete, das sie beschlichen hatte. Es war keine Vision, nichts, was sie überwältigte. Doch sie spürte ganz definitiv eine vage, kalte Feindseligkeit, eine Bedrohung.
    Mit eckigen Bewegungen stand sie auf und begann, in dem Zimmer auf und ab zu laufen, während sie sich um Ordnung in ihren Gedanken bemühte. Was geschah mit ihr? Kehrte die frühere Gabe zurück, oder war das, was sie fühlte, nur eine ganz normale Reaktion auf den Stress?
    Sie hatte an Hollister gedacht, und ganz plötzlich verlor sie wieder den Boden unter den Füßen. Das wäre ganz einfach zu verstehen, wenn Hollister eine Bedrohung darstellte. Die meisten Menschen würden das glauben. Marlie analysierte dieses Gefühl noch einmal und stellte dann fest, dass sie vor Hollister, im Zusammenhang mit seinem Verhör, überhaupt keine Angst hatte.
    Das Gefühl eines Angriffs kehrte zurück, wurde stärker. Marlie keuchte auf, weil ihr plötzlich übel wurde. Irgend etwas passierte. Himmel, da geriet etwas aus den Fugen. Aber was? Hatte es etwas mit Hollister zu tun? War er in Gefahr?
    Sie blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Vielleicht sollte sie ihn anrufen, um festzustellen, ob mit ihm alles in Ordnung war. Aber was sollte sie sagen? Nichts. Es gab nichts zu sagen. Wenn er den Telefonhörer aufnahm, dann konnte sie beruhigt sein und ganz einfach wieder auflegen.
    Ein dummer Trick. Diese Ahnung von Unheil machte sie ganz krank. Kalter Schweiß brach ihr aus, sie wurde hin und her gerissen, weil sie sich nicht entschließen konnte, und dann folgte sie auf einmal nur noch ihrem

Weitere Kostenlose Bücher